"Guten Abend, liebe Zuschauer!", wünschen die Moderatoren auf griechisch und auf türkisch. Wer um 19.10 Uhr in Zypern vor dem Fernseher sitzt, könnte denken, die Welt sei in Ordnung. Die zweisprachige Sendung "Biz-Eimeis" im griechisch-zyprischen Staatsfernsehen heißt ganz schlicht "Wir". Aber selbst wenn die Moderatoren freundliche Geschichten von hüben und drüben präsentieren – die Insel ist immer noch geteilt.
Um diesen Zustand zu beenden, treffen sich der griechisch-zyprische Präsident Dimitris Christofias und der Führer der Zyperntürken, Mehmet Ali Talat, seit einem Jahr regelmäßig am Verhandlungstisch. Bisher allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Talat verkündete zwar im Juli, beide Seiten hätten sich bereits über 80 Prozent der Verhandlungsmaterie geeinigt. Der Chefunterhändler der griechischen Seite, George Iacovou, ist aber anderer Meinung:
"Bei vier der sieben Kapitel gab es überhaupt keinen Fortschritt, das betrifft Eigentumsfragen, Territoriumsansprüche, Sicherheit und den Verbleib der Siedler."
Die griechischen Zyprer fordern den Rückzug der 42.000 Mann starken türkischen Besatzungsmacht - die Zyperntürken bestehen auf militärischem Schutz. Auch um die anatolischen Einwanderer, die im Norden der Insel angesiedelt wurden, wird gefeilscht. Christofias hat angeboten, dass 50.000 bleiben dürfen. Talat will die dreifache Anzahl. Gebietsansprüche der künftigen Bundesländer, Quote der Volksgruppen in den zentralen Behörden, direkte oder indirekte Wahlen – die Liste der Divergenzen ist noch lang.
Hinzu kommt, dass sich die Menschen nach 35 Jahren Teilung erst wieder annähern müssen, um in einem gemeinsamen Staat leben zu können. Zehra Çengis aus Nord-Nikosia, die in dem sozio-kulturellen Verein "Enorasis" mit griechisch-zyprischen Landsleuten viel Zeit verbringt, weiß, wie wichtig das ist:
"Unsere Aktivitäten schaffen Freundschaften. Das wiederum hilft, den jeweils anderen zu verstehen. Jede zyprische Familie trauert um vermisste oder ermordete Verwandte. Aber in einer freundlichen Atmosphäre kann man seinen Schmerz miteinander teilen und beschuldigt sich nicht gegenseitig."
Auch die Wirtschaft bereitet den Weg, auf dem die Politik folgen soll. Die Trennungslinie ist durchlässig für Handel und Wandel zwischen den Volksgruppen. Geld muss fließen, sagt Manthos Mavrommatis, Präsident der griechisch-zyprischen Handelskammer im Süden:
"Je eher beide Seiten den gleichen Lebensstandard haben, desto besser ist es für ein harmonisches Miteinander im Land, für ein Leben ohne Misstrauen und Neid."
Wer Wirtschaft sagt, muss auch Eigentumsfrage sagen. Die Immobilien- und Tourismusbranche in Nordzypern ist überwiegend auf Grundstücken gewachsen, die griechischen Zyprern gehören. Die wollen ihren Besitz zurück haben, den sie 1974 beim Einmarsch der türkischen Armee zurücklassen mussten. Die türkisch-zyprische Verhandlungsseite fürchtet sich vor dem Ansturm der Besitzer und will daher eine Entschädigungslösung in den Vereinigungsplan einbauen. Chefunterhändler Iacovou aber legt den Finger auf die Wunde:
"Wo sollen denn die 30 Milliarden Euro herkommen, mit denen sie die Eigentümer entschädigen wollen? Die türkisch-zyprische Seite schlägt vor, dass andere Länder etwas zu einem Entschädigungsfonds beisteuern. Da stehlen sie die Grundstücke und jetzt sollen Andere die rechtmäßigen Eigentümer entschädigen."
Trotz aller Differenzen verkündet Talat vollmundig, dass Anfang kommenden Jahres ein Vereinigungsplan fix und fertig zur Volksabstimmung bereitliegen werde. Ihn drängt die Präsidentschaftswahl im April 2010, bei der sein eigenes Amt zur Disposition steht. In ein zeitliches Korsett wollen sich die Zyperngriechen jedoch nicht pressen lassen.
Vielleicht gelingt es ja Zypern, 2012 als vereinigtes Land die EU-Ratspräsidentschaft zu übernehmen. Dann auch mit einer neuen zyprischen Nationalhymne, die die der großen Brüder Griechenland und Türkei ersetzt. Eine passende Melodie wurde schon 2004 von einer bi-kommunalen Kommission ausgewählt. Damals stand eine Vereinigung kurz bevor. Als der Plan jedoch im Referendum scheiterte, wanderte die Hymne ins Archiv. Gespielt wurde sie nie, aber sie klingt jedenfalls schon nach froher Zukunft.
