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Schwierige Fußabdrücke

Die Besiedlung Amerikas genau zu datieren, ist eine schwierige Angelegenheit. In Mexiko gibt es aber eine Stelle, in der Fußabdrücke in Vulkanasche konserviert sind. Ging man bislang von einer Besiedlung von vor rund 15.000 Jahren aus, so spricht eine britische Geologin nach ihren Proben nun von 40.000 Jahren. Diese Daten wiederum zweifelt der amerikanische Geologe Paul Renne an. Das letzte Wort in dem Streit scheint noch lange nicht gesprochen.

Von Michael Stang |
    " I was sort of preparing for some kind of attack. You know, we spend two years trying to date this material anyway."

    Sie hatte schon damit gerechnet, dass sie jemand attackieren würden, weil sie zwei Jahre damit verbracht hatte, die Gesteinsproben zu analysieren. Sagt
    Silvia Gonzalez von der Liverpool John Moores University. Was war passiert? Die Geologin leitet ein Projekt in Mexiko, das helfen soll, die Besiedlung Amerikas zu beleuchten. In alter Vulkanasche nahe der Stadt Puebla in Mexiko untersuchte sie Spuren, die neben tierischen Abdrücken auch menschliche Fußabdrücke enthalten sollen. Dabei geht es um immerhin 269 einzelne Abdrücke. Paul Renne vom Berkeley Geochronology Center sieht das aber ganz anders.

    "Nein, ich denke nicht, dass diese Spuren Fußabdrücke sind. Das war mir sofort klar, als ich sie mir vor Ort angeschaut habe. Die meisten Spuren dort sind modern, wir haben sogar Reifenspuren in der Nähe gesehen. Ich vermute, dass es sich einfach nur um eine Bodenerosion handelt."

    Paul Renne hat sich die Spuren vor rund anderthalb Jahren nicht nur persönlich angesehen, sondern auch eine Probe entnommen, als er ganz in der Nähe selber bei einer Ausgrabung arbeitete. Um die entnommene Gesteinsprobe kümmerte er sich aber nicht weiter. Als im Juli diesen Jahres die Gruppe um Silvia Gonzalez die Daten der Fußspuren veröffentlichte, wurde er hellhörig. Demnach waren die Spuren rund 40.000 Jahre alt. Das bedeutet, dass die Besiedlung Amerikas nicht wie bislang angenommen maximal vor 15.000 Jahren stattgefunden hat, sondern einige tausend Jahre früher. Paul Renne erinnerte sich an seine Probe und datierte sie ebenfalls – und kam zu einen ganz anderen Ergebnis. Demnach sind die Spuren dort nicht 40.000 Jahre alt, sondern 1,3 Millionen.

    "Da ich die Details nicht kenne, weiß ich nicht, was dort schief gelaufen ist. Aber die Methode, mit denen sie die Daten gewonnen haben, ist weniger sicher als meine. "

    Paul Renne hat seine Probe mit der so genannten Argon-Argon—Methode datiert. Mit dieser radiometrischen Methode kann das Alter von Gesteinen bestimmt werden, indem die zu messende Probe in einem Forschungsreaktor mit schnellen Neutronen bestrahlt wird. Silvia Gonzalez.

    "Ich frage mich natürlich schon, aus welchen Bereich genau die Proben von Mister Renne stammen. Denn wir haben versucht, mit der gleichen Methode unsere Proben, die direkt aus der Nähe der Fußabdrücke stammen, zu datieren und hatten unglaubliche Schwierigkeiten, überhaupt Daten zu bekommen. Am besten wäre es, wenn jeder dem anderen seine Proben schickt. So kann jeder die Daten des anderen replizieren und so die Angelegenheit regeln."

    Die größte Schwierigkeit für beide Seiten ist, dass die Steine dort aus verschiedenen Zeiten stammen. In den vergangenen 1,3 Millionen Jahren ist der Vulkan nicht nur ausgebrochen, sondern es hat dort auch geologische Aktivitäten geben.

    "Dadurch erhält man eine bunte Gesteinsmischung. "
    Das letzte Wort ist in diesem Streit aber noch nicht gesprochen. Die Gruppe vom Silvia Gonzalez wird im Januar weitere Daten veröffentlichen. Auf jeden Fall widersprechen beide Daten – ob nun 40.000 oder 1,3 Millionen Jahre alt – der bisherigen Lehrmeinung der Besiedlung Amerikas. Wann aber genau der erste Vertreter der menschlichen Gattung auszog, Amerika zu erobern, werden erst zukünftige Forschungen zeigen können.

    "Das Schwierige an diesen Daten ist, dass sie der gängigen Lehrmeinung widersprechen, weil sie einfach so extrem klingen. Einige Forscher trauen sich dann fast nicht, die Daten zu veröffentlichen. Nun ist es aber an der Zeit, uns diesen Daten nicht länger zu verschließen und offen für Argumente zu sein, die wir vielleicht die ganze Zeit übersehen haben."