Der Tatort beginnt mit einem Schuss. Doch man weiß nicht, wen er trifft. In einer langen Einstellung blickt die bewegungslose Kamera nur auf verschneite Wipfel des Schwarzwalds, der unbeeindruckt weiter in der Gegend herumsteht: dunkel und stoisch, so als wäre nichts passiert. In diese dunkle Idylle hat es den Arzt und Familienvater Jens Reutter gezogen, eindrucksvoll gespielt von Godehard Giese.
"Da zieht man hier her an den Arsch der Welt. Denkt, das ist gut. Jeden Tag 40 Kilometer in die Klinik und zurück - und dann liegt dein Kind tot im Wald."
"Da zieht man hier her an den Arsch der Welt. Denkt, das ist gut. Jeden Tag 40 Kilometer in die Klinik und zurück - und dann liegt dein Kind tot im Wald."
Die Idylle trügt
Die Kommissare Franziska Tobler und Friedemann Berg, dargestellt von Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner, überbringen Jens Reutter und seiner Frau die Nachricht, dass ihre elfjährige Tochter tot im Wald liegt. Zwei weitere Kinder aus befreundeten Familien im Schwarzwald-Dorf Goldbach waren mit dem Opfer unterwegs. Ein Junge kommt heil zurück, weiß aber von nichts. Der andere bleibt verschwunden. Dafür finden die Ermittler in der Nähe des Tatorts ein Erdlager mit fabrikneuen Waffen.
Kommissar Berg: "Die Waffen stammen alle vom selben Hersteller.
Kommissar Berg: "Die Waffen stammen alle vom selben Hersteller.
Kommissarin Tobler: "Und das ist ein großer Steuerzahler hier."
Berg: "Genau!"
Der Hersteller der Gewehre und Pistolen wird zwar nicht genannt, aber es wird auf einen schwäbischen Flecken Erde auf der Landkarte des Kommissariats gezeigt, wo ein bekannter Waffenhersteller seinen Firmensitz hat.
Polizist: Mir könnet alles außer Hochdeutsch!
Regisseur Robert Thalheim und Drehbuchautor Bernd Lange verhandeln in diesem Krimi zwei Themen: Zum einen das Geschäft mit Waffen, an denen hiesige Firmen sehr gut verdienen. Zum anderen geht es um die Gemeinschaft dreier Familien, die aufgrund gegenseitiger Vorwürfe und Verdächtigungen auseinanderfällt: Gut gebildete Städter, die tief in den Schwarzwald gezogen sind, damit ihre Kinder hier ruhig und naturnah aufwachsen. Es ist alles andere als ein friedvolles Bild, das der Berliner Robert Thalheim vom Schwarzwald zeichnet.
Robert Thalheim: "Wenn man sich da im Schwarzwald umguckt, diese auf der einen Seite noch so raue Natur, auf der anderen Seite aber auch dieser große Reichtum - also gerade, wenn man so in Berlin und Brandenburg unterwegs ist, dann ist es wirklich ein Unterschied: Diese Größe der Häuser, der Grundstücke, der Autos. Da ist eine große Saturiertheit und die basiert natürlich auf der Autoindustrie, aber auch auf der Waffenindustrie."
Der Hersteller der Gewehre und Pistolen wird zwar nicht genannt, aber es wird auf einen schwäbischen Flecken Erde auf der Landkarte des Kommissariats gezeigt, wo ein bekannter Waffenhersteller seinen Firmensitz hat.
Polizist: Mir könnet alles außer Hochdeutsch!
Regisseur Robert Thalheim und Drehbuchautor Bernd Lange verhandeln in diesem Krimi zwei Themen: Zum einen das Geschäft mit Waffen, an denen hiesige Firmen sehr gut verdienen. Zum anderen geht es um die Gemeinschaft dreier Familien, die aufgrund gegenseitiger Vorwürfe und Verdächtigungen auseinanderfällt: Gut gebildete Städter, die tief in den Schwarzwald gezogen sind, damit ihre Kinder hier ruhig und naturnah aufwachsen. Es ist alles andere als ein friedvolles Bild, das der Berliner Robert Thalheim vom Schwarzwald zeichnet.
Robert Thalheim: "Wenn man sich da im Schwarzwald umguckt, diese auf der einen Seite noch so raue Natur, auf der anderen Seite aber auch dieser große Reichtum - also gerade, wenn man so in Berlin und Brandenburg unterwegs ist, dann ist es wirklich ein Unterschied: Diese Größe der Häuser, der Grundstücke, der Autos. Da ist eine große Saturiertheit und die basiert natürlich auf der Autoindustrie, aber auch auf der Waffenindustrie."
Die Freiheit wird zum Horrorszenario
Thalheim ist kein Krimispezialist. Er wurde mit, psychologischen Beziehungsdramen wie "Netto", "Am Ende kommen Touristen" oder "Eltern" bekannt. Zuletzt drehte er die Agentenkomödie "Kundschafter des Friedens". Auch Thalheims "Tatort: Goldbach" ist viel mehr Beziehungsdrama denn Krimi. In dunklen Bildern zeigt der Regisseur die Selbstzerfleischung der Stadtaussteiger-Familien in ihren hübsch zurechtgemachten, aber plötzlich klaustrophobisch wirkenden Schwarzwaldhäusern. Die Freunde fangen an, sich zu misstrauen. Welches der Kinder hat was getan? Und wer von den Eltern weiß mehr, als er sagt? Das Drehbuch konzentriert sich voll auf den Fall. Private Geschichten der zurückhaltend, aber präzise gespielten Kommissare bleiben - vorerst - außen vor.
Robert Thalheim und Autor Bernd Lange haben mit "Goldbach" einen ungemütlichen Schwarzwald-Film erschaffen. Ihr Landleben ist winterlich kalt bis bis matschig, die hier gesuchte Freiheit wird zum Horror-Szenario. Auch in Zukunft will der SWR für den Schwarzwald-Tatort mit besonderen Regisseuren und Autoren arbeiten, die eher vom Arthouse-Kino kommen als vom Fernsehkrimi-Fließband.
Dass der neue Tatort aus dem Südwesten Deutschlands humoristisch werden sollte, war nie geplant. Selbst zu jenen Zeiten nicht, als noch Entertainer Harald Schmidt auf der Besetzungsliste stand. Er wird in diesem Tatort nicht vermisst, der zu den besten im bisherigen deutschen Fernsehjahr 2017 zählt.