Auf der Agenda des EU-Gipfels stehen vor allem zwei Themen, der mehrjährige EU-Haushalt und das Wiederaufbauprogramm nach der Coronakrise. Schweden gehört – neben Dänemark, den Niederlanden und Österreich – zur Gruppe der sogenannten "sparsamen Vier". Diese Länder setzen sich dafür ein, Geld für EU-Staaten, die durch die Coronakrise in Schieflage geraten sind, eher als Kredite auszugeben und nicht als Zuschüsse. Auch bei höheren Zahlungen für den EU-Haushalt sind die Vier eher zurückhaltend.
"Das hängt damit zusammen, dass diese Länder zu den Nettozahlern gehören und jetzt, wo Großbritannien nicht mehr Teil der Union ist, befürchten, noch stärker zur Kasse gebeten zu werden und noch mehr Geld für die EU auszugeben. Das können sie zu Hause nicht verkaufen", sagte der Politikwissenschaftler und Nordeuropaexperte Tobias Etzold im Dlf.
Dennoch bringe sich Schweden dort stark ein, wo es eigene Interessen habe und was beitragen könne, so Etzold weiter. "Zum Beispiel im Bereich Umwelt und Klima. Da ist Schweden sehr für eine starke europäische Position, wie auch im Bereich Migration und Asyl."
Schwieriger Weg in die EU
Wenn es um eine tiefere EU-Integration geht, hält sich Stockholm aber zurück. Das hängt auch mit der Geschichte zusammen.
Im Vorfeld des schwedischen EU-Beitritts 1995 "gab es viel Widerstand. Das war ein schwieriger Prozess, weil man tatsächlich nicht zu viel Souveränität abgeben wollte", so Etzold. "Und deswegen hat sich Schweden als Grundmotto immer sehr stark für so viel Kooperation wie möglich, aber nur so viel Integration wie tatsächlich nötig ausgesprochen."
Diesen Pragmatismus würden auch die schwedischen Bürgerinnen und Bürger teilen. Etwa 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung sehen die Mitgliedschaft in der Europäischen Union positiv.