1989 gründete das Schweizer Schwergewicht das Duo "Stiller Has", zusammen mit dem Schlagzeuger und Gitarristen Balts Nill, der für die minimalistisch arrangierte Musik der Kombo verantwortlich ist, während Endo Anaconda die Texte schreibt und in seiner unnachahmlichen Art zu Gehör bringt.
Seit 15 Jahren spielen sich die Hasen mit ihren Hits in die Herzen der Schweizer, und entscheidenden Anteil an ihrem Erfolg hat Anaconda mit seinen satirischen und selbstironischen Texten. Die gleiche Ironie durchzieht auch seine Kolumnen, und sie ist sicherlich ein Grund für den erstaunlichen Erfolg, den dieses Buch "Sofareisen" in der Schweiz hat.
""Unverstanden im Land der Mozartkugeln"
Ich war schon dreimal in Salzburg und fühlte mich jedes Mal unverstanden. Schon mein erster Aufenthalt führte zu Blessuren. Das war beim Salzburgbesuch von US-Präsident Richard Nixon. Ich besetzte, zusammen mit ein paar tausend anderen Vietnamkriegsgegnern, die Landebahn des Flughafens und trug dabei ein Transparent mit der Aufschrift: "Nixon geh wixon." Die Polizei verstand den Witz nicht - wir wurden vom Flughafengelände gewatscht. Dabei verlor ich einen Schuh, meine Geldbörse und die Rückfahrkarte nach Hause. Salzburg war für mich gestorben. "
1955 kam Endo Anaconda in der Nähe von Bern zur Welt, als Sohn einer Kärntnerin und eines Schweizers. Nach dem Tod seines Vaters aber wuchs er in Österreich auf, in Kärnten. So fühlt er sich diesen beiden Alpenländern heimatlich verbunden. Allerdings pflegt er wie in seinen Liedern auch in seinen Kolumnen ein ambivalentes Verhältnis zu seiner zweifachen Heimat:
" Heimat kann nicht einfach nur schön sein. Und ich glaub, die Deutschen können ein Lied davon singen, nicht? Also Heimat ist nicht einfach nur schön, ich finde, Heimat wird erst zur Heimat, wenn man sich dran reibt. Also da ist viel Liebe dahinter, ist aber auch viel Verzweiflung dahinter, wie das bei jeder wirklichen Liebe auch der Fall ist, nicht. "
In den 70er Jahren geriet Anaconda ins studentische Protestmilieu von Wien. Eine Zeit, die ihn nachhaltig geprägt hat. Noch immer legt er sich in seinen Texten gern mit staatlichen Autoritäten an und verspottet sie mit großer Lust. Und bis heute hat er sich einen letzten Rest linker Utopie bewahrt, der sich hinter dem Spott und Hohn seiner Texte abgelagert hat:
" Ich bin ein Kind der Gewerkschaftsbewegung und ich werde das mein Leben lang bleiben und ich kann meine Wurzeln in dieser Hinsicht nicht leugnen, nicht? "
Fünf Jahre lang hat Anaconda als "Bärbeißer" mit seinen Kolumnen in der Berner Zeitung das Geschehen in der Schweizer Hauptstadt und um sie herum aufgespießt. Aber kann man solche - mehr oder minder - zeitbezogenen Texte tatsächlich zwischen zwei Buchdeckel packen? Und kann man sie, losgelöst vom Kontext, in dem sie entstanden sind, überhaupt verstehen, zumal in Deutschland?
" Es ist zwar ein Buch über Bern, aber es ist auch ein Buch über den Blick von Bern hinaus oder den Blick von Europa nach Bern. Es behandelt zum Teil lokale Themen, aber diese Themen sind überall ähnlich, und es reflektiert immer auch auf dieses gewaltige Projekt Europa, das ich eigentlich tief in meinem Herzen unterstütze. "
Gleich nach der Auslieferung der "Sofareisen" stürmte das Buch die Schweizer Bestsellerliste, setzte sich dort wochenlang auf Platz 1 fest und musste zwischenzeitlich Harry Potter weichen, bevor er im neuen Jahr wieder den Spitzenplatz übernahm.
Ein fulminanter Erfolg für eine Sammlung von Kolumnen. Getrübt wurde dieser Erfolg allerdings bei den ersten Lesungen durch die Anfeindungen von einem harten Kern von "Hasen-" Fans, die Angst um die geliebte Rockröhre Endo Anaconda hatten und befürchteten, der schwitzende und keuchende Bluesbarde würde zum geschniegelten Literaten. Eine vollkommen überflüssige Befürchtung, wie Anaconda bekräftigt:
" Ich glaub nicht, dass das etwas ist, was sich widerspricht oder ausschließt, das ist mehr eigentlich: das eine ist die populäre Erscheinungsform einer Wahrnehmung oder einer Verarbeitung, die sich ausdrücken kann in Gedichten oder in Songtexten oder in kurzen Geschichten oder Kolumnen. "
Und wer das nicht glauben will, der muss hören: die neue CD der neuformierten "Hasen" erscheint Anfang April und hat den Titel: "Geisterbahn". Bis dahin aber bleibt noch genug Zeit, Anacondas Kolumnen zu lesen.
