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Schwarzwild
Afrikanische Schweinepest bedroht Tierbestände

In Polen und Litauen erkranken immer häufiger Wildschweine an der sogenannten Afrikanischen Schweinepest (ASP). Tierärzte und Landwirte versuchen bereits, die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Jetzt will die internationale Organisation für Tiergesundheit auch die Jäger in die Pflicht nehmen.

Von Susanne Krause | 04.07.2014
    Bernard Vallat, Generaldirektor der Weltbehörde für Tiergesundheit OIE, deutet im Europa-Atlas auf die bislang bekannten Seuchenherde der Afrikanischen Schweinepest: Sie liegen in Litauen, Lettland, in Polen an der Grenze zu Weißrussland.
    "Das ist derzeit noch weit weg von uns, aber dort im Osten gibt es viele Wälder."
    Soll heißen: Gebiete, in denen sich das Schwarzwild über Ländergrenzen hinweg frei bewegen kann und nur schwer überwachen lässt. Dass das Virus der Afrikanischen Schweinepest, ASP abgekürzt, gen Westen vordringen wird, daran gibt es laut Vallat keinen Zweifel. Es sei nur eine Frage der Zeit, wann es die deutsche Ostgrenze erreiche. Und: Weiterhin ist kein Impfstoff gegen die Krankheit in Sicht.
    Um die Ausbreitung der Seuche im Wildtierbestand bestmöglich einzudämmen, setzt die Weltbehörde für Tiergesundheit nun auf die Jäger in Europa. OIE-Generaldirektor Bernard Vallat:
    "Während der Vogelgrippe-Epidemie haben wir die Zusammenarbeit mit den Jägern zum ersten Mal probiert. Wenn Jäger tote Wildenten fanden, haben sie die Behörden alarmiert. Aber die damalige Zusammenarbeit war keinesfalls formell organisiert. Nun, angesichts der Afrikanischen Schweinepest, die ebenso Hausschweine wie Wildschweine befallen kann, werden wir in Europa die Kooperation mit den Jägern effizienter gestalten."
    Bei den Jägern ist die Bereitschaft dazu groß, versichert Wilhelm von Trott zu Solz. Er leitet die deutsche Delegation beim Internationalen Jägerrat, weltweiter Zusammenschluss von Jägervereinen. Schon 2011 unterzeichneten die Jäger mit der Weltbehörde für Tiergesundheit ein Abkommen für mehr Zusammenarbeit.
    Der Kampf gegen das Virus
    Bei der Generalversammlung des Internationalen Jägerrats in Mailand im vergangenen Mai stand das Thema Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest ganz oben auf der Tagesordnung. Wilhelm von Trott zu Solz sagt, wie sich die Jäger den Kampf gegen die Tierseuche vorstellen:
    "Ganz klar verstärkter Abschuss. Das ist natürlich in der Verantwortung jedes Revierinhabers. Dabei kommt es darauf an, dass man jetzt auch nicht das Wild auf der anderen Seite verrückt macht, sodass sie große Distanzen überwinden und dann möglicherweise das Virus weitertragen können. Sondern auch das gilt es mit Augenmaß zu tun. Wobei ich mir darüber im Klaren bin, dass das im Sommer schwierig ist, weil das Wild jetzt im Sommer in dichten Beständen steht, das Laub ist da, die Felder sind voll. Es ist sehr schwer im Augenblick, an das Schwarzwild heranzukommen. Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass man ab September, Oktober intensivere Jagden organisieren wird, um eben da über höhere Abschüsse insgesamt die Population zu vermindern."
    Die Resultate des Pariser Fachseminars, von Tierärzten und Jägern gemeinsam veranstaltet, sollen in einen Richtlinien-Katalog eingehen. Veterinärbehörden sollen beispielsweise Jäger darauf schulen, an verdächtigem Wild Proben zu entnehmen. Der internationale Jägerrat wird in der Waidmanns-Presse verstärkt über die Afrikanische Schweinepest aufklären und informieren. Ein Ansatz, den Julia Blicke sehr begrüßt. Blicke ist im rheinland-pfälzischen Umweltministerium zuständig für Tierseuchen:
    "Ich muss mit den Jägern sprechen. Ich muss ihnen erklären, warum sie das tun, dass sie einen Sinn in dieser Sache sehen und dann läuft das eigentlich sehr gut. Also wir haben in Rheinland-Pfalz sehr gute Erfahrungen damit gemacht."
    Das Bundesministerium für Ernährung warnt dringend davor, Schweinefleisch, Wurstwaren aus den osteuropäischen Ländern mit Seuchenherden mit heimzubringen. Das Virus ist zwar für den Menschen nicht gefährlich, aber ein hiesiges Wildschwein kann sich an einer weggeworfenen Stulle infizieren. Wilhelm von Trott zu Solz vom internationalen Jägerrat appelliert auch an Sommer-Urlauber in ländlichen Gebieten. Spaziergänger, die auf ein totes Wildschwein stoßen, sollten dies umgehend melden - bei der Polizei, dem Revierbesitzer oder dem Forstamt.