”Wir müssen uns alle zusammenschließen und die Gewalt stoppen”, fordert Pawel Cibicki. Er ist Fußballprofi beim schwedischen Meister Malmö FF. Und ist dort auch geboren. Cibicki ist sicher: Für die Jugend ist er ein Vorbild.
Das Porträt von Cibicki ist Teil von Hashtag #framåtmalmö, übersetzt ”Vorwärts, Malmö”. Ein Projekt der Zeitung "Sydsvenskan", gestartet nach dem Mord an dem 16-jährigen Ahmed Obaid Mitte Januar. Seitdem kommen in der Printausgabe, in Onlineartikeln und Videos Menschen aus der Stadt zu Wort – ob Schülergruppe, Bewährungshelferin oder Polizeichef. Auch die Gewaltverbrechen und die Segregation in der Stadt sind Thema.
Der Hashtag #framåtmalmö wird zwar benutzt, um das Projekt auf Twitter zu bewerben, es findet aber vor allem auf den Portalen der "Sydsvenskan" statt. An einem Freitagmorgen sei die Idee geboren und bereits am Nachmittag sei die Zeitung damit rausgekommen, erklärt Nachrichtenchef Marcus Ekdahl. Das Motiv:
"Wir wollen einen anderen Teil von Malmö hervorheben, und die Menschen zusammenbringen, die vielleicht etwas Gutes tun wollen und nicht so richtig wissen, wie. Gute Beispiele aufzeigen, die Verantwortung zurückgeben an die Mitbürger. Zeigen, was ich als Einzelner tun kann, um die Situation zum Besseren zu verändern."
Ein breiteres Bild von Malmö zeigen
Nachrichtenartikel sind ebenso Teil des Projekts wie Reportagen, investigative Recherchen und Beiträge von Gastautoren. Sie alle sollen helfen, ein breiteres Bild von Malmö zu zeigen.
Die überregionalen und internationalen Medien konzentrieren sich vor allem auf die negativen Seiten der Stadt. Auch die "Sydsvenskan" wolle die Gewalt in Malmö nicht verschweigen, betont Ekdahl. Aber der Großteil der Menschen habe damit nichts zu tun.
”Wir als traditionelle Medien haben eine wirklich große Verantwortung. Zu zeigen: Was ist wahr und was ist unwahr. Wir halten an der Idee des objektiven Journalismus fest.”
Schwedens Journalismus in der Glaubwürdigkeitskrise
Auch in Schweden ist der Journalismus in der Glaubwürdigkeitskrise: Internetportale wie "Fria Tider", "Freie Zeiten", kaprizieren sich auf Themen, die ihres Erachtens in den traditionellen Medien verschwiegen werden – angebliche Gewalt durch Flüchtlinge zum Beispiel. Das erinnert an Deutschland. Misstrauen den Medien gegenüber habe es schon immer gegeben, sagt Jesper Strömbäck, Journalismusprofessor an der Uni Göteborg, im schwedischen Rundfunk:
"Aber heute gibt es die Möglichkeit, eigene Homepages zu eröffnen, und sie alternative Medien zu nennen. Die gab es früher nicht."
Deshalb müssten Traditionsmedien Produkte mit der höchstmöglichen Qualität erzeugen. Strömbäck:
"Guter Journalismus stellt Informationen bereit, die es Menschen erlauben, frei und selbstständig in gesellschaftlichen Fragen Stellung zu beziehen – kurz gesagt: neutrale und unparteiische Berichterstattung."
Das Projekt #framåtmalmö könnte auch Vorbild sein für andere Medien. Indem es Vertrauen wiederherstellt, weil es, wie Nachrichtenchef Ekdahl betont, bewusst keine Kampagne ist, um das Image von Malmö zu verbessern.
Die Größe des Redaktionsteams, das an #framåtmalmö mitarbeitet, ist ebenso fließend wie die Anzahl an Beiträgen pro Woche. Der anvisierte Zeitrahmen für das Projekt ist das Jahr 2017. Eine Fortsetzung bei anhaltendem Erfolg ist aber nicht ausgeschlossen. Erfolg – das wäre für den Nachrichtenchef Marcus Ekdahl:
"Wenn diejenigen Menschen, die sich für die Stadt engagieren wollen, dies mithilfe unseres Journalismus tun können. Das wäre toll."