Seit knapp zweieinhalb Jahren ist Hannes Vitense gemeinsam mit Team-Chef Bernd Berkhahn Schwimm-Bundestrainer, die Olympischen Spiele in Tokio sind die ersten in seiner Funktion. Als Team-Coach ist Vitense für die Ausrichtung der Nationalmannschaft verantwortlich. Er gehe definitiv davon aus, dass die Spiele in Tokio trotz der Corona-Pandemie stattfinden werden, erklärte Vitense im Dlf. "Ich gehe davon aus, dass die Welt des Sports sich treffen wird und wir uns mit den Besten messen können." Durch die Impfkampagne des DOSB sehe es in Sachen Impfschutz bei den Schwimmern gut aus, versicherte Vitense, der selbst auch geimpft ist.
"So sicher wie irgendwie möglich"
Obwohl die Impfkampagne in Japan nur schleppend anläuft, ist sich Vitense sicher, dass die Japaner in der Lage seien, ein sehr gutes Hygienekonzept mit noch nie dagewesenen Standards auf die Beine zu stellen. "Ich gehe davon aus, dass wir als Olympioniken uns in einer Bubble aufhalten werden, sodass wenig oder gar kein Kontakt mit der Bevölkerung stattfinden wird. Das beginnt schon hier in der Vorbereitung 14 Tage vorher. Es wird so sicher sein, wie es nur irgendwie möglich ist." Er hoffe, dass das für Olympioniken und Japaner am Ende gut ausgehe.
Nach den Erfahrungen der Wasserspringer, die ihre Qualifikation erst kürzlich in Tokio absolvierten, wisse man, dass es schwierige Bedingungen vor Ort geben werde. Darauf wolle man die Athleten auch psychologisch einstellen. Eine kurzfristige Absage wegen der Coronalage wäre für die Athleten und Athletinnen und den gesamten Verband eine Enttäuschung, die man aber akzeptieren müsse, sagte Vitense.
Erfolge seien definitiv möglich im Beckenschwimmen, ist sich Vitense sicher. "Wir müssen aber schon realistisch nach vorne schauen und können nicht erwarten, dass eine deutsche Nationalmannschaft von heute auf morgen wieder ganz vorne in der Spitze zu finden ist. Das ist immer ein Prozess."
Der DSV hat sich zum Beispiel in Person des niederländischen Erfolgstrainers Jacco Verhaeren auch Expertise von Außen in den Verband geholt. Dabei hätten alle Trainer mitgezogen, eine Aufbruchstimmung erzeugt:
"Ich glaube, das ist auch etwas, ja vielleicht auch ein Novum im deutschen Schwimmsport. Vorher hatte man vielleicht eher kleinere Inseln, man hat da für sich gearbeitet und einen mehr oder weniger guten Job gemacht. Letztendlich geht es aber darum, dass wir unser Know-how zusammenwerfen, dass wir Konzeptionen und Möglichkeiten erarbeiten, an denen wir wachsen können. Und das hat ihn gereizt."
"Müssen uns alle weiterentwickeln"
Verhaeren soll vor allem Trainer schulen. Für die Athleten soll es einen Plan zur Heranführung an die Spitze geben und einen Plan für Schwimmer, die sich schon im Spitzensport befinden. Der Verband wolle versuchen, vor die Welle zu kommen, etwas zu entwickeln, dass es so noch nicht gibt. Dazu gehört für Vitense auch, dass der Verband selbst Werkzeuge für die Leistungsanalyse entwickelt.
Im Bereich "duale Karriere" setzt der Verband auf ehemalige Athleten. Die sollen den aktuellen Schwimmern zur Seite stehen. Vitense hofft auf Netzwerke, die beim Einstieg in die berufliche Karriere helfen.
Zu den Turbulenzen an der Spitze des Schwimmverbandes und möglichem Streit zwischen Profis und Amateuren möchte er sich nicht äußern, wichtig sei es, sich zu professionalisieren. "Das muss für uns alle gelten, wie wir uns weiterentwickeln können, wie wir Entwicklung möglich machen können."