Seit 15 Jahren spielen sich die Hasen mit ihren Hits in die Herzen der Schweizer, und entscheidenden Anteil an ihrem Erfolg hat Anaconda mit seinen satirischen und selbstironischen Texten. Die gleiche Ironie durchzieht auch seine Kolumnen, und sie ist sicherlich ein Grund für den erstaunlichen Erfolg, den dieses Buch "Sofareisen" in der Schweiz hat.
""Unverstanden im Land der Mozartkugeln"
Ich war schon dreimal in Salzburg und fühlte mich jedes Mal unverstanden. Schon mein erster Aufenthalt führte zu Blessuren. Das war beim Salzburgbesuch von US-Präsident Richard Nixon. Ich besetzte, zusammen mit ein paar tausend anderen Vietnamkriegsgegnern, die Landebahn des Flughafens und trug dabei ein Transparent mit der Aufschrift: "Nixon geh wixon." Die Polizei verstand den Witz nicht - wir wurden vom Flughafengelände gewatscht. Dabei verlor ich einen Schuh, meine Geldbörse und die Rückfahrkarte nach Hause. Salzburg war für mich gestorben. "
1955 kam Endo Anaconda in der Nähe von Bern zur Welt, als Sohn einer Kärntnerin und eines Schweizers. Nach dem Tod seines Vaters aber wuchs er in Österreich auf, in Kärnten. So fühlt er sich diesen beiden Alpenländern heimatlich verbunden. Allerdings pflegt er wie in seinen Liedern auch in seinen Kolumnen ein ambivalentes Verhältnis zu seiner zweifachen Heimat:
" Heimat kann nicht einfach nur schön sein. Und ich glaub, die Deutschen können ein Lied davon singen, nicht? Also Heimat ist nicht einfach nur schön, ich finde, Heimat wird erst zur Heimat, wenn man sich dran reibt. Also da ist viel Liebe dahinter, ist aber auch viel Verzweiflung dahinter, wie das bei jeder wirklichen Liebe auch der Fall ist, nicht. "
In den 70er Jahren geriet Anaconda ins studentische Protestmilieu von Wien. Eine Zeit, die ihn nachhaltig geprägt hat. Noch immer legt er sich in seinen Texten gern mit staatlichen Autoritäten an und verspottet sie mit großer Lust. Und bis heute hat er sich einen letzten Rest linker Utopie bewahrt, der sich hinter dem Spott und Hohn seiner Texte abgelagert hat:
" Ich bin ein Kind der Gewerkschaftsbewegung und ich werde das mein Leben lang bleiben und ich kann meine Wurzeln in dieser Hinsicht nicht leugnen, nicht? "
Fünf Jahre lang hat Anaconda als "Bärbeißer" mit seinen Kolumnen in der Berner Zeitung das Geschehen in der Schweizer Hauptstadt und um sie herum aufgespießt. Aber kann man solche - mehr oder minder - zeitbezogenen Texte tatsächlich zwischen zwei Buchdeckel packen? Und kann man sie, losgelöst vom Kontext, in dem sie entstanden sind, überhaupt verstehen, zumal in Deutschland?
" Es ist zwar ein Buch über Bern, aber es ist auch ein Buch über den Blick von Bern hinaus oder den Blick von Europa nach Bern. Es behandelt zum Teil lokale Themen, aber diese Themen sind überall ähnlich, und es reflektiert immer auch auf dieses gewaltige Projekt Europa, das ich eigentlich tief in meinem Herzen unterstütze. "
Gleich nach der Auslieferung der "Sofareisen" stürmte das Buch die Schweizer Bestsellerliste, setzte sich dort wochenlang auf Platz 1 fest und musste zwischenzeitlich Harry Potter weichen, bevor er im neuen Jahr wieder den Spitzenplatz übernahm.
Ein fulminanter Erfolg für eine Sammlung von Kolumnen. Getrübt wurde dieser Erfolg allerdings bei den ersten Lesungen durch die Anfeindungen von einem harten Kern von "Hasen-" Fans, die Angst um die geliebte Rockröhre Endo Anaconda hatten und befürchteten, der schwitzende und keuchende Bluesbarde würde zum geschniegelten Literaten. Eine vollkommen überflüssige Befürchtung, wie Anaconda bekräftigt:
" Ich glaub nicht, dass das etwas ist, was sich widerspricht oder ausschließt, das ist mehr eigentlich: das eine ist die populäre Erscheinungsform einer Wahrnehmung oder einer Verarbeitung, die sich ausdrücken kann in Gedichten oder in Songtexten oder in kurzen Geschichten oder Kolumnen. "
Und wer das nicht glauben will, der muss hören: die neue CD der neuformierten "Hasen" erscheint Anfang April und hat den Titel: "Geisterbahn". Bis dahin aber bleibt noch genug Zeit, Anacondas Kolumnen zu lesen.