Sophie Schäfer studiert im 5. Semester Evangelische Theologie fürs Pfarramt in Mainz. Doch jetzt streikt sie. Julia Schäfer blockiert den Raum, in dem heute die Mainzer Jobmesse beginnen sollte. Doch statt Hochglanzbroschüren von Wirtschaftsunternehmen werden hier Flugblätter verteilt, in denen über die nächsten Streikaktionen informiert wird. Gleichzeitig werden per Videobeamer die neuesten Nachrichten aus dem Internet zum Bildungsstreik an die Wand geworfen. Die Jobmesse ist abgesagt, die Praktikumsmesse "Praktika welt-offen" soll jedoch morgen früh wie geplant in einem unbesetzten Nebenraum beginnen. Sophie Schäfer glaubt allerdings, dass Bachelor-Studierende keine Zeit mehr für ein Auslandspraktikum haben:
"Ich studiere noch auf dem alten Studiengang, also bei mir ist das noch möglich, ein Auslandspraktikum zu machen. Die neueren Leute können das nicht machen, weil sie entweder eingeplante Praktika in den Ferien haben oder natürlich volle Stundenpläne die es überhaupt nicht ermöglichen, irgendwie auszubrechen. Weil die Module aufeinander aufbauen. Wenn man ein Modul verpasst hat, kann man das nächste nicht mehr annehmen und dadurch macht Praktikum keinen Sinn mehr."
Annegret Werner kann diese Kritik durchaus verstehen. Sie ist Leiterin des Referates "Outgoing" an der Uni Mainz und Organisatorin der Praktikumsmesse. Immer wieder habe sie in den letzten Monaten die Klagen der Bachelor-Studierenden gehört, dass mit den neuen Studienordnungen keine Zeit mehr für ein Auslandssemester bleibe. Damit sie die begehrten Auslandspraktika dennoch machen können, nehmen Studierende inzwischen oft zähneknirschend ein längeres Studium in Kauf, so Annegret Werner:
"Was wir feststellen, das viele Studierende trotz dieses relativ engen Stundenplan auch kommen und sagen: Ich gehe ins Ausland und wenn mein Studium ein Semester länger wird, es war die Erfahrung wert. Was man wirklich unterstreichen muss. Trotz allem wäre es wirklich schön, wenn bei einer Reform der Reform beachten würde, dass eben Mobilität möglich ist."
An Praktikumsangeboten jedenfalls mangelt es nicht – das wird die Mainzer Messe morgen zeigen. Mehr als 20 kommerzielle und nichtkommerzielle Anbieter werden Praktikumsmöglichkeiten in aller Welt aufzeigen. Australien und Neuseeland seien für Auslandspraktika zurzeit besonders begehrt, beobachtet Annegret Werner. Praktika in Europa werden durch Stipendien des EU-Erasmus-Programms erleichtert. Bei kommerziellen Anbietern können dreimonatige Auslandsaufenthalte aber auch schnell einmal 4000-5000 Euro kosten. Das stößt bei den Besetzern der alten Mensa in Mainz auf Kritik. Sie sehen ohnehin im Praktikum oftmals lediglich eine Möglichkeit für Unternehmen, billig an Arbeitskräfte zu kommen. Deswegen finden sie es gut, dass Job- und Praktikumsmesse durch den Bildungsstreik nicht so reibungslos über die Bühne gehen können wie geplant.
"In Deutschland sind Praktika eben auch sehr häufig nicht bezahlt. Das heißt, das ist für die ne super Möglichkeit, 1-A-Personal zu bekommen, ohne einen Pfennig dafür zahlen zu können. Und von daher sehe ich das Ganze recht kritisch und finde das auch ganz gut, das wir hier in diesen Hörsälen sind. Und ja, wenn der Präsident etwas leidend schreibt, ja wegen den Studierenden muss das halt jetzt leider ausfallen, dann weiß halt jeder, was er davon zu halten hat."
"Gerade die Jobmesse stellt ganz klar da, wie sich das Verhältnis zwischen Universität und Wirtschaft entwickelt hat. Eigentlich müsste sich die Wirtschaft in einer Bittstellerposition befinden, da sie von dem Wissen der Universitäten profitieren will. Letztlich läuft es genau umgekehrt, das sich die Universitäten gerade auch aufgrund der Unterfinanzierung in einer Bittstellerposition befinden und sich deswegen mit solchen Veranstaltungen wie Jobmessen einfach anbiedern müssen."
