Ein Schwein ist eigentlich wie wir Menschen, sagt Franz Aunkofer. Es faulenzt gern im Freien.
"Also hier ist jetzt der Auslaufbereich oder die Sonnenterrasse – ganz egal, wie man’s nennt. Mit der Möglichkeit, den Schatten aufzusuchen."
Schweine sind intelligent. Aber eben auch nicht intelligenter als Menschen. Sie kriegen in der Sonne gern mal Sonnenbrand – und reiben sich dann am kühlen Metallzaun. Oder gehen rein.
"Wir haben hier im Stall das Esszimmer. Dann haben wir das Schlafzimmer. Dann haben wir im Stall das Kinderzimmer. Also ein Bereich für die Ferkel. Da kommen nur die Ferkel rein, die Alten nicht. Dann haben wir das Geburtenzimmer. Ich nenn‘ das Ganze: Familienhaltung in möbliertem Stall."
Franz Aunkofer aus Kelheim - Mitte 60, weiße Haare, Polohemd - ist Biobauer und Schweinehalter. Mit Betonung auf Halter, sagt er.
"Ich bin dafür da, dass es meinen Schweinen gutgeht."
Anzahl der Zucht und Mastbetriebe enorm gestiegen
Aber Aunkofers beschauliche Bio-Schweinemast ist in Bayern die Ausnahme. Besonders in Niederbayern ist die Größe der Zucht- und Mastbetriebe enorm gestiegen. Heute kommen auf jeden Schweinehalter 650 Schweine. Im Jahr 2000 waren es noch 98 – eine Steigerung um 650 Prozent. Und es werden immer mehr, sagt Ludwig Hartmann, Agrar-Experte der bayerischen Grünen.
"Wir merken schon in den letzten Jahren einen gewaltigen Druck von immer mehr Großbetrieben, die sich ansiedeln möchten. Denn in den Bundesländern, die grün mitregiert werden, wird die Ansiedlung eines großen Mastbetriebes durch strengere Vorschriften schwieriger gemacht. Was wir begrüßen. Dadurch weichen Viele nach Niederbayern und Bayern aus."
Das Thema Tier-Wohl spielt bisher im Wahlkampf zur bayerischen Landtagswahl Mitte Oktober kaum eine Rolle. Das zuständige bayerische Umweltministerium beantwortet die Fragen des Deutschlandfunks schriftlich. Etwa danach, wie oft Schweinezucht-Anlagen in Bayern kontrolliert werden.
"Schweinehaltende Betriebe werden risikobasiert kontrolliert. Ein Zusammenhang zwischen Betriebsgröße und Zahl der Beanstandungen ist nicht festzustellen. In den letzten Jahren waren überhaupt keine Auffälligkeiten festzustellen."
"Wir merken schon in den letzten Jahren einen gewaltigen Druck von immer mehr Großbetrieben, die sich ansiedeln möchten. Denn in den Bundesländern, die grün mitregiert werden, wird die Ansiedlung eines großen Mastbetriebes durch strengere Vorschriften schwieriger gemacht. Was wir begrüßen. Dadurch weichen Viele nach Niederbayern und Bayern aus."
Das Thema Tier-Wohl spielt bisher im Wahlkampf zur bayerischen Landtagswahl Mitte Oktober kaum eine Rolle. Das zuständige bayerische Umweltministerium beantwortet die Fragen des Deutschlandfunks schriftlich. Etwa danach, wie oft Schweinezucht-Anlagen in Bayern kontrolliert werden.
"Schweinehaltende Betriebe werden risikobasiert kontrolliert. Ein Zusammenhang zwischen Betriebsgröße und Zahl der Beanstandungen ist nicht festzustellen. In den letzten Jahren waren überhaupt keine Auffälligkeiten festzustellen."
Strengere Vorgaben sind nötig
Im Jahr 2016 verbot das Bundesverwaltungsgericht im Kern den sogenannten "Kastenstand" in der Schweinezucht. Schweinezüchter dürfen ihre Sauen, die gerade geworfen haben, nicht mehr wie früher monatelang in engen Kästen fixieren. Es gibt zwar Übergangsfristen, aber Bayern lege diese viel zu züchterfreundlich aus, sagt Ludwig Hartmann von den Grünen.
"Ich bin der Meinung, wir müssen die Vorgaben strenger machen. Wenn man sich mal anschaut: die Schweiz hat bereits 1977 gesagt, dass die Kastenstand-Haltung abgeschafft wird. Hatte eine lange Übergangszeit bis 2007. Seitdem ist das begrenzt auf zehn Tage im Jahr. Das wäre eine Größenordnung, die ich mir gut vorstellen kann. Bei uns in Deutschland ist es faktisch die Regel, dass in der Schweinezucht die Schweine eine Jahreshälfte im Kastenstand sind und die andere Hälfte in der Gruppenhaltung. Das ist viel zu viel Kastenstand. Da müssen wir deutlich runter."
"Ich bin der Meinung, wir müssen die Vorgaben strenger machen. Wenn man sich mal anschaut: die Schweiz hat bereits 1977 gesagt, dass die Kastenstand-Haltung abgeschafft wird. Hatte eine lange Übergangszeit bis 2007. Seitdem ist das begrenzt auf zehn Tage im Jahr. Das wäre eine Größenordnung, die ich mir gut vorstellen kann. Bei uns in Deutschland ist es faktisch die Regel, dass in der Schweinezucht die Schweine eine Jahreshälfte im Kastenstand sind und die andere Hälfte in der Gruppenhaltung. Das ist viel zu viel Kastenstand. Da müssen wir deutlich runter."
Das bayerische Umweltministerium sieht auf Nachfrage des Deutschlandfunks zum Thema Kastenstand die Verantwortung beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft:
"Dessen Änderungsvorschlag zur Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung hinsichtlich der Kastenstandhaltung von Sauen liegt trotz mehrfacher Ankündigungen bisher nicht vor."
Würden in Bayern Verletzungen bei Sauen festgestellt, die auf die Kastenstandhaltung zurückzuführen sind, so würden umgehend Maßnahmen veranlasst, um dies abzustellen. Nur – wie gesagt: In den letzten Jahren seien überhaupt keine Auffälligkeiten festzustellen gewesen. Bayern – ein Paradies für Schweine!
"Dessen Änderungsvorschlag zur Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung hinsichtlich der Kastenstandhaltung von Sauen liegt trotz mehrfacher Ankündigungen bisher nicht vor."
Würden in Bayern Verletzungen bei Sauen festgestellt, die auf die Kastenstandhaltung zurückzuführen sind, so würden umgehend Maßnahmen veranlasst, um dies abzustellen. Nur – wie gesagt: In den letzten Jahren seien überhaupt keine Auffälligkeiten festzustellen gewesen. Bayern – ein Paradies für Schweine!