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Schwarzes Meer
Keine Überlebenden bei Flugzeugabsturz in Russland

Über dem Schwarzen Meer ist eine russische Tupolew Tu-154 abgestürzt. Die 92 Menschen an Bord sind wohl alle ums Leben gekommen, darunter auch mehr als 60 Mitglieder des bekannten Alexandrow-Armeechores. Russlands Präsident Putin ordnete einen landesweiten Tag der Trauer an. Bundeskanzlerin Merkel kondolierte.

    Helfer tragen eine Bahre über einen Steg.
    Hilfskräfte in Russland haben ein Opfer des Flugzeugabsturzes über dem Schwarzen Meer geborgen. (AFP )
    Die Maschine war in der Nacht in Adler gestartet, dem Flughafen der Stadt Sotschi. Die Tupolew kam nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums aus Moskau und war in Sotschi zwischengelandet, um aufzutanken. Um 5.40 Uhr Ortszeit verschwand sie vom Radar. Vor der Küste wurden wenige Stunden später Trümmerteile gefunden, auch ein erstes Absturzopfer wurde geborgen. Die 92 Menschen an Bord hätten "praktisch keine Chance gehabt", hieß es aus Moskau.
    An Bord der Maschine waren laut Verteidigungsministerium Soldaten, darunter Sänger und Tänzer des Alexandrow-Ensembles sowie neun Journalisten und acht Besatzungsmitglieder. Auch der Leiter des Armeechores, Waleri Chalilow, stand auf der Passagierliste. Er habe mit rund 60 Sängern nach Latakia in Syrien fliegen wollen. Dort war ein Konzert auf der russischen Luftwaffenbasis geplant.
    Suchaktion dauert an
    Warum die Maschine des Typs TU-154 abstürzte, ist noch nicht geklärt. Die russische Nachrichtenagentur RIA berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, vorläufige Daten ließen auf einen technischen Defekt oder einen Pilotenfehler schließen. Der Agentur Interfax zufolge setzte das Flugzeug keinen Notruf ab. Das Wetter sei gut gewesen.
    Ein Flugzeug vom Typ Tupolev-154 auf einem verschneiten Flughafen.
    Ein Flugzeug vom Typ Tupolev-154. Eine solche Maschine ist über dem Schwarzen Meer abgestürzt. (picture alliance / dpa / TASS)
    Die Suchaktion dauere noch an, sagte General Igor Konaschenkow. Es seien vier Schiffe, fünf Hubschrauber und eine Drohne beteiligt. Von den Insassen dürfte aber niemand überlebt haben. Russische Medien zitieren eine weitere Mitteilung das Verteidigungsministeriums: Demnach gibt es keine Hinweise auf Überlebende.
    Nationaler Trauertag
    Russlands Präsident Wladimir Putin ordnete für morgen einen nationalen Tag der Trauer für die 92 Opfer an. Er sprach nach Angaben aus dem Kreml den Angehörigen sein Beileid aus. "Es wird eine genaue Untersuchung der Ursache für die Katastrophe finden", sagte er nach Angaben der Agentur Tass.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach Putin ihr Mitgefühl aus. Ihre Gedanken seien bei den Angehörigen der vielen Opfer, erklärte sie nach Angaben einer Regierungssprecherin in einer Mitteilung. Bundesaußenminister Steinmeier teilte mit, die Nachricht vom Absturz der russischen Militärmaschine mit einem großen Armeechor an Bord erülle ihn mit tiefer Trauer.
    Der Solist Wladislaw Golikow singt während eines Konzertes. Im Hintergrund ist der Alexandrow-Chor in Militäruniformen zu sehen.
    Ein Archivbild des Alexandrow-Ensembles aus dem Jahr 2014. (picture alliance / dpa / EPA / Juri Kochetkow)
    Das Alexandrow-Ensemble ist ein mehrfach ausgezeichneter Soldatenchor, der bereits 1928 gegründet wurde. Gründer war Alexander Alexandrow, der 1943 die Nationalhymne der Sowjetunion komponierte. Alexandrow starb 1946 in Berlin bei einer Auslandstournee mit seinem Chor. Ursprünglich bestand sein Ensemble aus einem Dutzend Soldaten, inzwischen gehören zum Chor auch ein Orchester und eine Tanzgruppe. Es ist inzwischen das größte Militär-Künstlerensemble Russlands. Zum Repertoire gehören überwiegend Kirchenlieder sowie traditionelle russische Volkslieder und -tänze.
    (jasi,gri)