April 2009 in Mexiko. Den Ärzten fallen ungewöhnlich viele, ungewöhnlich schwer verlaufende Grippeerkrankungen auf. Die Zahlen steigen rasch, die ersten Toten werden dem neuartigen Virus zugeschrieben. Auch in den USA kommt es zu Erkrankungen. Am 23. April bestätigen kanadische und US-amerikanische Laboratorien: ein neues Grippevirus ist verantwortlich, H1N1. Genannt die Schweinegrippe, weil dieser Erreger schon länger in Schweinebeständen auf den amerikanischen Kontinenten kursiert. Am 26. April erklärt Dr. Keiji Fukuda von der Weltgesundheitsorganisation, WHO.
"Wir scheinen in einer Situation zu sein, in der ein Schweinevirus eine erheblich Anzahl von Menschen infiziert und das in mehreren Ländern. Diese Situation wirft die Frage auf ob wir einer Pandemie gegenüberstehen."
Pandemie, das Wort ruft Erinnerungen an die Spanische Grippe wach, der 25 Millionen Menschen zum Opfer vielen. Die ersten Berichte schürten diese Angst, es war von Hunderten, vielleicht Tausenden von Toten in Mexiko die Rede. Bis heute ist allerdings unklar, wie viele von ihnen tatsächlich an der neuen Grippe starben. In wenigen Tagen breitet sich das Virus weltweit aus, zunächst in Nord- und Südamerika, dann schnell auch in Australien, Asien und Europa. Hier war zunächst vor allem Großbritannien betroffen, am 29.April gab es dann die ersten drei Schweinegrippefälle in Deutschland. Reisende hatten das Virus aus Mexiko mitgebracht. Die Virologin Professor Karin Mölling infizierte sich auf einer Konferenz in China.
"Drei vier Tage später hatte ich dann eigentlich nur eine triefende Nase, Kopfschmerzen, Halsschmerzen. Ach, dachte ich, Allergie. Bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass ich vielleicht die Schweinegrippe ausbrüten könnte, ging noch schwimmen. Am nächsten Tag hatte ich dann ganz plötzlich hohes Fieber, Schüttelfrost."
Eine Woche blieb sie zuhause, ernährte sich aus der Tiefkühltruhe.
"Der Gedanke, dass ich als Virologin jemandem die Schweinegrippe ins Haus trage, der war mir unerträglich."
Alle waren gewarnt, die Gesundheitsämter versuchten jeden Kranken zu isolieren, Trotzdem dauerte es nicht lange, dann hatten die importieren Viren eigene Infektionsketten auf allen Kontinenten in Gang gesetzt.
"Die weitere Ausbreitung ist nicht zu verhindern. Ich habe mich deshalb entschlossen die Pandemiewarnstufe von fünf auf sechs zu erhöhen. Die Welt ist am Beginn der Grippepandemie 2009","
erklärte Dr. Margaret Chan, Generaldirektorin der WHO, am 11. Juni.
""Keine frühere Pandemie ist so schnell entdeckt und so genau überwacht worden. Die Welt kann nun die Ernte früherer Investitionen in die Vorbereitung auf eine Pandemie einfahren. Wir haben einen Startvorteil, sind in einer starken Position."
Schon damals wurde kritisiert, dass die WHO unnötig Ängste schüre, denn H1N1 ist zwar hochinfektiös, aber nicht extrem gefährlich ist. Die überwiegende Zahl der Infektionen verläuft milde. In seltenen Fällen aber greift das Virus innerhalb von 24 oder 48 Stunden die Lunge an und verursacht eine lebensbedrohliche Lungenentzündung. Diese schweren Verläufe treten vor allem bei jungen Menschen, bei chronisch Kranken, bei sehr Übergewichtigen und bei Schwangeren auf. Die Schwere des Krankheitsbildes fließt aber nicht in die WHO-Definition einer Pandemie ein, und das kann auch nicht anders, betont der WHO Sprecher Dr. Gregory Hartl.
"Die Schwere eine Influenzaepidemie lässt sich erst im Nachhinein und auch dann nur sehr ungenau abschätzen. Für uns ist es wichtig zu wissen, dass sich ein neues Virus schnell verbreitet, gegen das die Leute nicht immun sind. Darauf müssen sich die Gesundheitsbehörden vorbereiten, um ihre Bevölkerung zu schützen."
Schutz, das heißt als erstes die Entwicklung eines Impfstoffs. Schon das erste Virusisolat vom April wurde an die Hersteller geschickt, die daraus eine Impfstoff entwickeln sollten, doch das braucht Monate Zeit. Währenddessen hatte die Südhalbkugel die Hauptlast der Pandemie zu tragen. Dort war Winter, Grippesaison und H1N1 dominierte das Geschehen, verdrängte die normalen, saisonalen Grippeviren. Gregory Hartl:
"Da sie wussten, das Virus kommt und es löst in Einzelfällen eine schwere Erkrankung aus, erlaubte es den Ländern, die Fälle schnell zu erkennen, sich auf die Risikogruppen zu konzentrieren und Intensivstationen vorzubereiten."
