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Bewegungsgipfel der Bundesregierung
Hoffnung auf einen "großen Entwurf" für den Sport

Der Bewegungsgipfel in Berlin soll einen Impuls geben, um Sport und Bewegung in Deutschland zu fördern. Man könne die Probleme in 90 Minuten zwar nicht lösen, aber politische Maßnahmen anstoßen, sagt der Sportwissenschaftler Ansgar Schwirtz im Dlf. Corona könnte dabei helfen.

Ansgar Schwirtz im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion, Eberswalder Straße, Berlin
Problemfall Sportstätten: Beim Bewegungsgipfel wird es auch um den Ausbau und Erhalt von Sportplätzen, Hallen und Bädern gehen. (Imago / Schöning)
Vertreterinnen und Vertreter von zehn Bundesministerien, von der Gesundheits-, Sport- und Kultusministerkonferenz, vom DOSB und von kommunalen Spitzenverbänden - die Liste der Teilnehmer am Bewegungsgipfel am 13. Dezember ist umfangreich.
Der Gipfel selbst wird 90 Minuten dauern, unter anderem werden Innenministerin Nancy Faeser und Gesundheitsminister Karl Lauterbach sprechen. Das Ziel: ein gemeinsamer Impuls, um Sport und Bewegung in Deutschland zu fördern.
Ansgar Schwirtz, Professor für Biomechanik im Sport an der TU München, ist zuversichtlich, dass dies klappen wird. "90 Minuten reichen nicht, um das Problem zu bewältigen, aber es reichen 90 Minuten, um das Problem anzustoßen und anzunehmen", so der Präsident der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft.

Die Politik habe die Wirksamkeit von Sport unterschätzt

Der Gipfel solle dazu dienen, die Expertise aus den verschiedenen Institutionen zu bündeln und daraus Kraft zu schöpfen. In den nächsten Monaten solle dann ein Entwicklungsplan Sport entstehen.
Die Politik habe bisher die Wirksamkeit des Sports unterschätzt, findet Schwirtz. Verschiedene Ministerien seien für Leistungssport, Gesundheitssport und Breitensport zuständig, dadurch gehe bisher viel Kraft verloren:
"Wenn man jetzt an einem Strang zieht, weil alle Themen sich gegenseitig bedingen, und wenn dann auch die Sportwissenschaft mit einbezogen wird, dann glaube ich, könnte es ein großer Wurf werden, der ja auch vom DOSB im Entwicklungsplan mit seinen Grundzügen vorgestellt worden ist. Dass die verschiedenen Probleme, die wir im Sport haben - seien es Sportanlagen, sei es Klima, sei es Sichtbarkeit und andere Probleme - letzendlich wirklich angefasst werden, und zwar gemeinsam."

"Nicht immer den Schwarzen Peter weiterschieben"

Konkret hofft Schwirtz darauf, dass Sportstätten so ausgebaut oder erhalten werden, dass sie für den Sport nutzbar sind. Er wünscht sich zudem, dass Turnhallen nicht langfristig als Unterkunft für Geflüchtete genutzt werden und dass der Breitensport sichtbarer wird. Man müsse zum Beispiel dafür sorgen, dass Sportanlagen nicht nur für den Leistungssport, sondern auch für Breiten- und Gesundheitssport genutzt würden.
"Wenn wir gemeinsam daran arbeiten mit allen Komponenten der Sportwissenschaft, des DOSB und der verschiedenen Ministerien, dann sollte das eigentlich gelingen, dass man gemeinsam das Problem anpackt und nicht immer den Schwarzen Peter weiter schiebt", hofft Schwirtz.
"Das war in früherer Zeit öfter der Fall, dass man dann gesagt hat: 'Okay, mein Ministerium ist nicht dafür zuständig, dass ist das andere Ministerium.' Und dann werden Gelder relativ lange beantragt, bis sie dann erfolgreich eingesetzt werden können."

"Aus der Coronakrise Kraft schöpfen"

Das politische Signal des Bewegungsgipfels solle dazu führen, Sport und Bewegung stärker in die Gesellschaft zu tragen. Man müsse versuchen, die Menschen in die Vereine zu bekommen oder zum Beispiel im Ganztagsschulbetrieb den Sport zu integrieren.
Schwirtz ist optimistisch, dass es nicht nur bei Appellen bleibt, sondern es konkrete Maßnahmen geben werde. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig Bewegung sei. Der frühe Verzicht auf Sport sei ein Fehler gewesen. "Insofern glaube ich, dass aus der Krise so eine Kraft geschöpft werden kann."
Die Aufgabenteilung, Spitzensport von der Bundespolitik und Breitensport von den Ländern bearbeiten zu lassen, bedürfe einer grundsätzlichen Diskussion, findet Schwirtz:
"Ob man es dann sinnvollerweise komplett dem Bund oder komplett dem Land gibt, um nur eine Stelle zu haben, das ist gar nicht die Botschaft. Sondern es ist eher die Botschaft, dass man zusammenarbeiten sollte und vielleicht wie eine Agentur für Breitensport gründet, in der solche Dinge koordiniert werden." Solche Themen sollten nach dem öffentlichen Teil des Gipfels in Arbeitsgruppen angesprochen werden.