Vielleicht versteht man die ganze Aufregung um "Brokeback Montain" – kriegt er den Oskar aller Oskars als bester Film des Jahres oder nicht – besser, wenn man weiß, dass der Western als das amerikanische Kino "par excellence" gilt. So hat es jedenfalls der Filmhistoriker Andre Bazin einmal definiert und mit seiner bahnbrechenden Studie zum Thema gleich das amerikanische Genrekino ein für allemal vermessen.
Der Western ist der amerikanische Heimatfilm und er erzählt von Landschaften und von Identitätsfindung. Unter dem endlos wirkenden blauen Himmel, dem "Big Sky", der hinter den Berghorizonten sicher noch weitergeht, kommen die Cowboys schnell ins Grübeln. Das ist heute – man denke nur an den Marlboro-Mann, den Werbewidergänger des Kinocowboys - nicht anders als Ende des 19. Jahrhunderts oder in den 60er Jahren des 20. Echte Cowboys kriegen die Zähne kaum auseinander, und wenn sie gesprächig werden, dann ist etwas geschehen.
Eines der Geheimnisse des Western, hat Bazin weiter geschrieben, sei immer schon dieses: Es gibt nichts, was man nicht in die Satteltaschen des Westerners stecken kann. Das macht das Genre endlos variabel und offen. Nach den Abenteuerfilmen in der Prärie folgten Antiwestern mit melancholischen Helden, dann Brutalo- und Italowestern, schließlich Spätwestern, in denen Lastwagen wichtiger waren als die Lassotricks. Western sind – Ausnahmen bestätigen die Regel – Männerfilme. Und ein guter Schuss Homoerotik wurde ihnen schon immer nachgesagt.
Walter Brennan wachte als Doc Holiday auch schon Mal mit dem Westerner Gary Cooper eng umschlungen in einem Bett auf und John Wayne ist hart aber auch zart zu Dean Martin in "Rio Bravo". Das Kinotraumpaar aber bleiben Robert Redford und Paul Newman als "Butch Cassidy and the Sundance Kid". Sie haben keine Zukunft, aber sie nutzen sie. Darum also ihr legendärer Sprung in den Abgrund. Eigentlich ist es also keine Überraschung, wenn Regisseur Ang Lee filmisch offen anspricht, was in den meisten Western noch im Verborgenen bleibt. Jake und Ennis sollen am Brokeback Mountain Schafe hüten und dann bricht es aus ihnen heraus. Eine gemeinsame Liebesnacht im Zelt und dann der Katzenjammer.
"Das ist eine einmalige Sache, was da passiert ist."
"Das geht niemanden außer uns was an."
"Ich bin nicht schwul."
"Ich auch nicht."
Angekommen sind wir im klassischen Melodram, als sei es von Douglas Sirk inszeniert. Die beiden Helden gehen auseinander und versuchen es mit einem ordentlichen Leben. Sie heiraten, bekommen Kinder, und als sie sich wieder treffen, müssen sie ihre Neigung als Angeltour kaschieren. Dass das nicht lange gut gehen kann, verraten nicht nur die unbenutzten Angelrouten. Ein paar Blicke. Auf begehrende folgen neidische, zornige und böse. Mit dem was der Himmel so erlaubt, ist es im Melodram nie weit her. Diese beiden Liebenden müssen ihre Träume schnell begraben.
"Weißt du es könnte eigentlich immer so sein."
"Wie stellst du dir das vor?"
"Was wäre, wenn wir beide irgendwo eine Ranch hätten, eine kleine Rinderzucht zum Beispiel. Das wäre sicher ein schönes Leben. Meine Güte. Mein alter Herr würde mir sicher eine Anzahlung geben, damit ich abhaue. "
"Nein, daraus wird nichts. Na ja. Du hast deine Frau und dein Baby in Texas. Ich hab mein Leben in River."
"Ist das so? Du und Alma, das ist ein Leben?"
"Es ist doch so, wenn es uns am falschen Ort oder zur falschen Zeit überkommt, dann sind wir tot."
Ang Lee gilt als das Chamäleon unter den Hollywoodregisseuren. Seine Virtuosität gilt dem Regiestil. Im Kostümfilm frei nach Jane Austen fühlt er sich ebenso zu Hause wie ihm Trick-Eastern mit "Tiger und Drachen" oder im "Eissturm" erkaltender Beziehungen. "Brokeback Mountain" aber ist sein erster Metafilm. Ein Film, der eigentlich das Kino selbst zum Thema hat. Er erfüllt einerseits penibel die Genrekonventionen und bricht dann mit allen Regeln. Mit der bitteren tragischen Konsequenz des Melodrams hält er dagegen, gegen die schönen Bilder und die großen Gefühle. Das ist irgendwie auch "Amerikanisches Kino par excellence", zeitgenössisch eben. Kein Wunder, dass er nicht die ganze Hollywoodgemeinde auf seinen Oskar-Stimmzetteln wiederfand. Wahre Liebe ist immer Verzicht. Für einen Filmregisseur heißt das, dass er sich manchmal dem ganz großen Millionenpublikum versagen muss. Denn das bekommt man nur, wenn man ganz einfache Geschichten erzählt und auf alle Zwischentöne verzichtet.