Trotzdem kamen manche Länder Lateinamerikas an den Rand ihrer Kapazitäten für Intensivbetten. Weltweit sind bis heute über 5000 Menschen an H1N1 gestorben. Zwei davon auch in Deutschland. Hier wie auf der ganzen Nordhalbkugel kam es zu einer im Sommer ungewöhnlichen Häufung von Grippefällen. Nach England erweisen sich die Strände Spaniens als ideales Verbreitungsgebiet für die Schweinegrippe. Neben den aus den Urlaubsorten importieren Fällen kommt es aber auch zur Verbreitung der Viren vor Ort, vor allem in Schulen. Mehrere mussten geschlossen werden, um die Infektionsketten zu unterbrechen. Jetzt naht auf der Nordhalbkugel der Winter und damit die zweite Welle der Schweinegrippe. Die Pandemiepläne sind in Kraft gesetzt, die Krankenhäuser, Polizei und Feuerwehr und auch große Betriebe haben sich vorbereitet. Die Impfkampagne soll jetzt die Ausbreitung des Schweinegrippeerregers in Grenzen halten. In Deutschland gibt es nach all den Diskussionen um den richtigen Impfstoff kein Problem mit der Versorgung, in der Dritten Welt sieht das anders aus. Denn eines ist sicher: H1N1 wird wiederkommen, ob in veränderter, aggressiverer Form, das kann niemand sagen. Die WHO versucht jedenfalls durch Spenden und über eigene Mittel genug Impfstoff zusammenzubekommen, um in allen Ländern der Welt zehn Prozent der Bevölkerung impfen zu können. Dr. Marie-Paule Kieny, bei der WHO zuständig für Impfkampagnen:
"Damit sollen die Mitarbeiter des Gesundheitswesens geimpft werden, das sind zwei Prozent, den Rest sollen die Regierungen an Risikogruppen verteilen."
Nach zwei oder drei Jahren wird dann eine ausreichende Immunität gegen H1N1 bestehen, so dass sich das Virus wie eine normale Grippe verhält. Dann wird die Weltgesundheitsorganisation die Pandemiewarnstufe auch wieder absenken. Gregory Hartl hält die Reaktion nicht für übertreiben.
"Am Anfang einer Pandemie über- oder unterschätzt man leicht ihren Einfluss. Wir bei der WHO haben die Aufgabe, die Welt auf das Virus vorzubereiten. Gewarnt ist gewappnet. Wenn sich H1N1 am Ende als mildes Virus herausstellt, sind alle froh und die WHO wird ihre Pflicht erfüllt haben."
"Wir scheinen in einer Situation zu sein, in der ein Schweinevirus eine erheblich Anzahl von Menschen infiziert und das in mehreren Ländern. Diese Situation wirft die Frage auf ob wir einer Pandemie gegenüberstehen."
Pandemie, das Wort ruft Erinnerungen an die Spanische Grippe wach, der 25 Millionen Menschen zum Opfer vielen. Die ersten Berichte schürten diese Angst, es war von Hunderten, vielleicht Tausenden von Toten in Mexiko die Rede. Bis heute ist allerdings unklar, wie viele von ihnen tatsächlich an der neuen Grippe starben. In wenigen Tagen breitet sich das Virus weltweit aus, zunächst in Nord- und Südamerika, dann schnell auch in Australien, Asien und Europa. Hier war zunächst vor allem Großbritannien betroffen, am 29.April gab es dann die ersten drei Schweinegrippefälle in Deutschland. Reisende hatten das Virus aus Mexiko mitgebracht. Die Virologin Professor Karin Mölling infizierte sich auf einer Konferenz in China.
"Drei vier Tage später hatte ich dann eigentlich nur eine triefende Nase, Kopfschmerzen, Halsschmerzen. Ach, dachte ich, Allergie. Bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass ich vielleicht die Schweinegrippe ausbrüten könnte, ging noch schwimmen. Am nächsten Tag hatte ich dann ganz plötzlich hohes Fieber, Schüttelfrost."
Eine Woche blieb sie zuhause, ernährte sich aus der Tiefkühltruhe.
"Der Gedanke, dass ich als Virologin jemandem die Schweinegrippe ins Haus trage, der war mir unerträglich."
Alle waren gewarnt, die Gesundheitsämter versuchten jeden Kranken zu isolieren, Trotzdem dauerte es nicht lange, dann hatten die importieren Viren eigene Infektionsketten auf allen Kontinenten in Gang gesetzt.
"Die weitere Ausbreitung ist nicht zu verhindern. Ich habe mich deshalb entschlossen die Pandemiewarnstufe von fünf auf sechs zu erhöhen. Die Welt ist am Beginn der Grippepandemie 2009","
erklärte Dr. Margaret Chan, Generaldirektorin der WHO, am 11. Juni.
