Dopingverdacht gegen chinesische Schwimmer
Schwimmer Matzerath: "Vertrauenswürdigkeit der WADA infrage gestellt"

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat laut einer ARD-Dokumentation 23 positive Doping-Proben chinesischer Schwimmerinnen und Schwimmer nur unzureichend verfolgt. Das diskreditiere den Sport und besonders die Leistungen chinesischer Sportler, sagt der deutsche Schwimmer Lucas Matzerath im Dlf.

Lucas Matzerath im Gespräch mit Matthias Friebe |
Lucas Matzerath taucht mit Kopf und Schultern aus dem Wasser und atmet ein.
Lucas Matzerath in seiner Spezialdisziplin, dem Brustschwimmen. (IMAGO / Insidefoto / IMAGO / Giorgio Perottino / Deepbluemedia / Insidefoto)
Lucas Matzerath möchte keine Sportler vorverurteilen, schließlich habe es schon positive Dopingbefunde wegen wegen kontaminierter Lebensmittel gegeben. Aber: "In dem Fall ist die Aufarbeitung der Wada und vor allem die Geheimhaltung natürlich das, was so ein bisschen die Vertrauenswürdigkeit der WADA dann in Frage stellt."
Laut Recherchen von ARD und Süddeutscher Zeitung ist die Welt-Anti-Doping-Agentur 23 positiven Proben von chinesischen Schwimmerinnen und Schwimmern nicht ausreichend nachgegangen, habe sich auf die Informationen chinesischer Behörden verlassen. Die Verweigerung von Aufarbeitung sei ein Verrat der WADA an sauberen Sportlern. "Da fehlt ein bisschen diese Transparenz, die man sich von der WADA eigentlich wünscht."
Die Begründung der positiven Proben durch eine Kontamination des Essens in einem Hotel hält Matzerath für fragwürdig, zumal das Medikament schon bei ehemaligen chinesischen Schwimmstar Sun Yang vor Jahren nachgewiesen worden war.

Diskreditierte Leistungen chinesischer Sportler

Vor einem Jahr war Matzerath WM-Fünfter über 100 Meter Brust geworden. Sieger war damals Chen Haiyang aus China, der nun ebenfalls zu den Beschuldigten gehört. Die neuen Erkenntnisse diskreditierten den Sport und die Leistungen, findet Matzerath. Bei den Leistungen chinesischer Sportlerinnen und Sportler sagten unter der Hand schon manche: 'Die sind ja eh gedopt.' Gerade Haiyangs Leistungen inklusive Weltrekord seien nun diskreditiert.
Matzerath wünscht sich eigene, unabhängige Nachforschungen der WADA. Auch der Weltverband sollte mehr tun, findet Matzerath. Er befürchtet aber, dass es das nicht geben werde und die Sportlerinnen und Sportler in Paris bei den Olympischen Spielen antreten.