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Schwuler Fußball
Ganz normale Fußballer

Fußball und Homosexualität – das scheint für viele Menschen nicht zusammenzupassen. Doch auch in schwulen Fußballclubs habe er die übliche Vereinsarbeit erlebt, sagte der Anthropologe Stefan Heissenberger im Dlf. "Die Spieler wollen als 'normale' Fußballer wahrgenommen werden."

Stefan Heissenberger im Corsogespräch mit Sören Brinkmann |
    Der WM-Ball in guten Händen: Fußballkommentator Steffen Simon
    Fußball (imago stock&people)
    Bis heute gibt es wenige Profi-Fußballer, die ein öffentliches Coming-out hatten. Als prominentestes Beispiel gilt Thomas Hitzelsperger, der sich allerdings erst nach dem Ende seiner Karriere "outete".
    Der Kultur- und Sozialanthropologie Stefan Heissenberger hat untersucht, wie Homosexualität in den Strukturen des Fußballs gesehen wird und nimmt in einer ethnografischen Studie den Alltag von schwulen Fußballteams im Freizeit- und Amateurbereich in den Blick. Im Rahmen einer teilnehmenden Beobachtung war er für mehrere Jahre bei "Vorspiel SSL Berlin" aktiv.
    "Ihr spielt wie Schwuchteln"
    Insbesondere im Profibereich führten aus seiner Sicht die Sorge vor großem Medienrummel sowie Angst vor Fans zur Zurückhaltung. Daher "entscheidet man sich dann doch, es für sich zu behalten", sagte Heissenberger im Deutschlandfunk.
    Ihm sei schon früher aufgefallen, dass in Fußballvereinen das Thema Männlichkeit oft mit einer Abgrenzung gegenüber Schwulen verbunden sei. "Ich habe es auch schon erlebt, dass Trainer in der Halbzeitansprache ihre Jungs wachrütteln wollen, indem sie sagen: 'Ihr spielt wie Schwuchteln'."
    Wir haben noch länger mit Stefan Heissenberger gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
    Vor allem in der Gründungsphase vieler schwuler Fußballvereine sei es darum gegangen, dem Vorurteil zu begegnen, dass Schwulsein und Fußball nicht zusammenpassen würden. Diesen Antrieb habe er auch in seinem Verein "Vorspiel Berlin" erlebt: "Die Spieler von Vorspiel wollen als 'normale' Fußballer wahrgenommen werden, die halt auch schwul sind", so Heissenberger in seiner Untersuchung.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.