""Keine frühere Pandemie ist so schnell entdeckt und so genau überwacht worden. Die Welt kann nun die Ernte früherer Investitionen in die Vorbereitung auf eine Pandemie einfahren. Wir haben einen Startvorteil, sind in einer starken Position."
Schon damals wurde kritisiert, dass die WHO unnötig Ängste schüre, denn H1N1 ist zwar hochinfektiös, aber nicht extrem gefährlich ist. Die überwiegende Zahl der Infektionen verläuft milde. In seltenen Fällen aber greift das Virus innerhalb von 24 oder 48 Stunden die Lunge an und verursacht eine lebensbedrohliche Lungenentzündung. Diese schweren Verläufe treten vor allem bei jungen Menschen, bei chronisch Kranken, bei sehr Übergewichtigen und bei Schwangeren auf. Die Schwere des Krankheitsbildes fließt aber nicht in die WHO-Definition einer Pandemie ein, und das kann auch nicht anders, betont der WHO Sprecher Dr. Gregory Hartl.
"Die Schwere eine Influenzaepidemie lässt sich erst im Nachhinein und auch dann nur sehr ungenau abschätzen. Für uns ist es wichtig zu wissen, dass sich ein neues Virus schnell verbreitet, gegen das die Leute nicht immun sind. Darauf müssen sich die Gesundheitsbehörden vorbereiten, um ihre Bevölkerung zu schützen."
Schutz, das heißt als erstes die Entwicklung eines Impfstoffs. Schon das erste Virusisolat vom April wurde an die Hersteller geschickt, die daraus eine Impfstoff entwickeln sollten, doch das braucht Monate Zeit. Währenddessen hatte die Südhalbkugel die Hauptlast der Pandemie zu tragen. Dort war Winter, Grippesaison und H1N1 dominierte das Geschehen, verdrängte die normalen, saisonalen Grippeviren. Gregory Hartl:
"Da sie wussten, das Virus kommt und es löst in Einzelfällen eine schwere Erkrankung aus, erlaubte es den Ländern, die Fälle schnell zu erkennen, sich auf die Risikogruppen zu konzentrieren und Intensivstationen vorzubereiten."
Trotzdem kamen manche Länder Lateinamerikas an den Rand ihrer Kapazitäten für Intensivbetten. Weltweit sind bis heute über 5000 Menschen an H1N1 gestorben. Zwei davon auch in Deutschland. Hier wie auf der ganzen Nordhalbkugel kam es zu einer im Sommer ungewöhnlichen Häufung von Grippefällen. Nach England erweisen sich die Strände Spaniens als ideales Verbreitungsgebiet für die Schweinegrippe. Neben den aus den Urlaubsorten importieren Fällen kommt es aber auch zur Verbreitung der Viren vor Ort, vor allem in Schulen. Mehrere mussten geschlossen werden, um die Infektionsketten zu unterbrechen. Jetzt naht auf der Nordhalbkugel der Winter und damit die zweite Welle der Schweinegrippe. Die Pandemiepläne sind in Kraft gesetzt, die Krankenhäuser, Polizei und Feuerwehr und auch große Betriebe haben sich vorbereitet. Die Impfkampagne soll jetzt die Ausbreitung des Schweinegrippeerregers in Grenzen halten. In Deutschland gibt es nach all den Diskussionen um den richtigen Impfstoff kein Problem mit der Versorgung, in der Dritten Welt sieht das anders aus. Denn eines ist sicher: H1N1 wird wiederkommen, ob in veränderter, aggressiverer Form, das kann niemand sagen. Die WHO versucht jedenfalls durch Spenden und über eigene Mittel genug Impfstoff zusammenzubekommen, um in allen Ländern der Welt zehn Prozent der Bevölkerung impfen zu können. Dr. Marie-Paule Kieny, bei der WHO zuständig für Impfkampagnen:
"Damit sollen die Mitarbeiter des Gesundheitswesens geimpft werden, das sind zwei Prozent, den Rest sollen die Regierungen an Risikogruppen verteilen."
Nach zwei oder drei Jahren wird dann eine ausreichende Immunität gegen H1N1 bestehen, so dass sich das Virus wie eine normale Grippe verhält. Dann wird die Weltgesundheitsorganisation die Pandemiewarnstufe auch wieder absenken. Gregory Hartl hält die Reaktion nicht für übertreiben.
"Am Anfang einer Pandemie über- oder unterschätzt man leicht ihren Einfluss. Wir bei der WHO haben die Aufgabe, die Welt auf das Virus vorzubereiten. Gewarnt ist gewappnet. Wenn sich H1N1 am Ende als mildes Virus herausstellt, sind alle froh und die WHO wird ihre Pflicht erfüllt haben."