Die Informationen, die man in den vergangenen Wochen zum Stand der Vorbereitungen des Islamzentrums erhielt, waren bemerkenswert dünn. Universität, baden-württembergisches Wissenschaftsministerium und Bundesministerium für Bildung und Forschung ließen lediglich wissen: Die Gespräche mit möglichen Professoren liefen, der Start zum Wintersemester werde wie geplant erfolgen.
Fakt war aber: Bis vergangenen Montag gab es noch keinen Professor, der an dem neuen Zentrum hätte unterrichten können, und es gab keine Klarheit über künftige Studieninhalte – während sich die künftigen Studenten bereits einschrieben.
Von der Universität kein Kommentar. Wohl aber von Studenten des Arbeitskreises Islamzentrum, die den Aufbau des neuen Studiengangs begleiten. Anonym sagten sie - Zitat:
"Ganz fair ist es natürlich nicht – also als Student, der sich einschreibt, sollte man ja schon die Chance haben, irgendwie sein erstes Semester zu planen, zu wissen, auf welche Inhalte man sich gefasst machen kann – und das ist natürlich schon problematisch, wenn man da noch gar keinen Anhaltspunkt hat."
Wie bei der evangelischen und der katholischen Theologie ist auch der Studiengang Islamische Theologie bekenntnisgebunden. Es unterrichten also Muslime.
Im März hatte die Universität vier Professuren ausgeschrieben. Doch es gab nur sehr wenig qualifizierte Bewerber. Manche waren nicht habilitiert. Viele sprachen kein Deutsch – der Studiengang soll aber auf Deutsch unterrichtet werden. Letztlich hat man sich nur auf einen Bewerber einigen können. Anfang der Woche gab der jetzt seine Zusage.
Kurz vor knapp – finden die Studenten, die das Zeitmanagement der Uni kritisieren. Zitat:
"Also man merkt einfach, dass die Uni unter nem ziemlichen Druck steht, ihr eigenes Verfahren einfach sehr schnell abwickeln möchte und sich dadurch einfach viele Unklarheiten ergeben, die man sicherlich anders hätte gestalten können."
Man hätte sich auch mehr Zeit lassen können beim Start des neuen Studiengangs. Der doppelte Hochschulstandort Münster/Osnabrück hat zeitgleich mit Tübingen den Zuschlag für einen Studiengang Islamische Theologie bekommen. Dort startet man aber erst im Sommer 2012.
Für die Tübinger Studenten ist klar: Tübingens Eile kommt nicht von ungefähr.
Die Universität hat bei den letzten beiden Runden der Exzellenzinitiative schlecht abgeschnitten. Eliteunis wurden vier andere Hochschulen in Baden-Württemberg. Die Studenten vermuten, dass man mit dem schnellen Start des Islamzentrums den Beweis erbringen will, dass man in Tübingen eben doch exzellent ist. Zitat:
"Das Problem der Uni ist tatsächlich der Wahn, die Exzellenzinitiative beim nächsten Mal unbedingt gewinnen zu wollen. Dieser Exzellenzwahn hat sich jetzt eben darin geäußert, dass das Rektorat ganz massiv versucht hat, möglichst schnell zu starten, um zu beweisen, dass man innovativ ist, dass man halt im Februar schon während der Exzellenzbegehung dann etwas vorweisen kann. Ansonsten hätte man ja nur für die Zukunft irgendwas präsentieren können weitere Pläne. So möchte man einfach Fakten schaffen und irgendwie so einen Show-off machen."
Erschwert wird der Aufbau des Zentrums für Islamische Theologie auch durch dessen Konstruktion: Es gibt einen Beirat, der mit Vertretern verschiedener islamischer Verbände besetzt ist. Dieser Beirat muss bei der Berufung von Professoren und dem Inhalt der Studienpläne sein Einverständnis geben.
Allein die Konstituierung des Beirats war ein langwieriger, zeitraubender Prozess. Im Mai signalisierte der Rektor der Universität Tübingen, Bernd Engler, dass die Arbeit des Gremiums schwierig sei. Offenbar findet im Hintergrund ein Ringen statt – um Einfluss, um religiöse Ansichten.
Für Professor Peter Strohschneider, der als ehemaliger Vorsitzender des Wissenschaftsrates die Einrichtung von Zentren für Islamische Theologie mit auf den Weg gebracht hat, sind die Probleme bei der Umsetzung keine Überraschung.
"Als wir darüber beraten haben, war uns vollständig klar, dass das in verfassungsrechtlicher Hinsicht und auch in praktisch-politischer Hinsicht selbstverständlich ein komplizierter, auch konfliktreicher Weg ist. Dass man dabei Rückschläge in Kauf würde nehmen müssen, das ist von Anfang an im Grunde eine Selbstverständlichkeit gewesen."
Wenn der Start des Tübinger Zentrums nun etwas holprig verlaufe, tue das der Sache keinen Abbruch, so Strohschneider.
