Antisemitismus
Schweinekopf vor jüdischer Gedenkstätte im thüringischen Apolda - Stolpersteine in Leipzig verunstaltet

Im thüringischen Apolda haben Unbekannte einen Schweinekopf vor einer jüdischen Gedenkstätte abgelegt. Wie die Polizei mitteilte, wurde der Tierkopf bereits zwischen Freitag und Samstag vor dem sogenannten Prager-Haus abgelegt. Dort wird an die von den Nationalsozialisten ermordete jüdische Familie Prager erinnert.

    Blick auf die Front und eine Seite des kleinen alleinstehenden Hauses. Auf der Front steht "Felle - S. Prager - Därme". Auf der Seite ist das große historische Bild der Familie angebracht.
    Das "Prager-Haus" in Apolda mit einem historischen Bild der Familie. (dpa / Britta Pedersen)
    Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung. Das Schwein gilt im Judentum als unreines Tier; die Tora verbietet seinen Verzehr.

    Landesregierung verurteilt Tat

    Thüringens Ministerpräsident Voigt und Landesinnenminister Maier verurteilten die Tat. Sie erklärten gemeinsam, dies sei ein antisemitischer Angriff auf die Würde des Ortes und die Erinnerung an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger Apoldas. Es dürfe keinen Raum für Antisemitismus geben - weder in Thüringen noch anderswo in Deutschland.

    Stolpersteine in Leipzig bemalt

    In Leipzig verunstalteten Unbekannte Stolpersteine zur Erinnerung an getötete oder deportierte Juden. Wie die Polizei mitteilte, ereignete sich die Tat im Stadtteil Wahren bereits zwischen dem 14. und 24. Dezember, wurde aber erst am Freitag angezeigt. Demnach wurden zwei Stolpersteine mit schwarzer Farbe bemalt und mit einem Gegenstand beschädigt. Wie es weiter hieß, konnte die Farbe zwischenzeitlich rückstandslos entfernt werden. Die Polizei ermittelt wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung.

    Europaweit 100.000 Stolpersteine

    Die Stolpersteine gehen auf eine Initiative des Künstlers Gunter Demnig zurück. Er setzt seit 1996 an Orten, an denen Opfer des Nationalsozialismus zuletzt wohnten oder wirkten, quadratische Betonsteine mit einer Messingplatte mit den Lebensdaten ins Straßenpflaster ein. Mittlerweile sind mehr als 100.000 Stolpersteine in deutschen und europäischen Städten zu finden.
    Diese Nachricht wurde am 05.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.