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Schweden
Geld für Marokko bei Rücknahme von Flüchtlingen

Schweden hat Marokko Finanzhilfen für die Aufnahme zurückkehrender jugendlicher Flüchtlinge in Aussicht gestellt. Da die Regierung ihre Asylpolitik verändert hat - weg von einer beispielslosen Willkommenskultur - regt sich auch kaum Protest. Es werden höchstens leise Zweifel geäußert.

Von Carsten Schmiester |
    Schweden will bis zu 80.000 Flüchtlinge abschieben.
    Schweden will bis zu 80.000 Flüchtlinge abschieben. (dpa/picture alliance/TT NEWS AGENCY/Johan Nilsson)
    So ganz genau wissen es die schwedischen Behörden nicht, aber zwischen 800 und 1.000 jugendliche Nordafrikaner, viele aus Marokko, leben allein in Schweden und gelten als Haupt-Problemgruppe. Erst am Wochenende hatten vermummte schwedische Hooligans und Rechtsradikale in Stockholm Jagd auf die angeblich schwerkriminellen Kids gemacht, die Stimmung im Land ist gegen sie gekippt.
    Erst Recht, seit der Innenminister, ein Sozialdemokrat, marokkanische Jugendliche zur Chefsache erklärt hat. Anders Ygeman gibt seit Tagen den Harten in der rot-grünen Minderheitsregierung. Ende vergangener Woche hatte er mit der Ankündigung, bis zu 80.000 abgelehnte Asylbewerber auszuweisen, Schlagzeilen gemacht. Da hieß es noch ganz allgemein, man verhandle mit Afghanistan und vor allem Marokko über die Möglichkeit einer freiwilligen Rückkehr der Flüchtlinge. Jetzt gab Ygeman Einzelheiten bekannt. Er möchte diese Jugendlichen - Zitat - "auch zu ihrem Schutz" in Heimen festhalten dürfen und er möchte zahlen, damit sie das Land verlassen.
    "Ich habe nichts dagegen, zum Beispiel Heimen in Marokko finanziell zu helfen, die sich um zurückgekehrte Kinder kümmern. Es ist aber zu früh, zu sagen, um wie viel Geld es sich handeln würde."
    Bildung eines Komitees für die Rückkehr der Jugendlichen vereinbart
    Laut Ygeman hat Schweden mit Marokko die Bildung eines Komitees für die Rückkehr der Jugendlichen vereinbart. Dort würden demnächst dann Summen und die Organisation der Rückführungen besprochen. Bis es ein Ergebnis gibt, möchte er möglichst viele dieser Jugendlichen in eigens für sie gestalteten Einrichtungen unterbringen:
    "Wir brauchen Unterkünfte, die Hilfe anbieten, diese Jugendlichen aber auch einschließen, damit sie nicht auf der Straße landen und zur Gefahr werden für sich und andere. Die schwedische Gesellschaft war schlecht vorbereitet auf diese Straßenkinder. Unser Sozialsystem ist für schwedische Jugendliche gemacht, die Familie und soziale Bindungen hier haben."
    Frühere Willkommenskultur ausgesetzt
    Und weil das Schweden von heute nicht mehr das Schweden von noch vor einem Jahr ist, weil die Regierung ihre Asylpolitik radikal verändert und die früher beispiellose Willkommenskultur, sagen wir, "ausgesetzt" hat, regt sich kaum Protest. Wenn, dann sind es leise Zweifel, ob es denn wirklich so einfach wird, die Kinder und Jugendliche, deren genaue Zahl ja nicht einmal bekannt ist, möglichst geräuschlos aus dem Land zu bekommen. Die meisten von ihnen, so wie dieser Junge am Stockholmer Zentralbahnhof, werden da auf jeden Fall nicht mitmachen.
    "Hier auf der Straße zu leben, ist immer noch besser als im Flüchtlingsheim. Und selbst wenn ich meine ganze Zukunft in Marokko hätte, ich würde nicht zurückkehren."