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Schwierige Suche nach Mitarbeitern

In China finden Jobmessen statt, bei denen sich deutsche Unternehmen und chinesische Bewerber in einem ersten Gespräch kennenlernen können. Die Vorstellungen von Bewerben und Personalchefs liegen jedoch oft weit auseinander.

Von Silke Ballweg |
    Für Li Yang steht einiges auf dem Spiel. Soeben hat sie der Audi-Mitarbeiterin ihren Lebenslauf überreicht, jetzt muss sie im persönlichen Gespräch zeigen, was sie kann: Wie gut ihr Deutsch ist, was sie bisher gemacht hat, was genau sie sich von einem Job verspricht.

    In Jeans und einer Bluse steht Li Yang auf den dicken Teppichen im Pekinger Kempinski-Hotel. Rund 60 deutsche Unternehmen präsentieren sich hier auf der chinesisch-deutschen Jobmesse. Allein im kommenden Jahr werden rund sieben Millionen Chinesen mit einem Hochschulabschluss frisch auf den chinesischen Jobmarkt strömen – trotzdem ist es für die großen deutschen Unternehmen gar nicht so leicht, geeignete Bewerber zu finden. Ein Grund dafür ist, dass das chinesische Hochschulsystem arg verschult ist, die Studenten kaum lernen, selbständig und eigeninitiativ zu denken. Und dass sich die Studenten gleichzeitig stark auf ihr spezielles Fach fokussieren, ohne sich Zusatzqualifikationen anzueignen: Lou Yi ist Personalchefin bei der chinesischen Volkswagengruppe:

    "Wir haben genügend Absolventen von der Uni, die haben Maschinenbau studiert oder Elektronik studiert, ja, aber bei einem Kandidaten fehlt die Sprache, die können nicht mit einem anderen Kollege in einer Sprache kommunizieren, oder es fehlt die technical Hintergrund."

    Lou Yi wirkt unkompliziert und energiegeladen, beim Reden vermischt sie ständig Englisch und Deutsch. Sie klagt während des Gesprächs wiederholt: Chinas Hochschulabsolventen fehle es an einem breiten Erfahrungsschatz.

    "Wir haben den Eindruck, sie haben sehr fleißig studiert, aber ist ein bisschen theoretisch, sie haben sehr viel Zeit gegeben für Bücher, Lecture, in der Universität, aber den Studenten fehlt die Praxiserfahrung, wie man in einer Plant (Betrieb; Anmerkung der Redaktion), arbeitet, wie man mit anderen Kollegen arbeitet. Solche Orientierung, das fehlt."

    Die Volkswagengruppe beschäftigt in China rund 40.000 Mitarbeiter, in den Büros in Peking arbeiten Angestellte aus 27 Ländern. Das Unternehmen suche händeringend nach neuen Mitarbeitern, aber kaum ein chinesischer Bewerber bringe die nötige Qualifikation mit. Um die Hochschulabsolventen fit für`s Berufsleben zu machen, um etwa ihre Kommunikationsfähigkeit und ihre Kreativität zu fördern, hat VW speziell für den chinesischen Markt ein Traineeprogramm aufgelegt. Das Unternehmen wirbt auf der Messe auch dafür.

    "Wir suchen Hunderte von Leuten jährlich, ja, natürlich","

    sagt auch Norman Dentel vom Werkzeugunternehmen Würth. Das deutsche Unternehmen will in China sein Vertriebsnetz weiter ausbauen und sucht Angestellte für den Außendienst. Aber auch Dentel hat Schwierigkeiten, alle offenen Stellen zu besetzen.

    ""Wir brauchen Leute, die nach Möglichkeiten technisch versiert sind, aber ein reiner Techniker würde uns nichts bringen. Für uns müssen die Leute auch was darstellen, die müssen eine Akzeptanz haben, wenn sie mit dem Kunden reden, muss der Kunde ihnen vertrauen, um da eine Geschäftsbeziehung zu bilden."

    Viele chinesische Hochschulabsolventen seien aber noch zu kindlich und verspielt, und auch er meint; ihnen fehle Praxiserfahrung. Der 20 Jahre alte Hong Ren Jun ist sich dessen durchaus bewusst. Der etwas übergewichtige Chinese in der grauen Strickjacke fürchtet, dass er bei den deutschen Unternehmen erst einmal abblitzen wird. Obwohl er Englisch und Deutsch studiert hat, kann er auf deutsch kaum ein Gespräch führen. Und selbst wenn er es könnte, so weiß er mittlerweile auch:

    "Sprache ist nur ein Werkzeug, naja, und mir fehlt es leider an konkreten Kenntnissen. Es ist leider sehr schwer für mich, eine Arbeit zu finden. Es ist wirklich schwierig."

    Auch Li Yang ist nach ihrem Besuch der Jobmesse ein wenig ernüchtert. Ein wirklich aussichtsreiches Gespräch hat sich für sie nicht ergeben.