Matratzen sind ausgerollt, wo heute Vertreter der Industrie- und Handelskammer sprechen wollten. Streikende in gelben T-Shirts löffeln etwas abgekämpft Erbsensuppe – dort, wo das ZDF zusammen mit der Agentur für Arbeit neue Berufswege heute rund ums Internet präsentieren wollte. Die "Generation Praktikum" ist im handfesten Streik – die Jobsuche im digitalen Raum muss ein wenig warten.
"Ich studiere noch auf dem alten Studiengang, also bei mir ist das noch möglich, ein Auslandspraktikum zu machen. Die neueren Leute können das nicht machen, weil sie entweder eingeplante Praktika in den Ferien haben oder natürlich volle Stundenpläne die es überhaupt nicht ermöglichen, irgendwie auszubrechen. Weil die Module aufeinander aufbauen. Wenn man ein Modul verpasst hat, kann man das nächste nicht mehr annehmen und dadurch macht Praktikum keinen Sinn mehr."
Annegret Werner kann diese Kritik durchaus verstehen. Sie ist Leiterin des Referates "Outgoing" an der Uni Mainz und Organisatorin der Praktikumsmesse. Immer wieder habe sie in den letzten Monaten die Klagen der Bachelor-Studierenden gehört, dass mit den neuen Studienordnungen keine Zeit mehr für ein Auslandssemester bleibe. Damit sie die begehrten Auslandspraktika dennoch machen können, nehmen Studierende inzwischen oft zähneknirschend ein längeres Studium in Kauf, so Annegret Werner:
"Was wir feststellen, das viele Studierende trotz dieses relativ engen Stundenplan auch kommen und sagen: Ich gehe ins Ausland und wenn mein Studium ein Semester länger wird, es war die Erfahrung wert. Was man wirklich unterstreichen muss. Trotz allem wäre es wirklich schön, wenn bei einer Reform der Reform beachten würde, dass eben Mobilität möglich ist."
An Praktikumsangeboten jedenfalls mangelt es nicht – das wird die Mainzer Messe morgen zeigen. Mehr als 20 kommerzielle und nichtkommerzielle Anbieter werden Praktikumsmöglichkeiten in aller Welt aufzeigen. Australien und Neuseeland seien für Auslandspraktika zurzeit besonders begehrt, beobachtet Annegret Werner. Praktika in Europa werden durch Stipendien des EU-Erasmus-Programms erleichtert. Bei kommerziellen Anbietern können dreimonatige Auslandsaufenthalte aber auch schnell einmal 4000-5000 Euro kosten. Das stößt bei den Besetzern der alten Mensa in Mainz auf Kritik. Sie sehen ohnehin im Praktikum oftmals lediglich eine Möglichkeit für Unternehmen, billig an Arbeitskräfte zu kommen. Deswegen finden sie es gut, dass Job- und Praktikumsmesse durch den Bildungsstreik nicht so reibungslos über die Bühne gehen können wie geplant.
"In Deutschland sind Praktika eben auch sehr häufig nicht bezahlt. Das heißt, das ist für die ne super Möglichkeit, 1-A-Personal zu bekommen, ohne einen Pfennig dafür zahlen zu können. Und von daher sehe ich das Ganze recht kritisch und finde das auch ganz gut, das wir hier in diesen Hörsälen sind. Und ja, wenn der Präsident etwas leidend schreibt, ja wegen den Studierenden muss das halt jetzt leider ausfallen, dann weiß halt jeder, was er davon zu halten hat."
"Gerade die Jobmesse stellt ganz klar da, wie sich das Verhältnis zwischen Universität und Wirtschaft entwickelt hat. Eigentlich müsste sich die Wirtschaft in einer Bittstellerposition befinden, da sie von dem Wissen der Universitäten profitieren will. Letztlich läuft es genau umgekehrt, das sich die Universitäten gerade auch aufgrund der Unterfinanzierung in einer Bittstellerposition befinden und sich deswegen mit solchen Veranstaltungen wie Jobmessen einfach anbiedern müssen."
Matratzen sind ausgerollt, wo heute Vertreter der Industrie- und Handelskammer sprechen wollten. Streikende in gelben T-Shirts löffeln etwas abgekämpft Erbsensuppe – dort, wo das ZDF zusammen mit der Agentur für Arbeit neue Berufswege heute rund ums Internet präsentieren wollte. Die "Generation Praktikum" ist im handfesten Streik – die Jobsuche im digitalen Raum muss ein wenig warten.