Für Ende nächster Woche hat die Universität nun eine Pressekonferenz angekündigt. Auf der sollen – zehn Tage vor Semesterbeginn – der berufene Professor und die Lehrplaninhalte der ersten beiden Studienjahre vorgestellt werden.
Fakt war aber: Bis vergangenen Montag gab es noch keinen Professor, der an dem neuen Zentrum hätte unterrichten können, und es gab keine Klarheit über künftige Studieninhalte – während sich die künftigen Studenten bereits einschrieben.
Von der Universität kein Kommentar. Wohl aber von Studenten des Arbeitskreises Islamzentrum, die den Aufbau des neuen Studiengangs begleiten. Anonym sagten sie - Zitat:
"Ganz fair ist es natürlich nicht – also als Student, der sich einschreibt, sollte man ja schon die Chance haben, irgendwie sein erstes Semester zu planen, zu wissen, auf welche Inhalte man sich gefasst machen kann – und das ist natürlich schon problematisch, wenn man da noch gar keinen Anhaltspunkt hat."
Wie bei der evangelischen und der katholischen Theologie ist auch der Studiengang Islamische Theologie bekenntnisgebunden. Es unterrichten also Muslime.
Im März hatte die Universität vier Professuren ausgeschrieben. Doch es gab nur sehr wenig qualifizierte Bewerber. Manche waren nicht habilitiert. Viele sprachen kein Deutsch – der Studiengang soll aber auf Deutsch unterrichtet werden. Letztlich hat man sich nur auf einen Bewerber einigen können. Anfang der Woche gab der jetzt seine Zusage.
Kurz vor knapp – finden die Studenten, die das Zeitmanagement der Uni kritisieren. Zitat:
"Also man merkt einfach, dass die Uni unter nem ziemlichen Druck steht, ihr eigenes Verfahren einfach sehr schnell abwickeln möchte und sich dadurch einfach viele Unklarheiten ergeben, die man sicherlich anders hätte gestalten können."
Man hätte sich auch mehr Zeit lassen können beim Start des neuen Studiengangs. Der doppelte Hochschulstandort Münster/Osnabrück hat zeitgleich mit Tübingen den Zuschlag für einen Studiengang Islamische Theologie bekommen. Dort startet man aber erst im Sommer 2012.
Für die Tübinger Studenten ist klar: Tübingens Eile kommt nicht von ungefähr.
Die Universität hat bei den letzten beiden Runden der Exzellenzinitiative schlecht abgeschnitten. Eliteunis wurden vier andere Hochschulen in Baden-Württemberg. Die Studenten vermuten, dass man mit dem schnellen Start des Islamzentrums den Beweis erbringen will, dass man in Tübingen eben doch exzellent ist. Zitat:
"Das Problem der Uni ist tatsächlich der Wahn, die Exzellenzinitiative beim nächsten Mal unbedingt gewinnen zu wollen. Dieser Exzellenzwahn hat sich jetzt eben darin geäußert, dass das Rektorat ganz massiv versucht hat, möglichst schnell zu starten, um zu beweisen, dass man innovativ ist, dass man halt im Februar schon während der Exzellenzbegehung dann etwas vorweisen kann. Ansonsten hätte man ja nur für die Zukunft irgendwas präsentieren können weitere Pläne. So möchte man einfach Fakten schaffen und irgendwie so einen Show-off machen."
Erschwert wird der Aufbau des Zentrums für Islamische Theologie auch durch dessen Konstruktion: Es gibt einen Beirat, der mit Vertretern verschiedener islamischer Verbände besetzt ist. Dieser Beirat muss bei der Berufung von Professoren und dem Inhalt der Studienpläne sein Einverständnis geben.
Allein die Konstituierung des Beirats war ein langwieriger, zeitraubender Prozess. Im Mai signalisierte der Rektor der Universität Tübingen, Bernd Engler, dass die Arbeit des Gremiums schwierig sei. Offenbar findet im Hintergrund ein Ringen statt – um Einfluss, um religiöse Ansichten.
Für Professor Peter Strohschneider, der als ehemaliger Vorsitzender des Wissenschaftsrates die Einrichtung von Zentren für Islamische Theologie mit auf den Weg gebracht hat, sind die Probleme bei der Umsetzung keine Überraschung.
"Als wir darüber beraten haben, war uns vollständig klar, dass das in verfassungsrechtlicher Hinsicht und auch in praktisch-politischer Hinsicht selbstverständlich ein komplizierter, auch konfliktreicher Weg ist. Dass man dabei Rückschläge in Kauf würde nehmen müssen, das ist von Anfang an im Grunde eine Selbstverständlichkeit gewesen."
Wenn der Start des Tübinger Zentrums nun etwas holprig verlaufe, tue das der Sache keinen Abbruch, so Strohschneider.
Für Ende nächster Woche hat die Universität nun eine Pressekonferenz angekündigt. Auf der sollen – zehn Tage vor Semesterbeginn – der berufene Professor und die Lehrplaninhalte der ersten beiden Studienjahre vorgestellt werden.