Denn der Präsident des Fußball-Weltverbandes FIFA war Laubers Gesprächspartner bei mindestens drei geheimen Treffen, die der Chefankläger nicht protokolliert hatte, und deren letztes, im Juni 2017, alle vier Teilnehmer sogar kollektiv vergessen haben wollen.
Das Gericht urteilte nun, dass Lauber seine Amts- und Treuepflicht schwer verletzt habe, indem er "vorsätzlich die Unwahrheit" gesagt und eines der Treffen mit Infantino sogar "bewusst verschwiegen" habe. Lauber wies bei seinem Rückzug zwar "die Unterstellung der Lüge" zurück, räumte aber ein, dass es der Strafbehörde schade, wenn man ihm als Bundesanwalt nicht mehr glaube.
Für Infantino wird es prekär
Das klare Lügen-Urteil des Bundesgerichts ist gleichzeitig auch eine gefährliche Entwicklung für FIFA-Boss Infantino, denn dieser Umstand allein würde nach den Statuten schon ein Ermittlungsverfahren des FIFA-Ethikkomitees gegen ihn rechtfertigen.
Aber Infantinos Lage ist noch prekärer: In der Schweiz wurde gerade einen Sonderstaatsanwalt eingesetzt, um über die Eröffnung einer Strafermittlung gegen ihn und Lauber wegen Verletzung von Amtsgeheimnissen und der Anstiftung dazu zu entscheiden.
Der FIFA-Präsident könnte suspendiert werden
Dieser Sonderermittler, Stefan Frei aus Obwalden, kann auf Mails zurückgreifen, in denen Infantino bekundet, dass er bei einem der Treffen mit Lauber seine ganz persönlichen Interessen vertreten wolle – damals hatte die Bundesanwaltschaft gerade in Infantinos engstem Berufsumfeld ermittelt.
Neben den belastenden Mails liegt dem Verfahrensprüfer nun also ein höchstrichterliches Urteil zu Lauber vor, das im Kontext auch Infantino der vorsätzlichen Unwahrheit und der Absprache dazu bezichtigt. Sollte Frei ein Verfahren eröffnen, müsste dies zu einer Suspendierung Infantinos durch die Fifa-Ethiker führen. Dann bräuchte der Weltverband einen neuen Präsidenten.