Der Western ist der amerikanische Heimatfilm und er erzählt von Landschaften und von Identitätsfindung. Unter dem endlos wirkenden blauen Himmel, dem "Big Sky", der hinter den Berghorizonten sicher noch weitergeht, kommen die Cowboys schnell ins Grübeln. Das ist heute – man denke nur an den Marlboro-Mann, den Werbewidergänger des Kinocowboys - nicht anders als Ende des 19. Jahrhunderts oder in den 60er Jahren des 20. Echte Cowboys kriegen die Zähne kaum auseinander, und wenn sie gesprächig werden, dann ist etwas geschehen.
Eines der Geheimnisse des Western, hat Bazin weiter geschrieben, sei immer schon dieses: Es gibt nichts, was man nicht in die Satteltaschen des Westerners stecken kann. Das macht das Genre endlos variabel und offen. Nach den Abenteuerfilmen in der Prärie folgten Antiwestern mit melancholischen Helden, dann Brutalo- und Italowestern, schließlich Spätwestern, in denen Lastwagen wichtiger waren als die Lassotricks. Western sind – Ausnahmen bestätigen die Regel – Männerfilme. Und ein guter Schuss Homoerotik wurde ihnen schon immer nachgesagt.
Walter Brennan wachte als Doc Holiday auch schon Mal mit dem Westerner Gary Cooper eng umschlungen in einem Bett auf und John Wayne ist hart aber auch zart zu Dean Martin in "Rio Bravo". Das Kinotraumpaar aber bleiben Robert Redford und Paul Newman als "Butch Cassidy and the Sundance Kid". Sie haben keine Zukunft, aber sie nutzen sie. Darum also ihr legendärer Sprung in den Abgrund. Eigentlich ist es also keine Überraschung, wenn Regisseur Ang Lee filmisch offen anspricht, was in den meisten Western noch im Verborgenen bleibt. Jake und Ennis sollen am Brokeback Mountain Schafe hüten und dann bricht es aus ihnen heraus. Eine gemeinsame Liebesnacht im Zelt und dann der Katzenjammer.
"Das ist eine einmalige Sache, was da passiert ist."
"Das geht niemanden außer uns was an."
"Ich bin nicht schwul."
"Ich auch nicht."
Angekommen sind wir im klassischen Melodram, als sei es von Douglas Sirk inszeniert. Die beiden Helden gehen auseinander und versuchen es mit einem ordentlichen Leben. Sie heiraten, bekommen Kinder, und als sie sich wieder treffen, müssen sie ihre Neigung als Angeltour kaschieren. Dass das nicht lange gut gehen kann, verraten nicht nur die unbenutzten Angelrouten. Ein paar Blicke. Auf begehrende folgen neidische, zornige und böse. Mit dem was der Himmel so erlaubt, ist es im Melodram nie weit her. Diese beiden Liebenden müssen ihre Träume schnell begraben.
"Weißt du es könnte eigentlich immer so sein."
"Wie stellst du dir das vor?"
"Was wäre, wenn wir beide irgendwo eine Ranch hätten, eine kleine Rinderzucht zum Beispiel. Das wäre sicher ein schönes Leben. Meine Güte. Mein alter Herr würde mir sicher eine Anzahlung geben, damit ich abhaue. "
"Nein, daraus wird nichts. Na ja. Du hast deine Frau und dein Baby in Texas. Ich hab mein Leben in River."
"Ist das so? Du und Alma, das ist ein Leben?"
"Es ist doch so, wenn es uns am falschen Ort oder zur falschen Zeit überkommt, dann sind wir tot."
Ang Lee gilt als das Chamäleon unter den Hollywoodregisseuren. Seine Virtuosität gilt dem Regiestil. Im Kostümfilm frei nach Jane Austen fühlt er sich ebenso zu Hause wie ihm Trick-Eastern mit "Tiger und Drachen" oder im "Eissturm" erkaltender Beziehungen. "Brokeback Mountain" aber ist sein erster Metafilm. Ein Film, der eigentlich das Kino selbst zum Thema hat. Er erfüllt einerseits penibel die Genrekonventionen und bricht dann mit allen Regeln. Mit der bitteren tragischen Konsequenz des Melodrams hält er dagegen, gegen die schönen Bilder und die großen Gefühle. Das ist irgendwie auch "Amerikanisches Kino par excellence", zeitgenössisch eben. Kein Wunder, dass er nicht die ganze Hollywoodgemeinde auf seinen Oskar-Stimmzetteln wiederfand. Wahre Liebe ist immer Verzicht. Für einen Filmregisseur heißt das, dass er sich manchmal dem ganz großen Millionenpublikum versagen muss. Denn das bekommt man nur, wenn man ganz einfache Geschichten erzählt und auf alle Zwischentöne verzichtet.