Rund 124 US-Dollar: So viel kostet aktuell ein Fass Öl von der Marke WTI. Der Preis für Öl, er ist in den letzten Jahren kräftig gestiegen. So kräftig, dass der Rohstoff mittlerweile mit Methoden gewonnen wird, die vor Jahren noch undenkbar erschien. Besonders in Kanada wird Öl aus Ölsand oder auch Teersand gewonnen. Eine teure, aufwändige und nicht wirklich umweltfreundliche Methode. Wer in der Nähe der Abbaugebiete lebt, der hat unter den Folgen der Jagd auf das "schwarze Gold" zu leiden.
- Dieter Nürnberger, Sie haben heute in Berlin einen Anwohner dieser Region getroffen.
Frage: Ölgewinnung aus Sand? Wie funktioniert das eigentlich?
Dieter Nürnberger: Es ist in der Tat ein sehr aufwändiges Verfahren der Ölgewinnung. Teersand besteht aus einer Mischung von Sand, anderen Stoffen des Erdreichs und auch aus Bitumen. Bitumen wurde in der Vergangenheit oft auch als Erdpech bezeichnet. Das ist im Grunde eine klebrige, klumpige Masse, die da zuallererst gefördert wird. In einem aufwendigen Prozess muss dann dieser Stoff vom Sand befreit werden, um schließlich mithilfe von Wasserstoff zu verwertbarem Öl raffiniert zu werden. Diese Art der Ölförderung wird bislang nur in Kanada, Russland und auch Venezuela praktiziert. Eine aufwändige und teure Ölgewinnung, aber in Zeiten steigender Energiepreise, auch in Zeiten, in denen beispielsweise der Peak bei der herkömmlichen Erdölförderung etwa in den arabischen Ländern absehbar ist, für Unternehmen mehr und mehr lukrativ. Dem voran geht natürlich die Rodung der betroffenen Gebiete, in Kanada sind riesige Waldflächen davon betroffen. Der Aufwand an Wasser zum Rauswaschen dieser Pech- oder Teerklumpen ist zudem enorm. Und deshalb wird inzwischen auch vom "schmutzigen Öl aus Teersand" gesprochen.
Frage: Klingt ziemlich aufwändig. Was bedeutet der Abbau für die Natur und die Anwohner?
Dieter Nürnberger: Bleiben wir hier beim Beispiel Kanada. In diesen nordamerikanischen Wäldern ist inzwischen eine Region im Landesinnern betroffen, die eine Größe von England und Wales zusammen hat. Und es ist gleichzeitig auch die Heimat vieler indigener Stämme, die beispielsweise von der Jagd leben. Die Umweltorganisation Greenpeace hat dazu heute Bill Erasmus nach Berlin eingeladen. Erasmus ist vom Stamm der Dene, rund 25.000 Einwohner fühlen sich diesem Stamm zugehörig. Und sie sehen mehr und mehr ihre Lebensgrundlage gefährdet:
"Bei uns Norden - so Erasmus - gibt es den recht bekannten Fluss Yukon. Der fließt nach Norden, Richtung Meer. Als ich ein Kind war, so der heute 57-Jährige, sei diese Waldregion ohne jede Art von Umweltverschmutzung gewesen. Das hat sich durch die jahrelange Förderung von Teersand geändert. Inzwischen ist vor allem das Wasser verschmutzt, Schadstoffe werden auch durch Wind und Regen herbeigetragen. Und es nimmt mehr und mehr zu."
Hintergrund ist, dass bei dem aufwändigen Verfahren dieser Ölgewinnung beispielsweise Stick- und Schwefeloxide freigesetzt werden. Hinzu kommen Kohlenwasserstoffe und auch Feinstaub. Es geht also auch um Emissionen, durch den Teersand-Abbau würden drei- bis viermal mehr Klimagase freigesetzt wie bei der normalen Ölförderung, sagen Umweltgruppen.
Frage: Auch die EU hat sich des Themas nun angenommen. Öl mit einer schlechten CO2-Bilanz soll nach Möglichkeit nicht mehr importiert werden. Also auch Teersand – wie weit ist man da?
Dieter Nürnberger: Hier geht es um die Kraftstoffqualitätsrichtlinie der EU. Eigentlich sollte bereits Ende Februar innerhalb der Kommission eine Entscheidung dazu fallen, wie dieses Teersand-Öl bewertet wird. Aber hier fand eine Vertagung statt. Greenpeace-Energieexperte Christoph von Lieven über diese Richtlinie und mögliche Konsequenzen:
"Es geht dabei darum, dass der Kraftstoff, der in Europa genutzt wird, einen niedrigen CO-2-Wert oder "Fußabdruck" haben soll. Dass alle Teile eines Kraftstoffes auch an diesem CO2-Abdruck gemessen werden sollen. Produkte aus Teersand würden deswegen darunter fallen, weil sie einen sehr viel höheren CO2-Abdruck haben, als beispielsweise konventionell geförderte Öle aus Saudi-Arabien."