Um diesen Zustand zu beenden, treffen sich der griechisch-zyprische Präsident Dimitris Christofias und der Führer der Zyperntürken, Mehmet Ali Talat, seit einem Jahr regelmäßig am Verhandlungstisch. Bisher allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Talat verkündete zwar im Juli, beide Seiten hätten sich bereits über 80 Prozent der Verhandlungsmaterie geeinigt. Der Chefunterhändler der griechischen Seite, George Iacovou, ist aber anderer Meinung:
"Bei vier der sieben Kapitel gab es überhaupt keinen Fortschritt, das betrifft Eigentumsfragen, Territoriumsansprüche, Sicherheit und den Verbleib der Siedler."
Die griechischen Zyprer fordern den Rückzug der 42.000 Mann starken türkischen Besatzungsmacht - die Zyperntürken bestehen auf militärischem Schutz. Auch um die anatolischen Einwanderer, die im Norden der Insel angesiedelt wurden, wird gefeilscht. Christofias hat angeboten, dass 50.000 bleiben dürfen. Talat will die dreifache Anzahl. Gebietsansprüche der künftigen Bundesländer, Quote der Volksgruppen in den zentralen Behörden, direkte oder indirekte Wahlen – die Liste der Divergenzen ist noch lang.
Hinzu kommt, dass sich die Menschen nach 35 Jahren Teilung erst wieder annähern müssen, um in einem gemeinsamen Staat leben zu können. Zehra Çengis aus Nord-Nikosia, die in dem sozio-kulturellen Verein "Enorasis" mit griechisch-zyprischen Landsleuten viel Zeit verbringt, weiß, wie wichtig das ist:
"Unsere Aktivitäten schaffen Freundschaften. Das wiederum hilft, den jeweils anderen zu verstehen. Jede zyprische Familie trauert um vermisste oder ermordete Verwandte. Aber in einer freundlichen Atmosphäre kann man seinen Schmerz miteinander teilen und beschuldigt sich nicht gegenseitig."
Auch die Wirtschaft bereitet den Weg, auf dem die Politik folgen soll. Die Trennungslinie ist durchlässig für Handel und Wandel zwischen den Volksgruppen. Geld muss fließen, sagt Manthos Mavrommatis, Präsident der griechisch-zyprischen Handelskammer im Süden:
"Je eher beide Seiten den gleichen Lebensstandard haben, desto besser ist es für ein harmonisches Miteinander im Land, für ein Leben ohne Misstrauen und Neid."
Wer Wirtschaft sagt, muss auch Eigentumsfrage sagen. Die Immobilien- und Tourismusbranche in Nordzypern ist überwiegend auf Grundstücken gewachsen, die griechischen Zyprern gehören. Die wollen ihren Besitz zurück haben, den sie 1974 beim Einmarsch der türkischen Armee zurücklassen mussten. Die türkisch-zyprische Verhandlungsseite fürchtet sich vor dem Ansturm der Besitzer und will daher eine Entschädigungslösung in den Vereinigungsplan einbauen. Chefunterhändler Iacovou aber legt den Finger auf die Wunde:
"Wo sollen denn die 30 Milliarden Euro herkommen, mit denen sie die Eigentümer entschädigen wollen? Die türkisch-zyprische Seite schlägt vor, dass andere Länder etwas zu einem Entschädigungsfonds beisteuern. Da stehlen sie die Grundstücke und jetzt sollen Andere die rechtmäßigen Eigentümer entschädigen."
Trotz aller Differenzen verkündet Talat vollmundig, dass Anfang kommenden Jahres ein Vereinigungsplan fix und fertig zur Volksabstimmung bereitliegen werde. Ihn drängt die Präsidentschaftswahl im April 2010, bei der sein eigenes Amt zur Disposition steht. In ein zeitliches Korsett wollen sich die Zyperngriechen jedoch nicht pressen lassen.
Vielleicht gelingt es ja Zypern, 2012 als vereinigtes Land die EU-Ratspräsidentschaft zu übernehmen. Dann auch mit einer neuen zyprischen Nationalhymne, die die der großen Brüder Griechenland und Türkei ersetzt. Eine passende Melodie wurde schon 2004 von einer bi-kommunalen Kommission ausgewählt. Damals stand eine Vereinigung kurz bevor. Als der Plan jedoch im Referendum scheiterte, wanderte die Hymne ins Archiv. Gespielt wurde sie nie, aber sie klingt jedenfalls schon nach froher Zukunft.