Greenpeace sagt, dass inzwischen Kanada der EU auch mit einer Art Handelskrieg gedroht habe, sollte die Kommission hier eine negative Einstufung von Teersand-Öl vornehmen. Denn dies käme dann im Grunde ein Importverbot gleich. Deutschland hat sich übrigens bei der Abstimmung Ende Februar enthalten, nun wird eine Entscheidung der Kommission im Frühsommer erwartet.
- Dieter Nürnberger, Sie haben heute in Berlin einen Anwohner dieser Region getroffen.
Frage: Ölgewinnung aus Sand? Wie funktioniert das eigentlich?
Dieter Nürnberger: Es ist in der Tat ein sehr aufwändiges Verfahren der Ölgewinnung. Teersand besteht aus einer Mischung von Sand, anderen Stoffen des Erdreichs und auch aus Bitumen. Bitumen wurde in der Vergangenheit oft auch als Erdpech bezeichnet. Das ist im Grunde eine klebrige, klumpige Masse, die da zuallererst gefördert wird. In einem aufwendigen Prozess muss dann dieser Stoff vom Sand befreit werden, um schließlich mithilfe von Wasserstoff zu verwertbarem Öl raffiniert zu werden. Diese Art der Ölförderung wird bislang nur in Kanada, Russland und auch Venezuela praktiziert. Eine aufwändige und teure Ölgewinnung, aber in Zeiten steigender Energiepreise, auch in Zeiten, in denen beispielsweise der Peak bei der herkömmlichen Erdölförderung etwa in den arabischen Ländern absehbar ist, für Unternehmen mehr und mehr lukrativ. Dem voran geht natürlich die Rodung der betroffenen Gebiete, in Kanada sind riesige Waldflächen davon betroffen. Der Aufwand an Wasser zum Rauswaschen dieser Pech- oder Teerklumpen ist zudem enorm. Und deshalb wird inzwischen auch vom "schmutzigen Öl aus Teersand" gesprochen.
Frage: Klingt ziemlich aufwändig. Was bedeutet der Abbau für die Natur und die Anwohner?
Dieter Nürnberger: Bleiben wir hier beim Beispiel Kanada. In diesen nordamerikanischen Wäldern ist inzwischen eine Region im Landesinnern betroffen, die eine Größe von England und Wales zusammen hat. Und es ist gleichzeitig auch die Heimat vieler indigener Stämme, die beispielsweise von der Jagd leben. Die Umweltorganisation Greenpeace hat dazu heute Bill Erasmus nach Berlin eingeladen. Erasmus ist vom Stamm der Dene, rund 25.000 Einwohner fühlen sich diesem Stamm zugehörig. Und sie sehen mehr und mehr ihre Lebensgrundlage gefährdet:
"Bei uns Norden - so Erasmus - gibt es den recht bekannten Fluss Yukon. Der fließt nach Norden, Richtung Meer. Als ich ein Kind war, so der heute 57-Jährige, sei diese Waldregion ohne jede Art von Umweltverschmutzung gewesen. Das hat sich durch die jahrelange Förderung von Teersand geändert. Inzwischen ist vor allem das Wasser verschmutzt, Schadstoffe werden auch durch Wind und Regen herbeigetragen. Und es nimmt mehr und mehr zu."
Hintergrund ist, dass bei dem aufwändigen Verfahren dieser Ölgewinnung beispielsweise Stick- und Schwefeloxide freigesetzt werden. Hinzu kommen Kohlenwasserstoffe und auch Feinstaub. Es geht also auch um Emissionen, durch den Teersand-Abbau würden drei- bis viermal mehr Klimagase freigesetzt wie bei der normalen Ölförderung, sagen Umweltgruppen.
Frage: Auch die EU hat sich des Themas nun angenommen. Öl mit einer schlechten CO2-Bilanz soll nach Möglichkeit nicht mehr importiert werden. Also auch Teersand – wie weit ist man da?
Dieter Nürnberger: Hier geht es um die Kraftstoffqualitätsrichtlinie der EU. Eigentlich sollte bereits Ende Februar innerhalb der Kommission eine Entscheidung dazu fallen, wie dieses Teersand-Öl bewertet wird. Aber hier fand eine Vertagung statt. Greenpeace-Energieexperte Christoph von Lieven über diese Richtlinie und mögliche Konsequenzen:
"Es geht dabei darum, dass der Kraftstoff, der in Europa genutzt wird, einen niedrigen CO-2-Wert oder "Fußabdruck" haben soll. Dass alle Teile eines Kraftstoffes auch an diesem CO2-Abdruck gemessen werden sollen. Produkte aus Teersand würden deswegen darunter fallen, weil sie einen sehr viel höheren CO2-Abdruck haben, als beispielsweise konventionell geförderte Öle aus Saudi-Arabien."
Greenpeace sagt, dass inzwischen Kanada der EU auch mit einer Art Handelskrieg gedroht habe, sollte die Kommission hier eine negative Einstufung von Teersand-Öl vornehmen. Denn dies käme dann im Grunde ein Importverbot gleich. Deutschland hat sich übrigens bei der Abstimmung Ende Februar enthalten, nun wird eine Entscheidung der Kommission im Frühsommer erwartet.