"Spex", "Intro", "Groove" - die Liste der Musikmagazine, die aufgeben mussten, ist lang. Der "Musikexpress" des Axel-Springer-Verlags hat sich diesem Trend bislang widersetzt. Er feiert gerade sein 50-jähriges Bestehen - und sei das "one last magazine standing", wie die Kulturwissenschaftlerin Sonja Eismann im Dlf sagte - also das letzte Magazin, das noch durchhält.
Der "Musikexpress" richte sich eher an ältere Leserinnen und Leser, die bereit seien, für ihr Hobby Geld auszugeben, sagte die Journalistin, die das "Missy Magazine" mitgegründet hat. Außerdem sei die Zeitschrift sehr breit aufgestellt und vereine verschiedene Interessenslagen in sich: "Das ist vielleicht auch das Erfolgrezept", sagte Eismann.
"Popkultur ist heute überall"
Ihr zufolge haben sich die Rahmenbedingungen allerdings stark verändert: "Popkultur spielt heute eine größere Rolle als je zuvor, und zwar in dem Sinne, dass sie eigentlich überall ist und dann gar nicht mehr so gesondert als Popkultur wahrgenommen wird." Musik sei quasi überall immer dabei, aber die Reflexion darüber nicht mehr so wichtig: "Es gibt meistens auch jetzt nicht so viel Interesse, da in die Tiefe zu gehen."
Vor allem jüngeren Musikinteressierten reichten Blogs und Podcasts, um an Informationen zu kommen. In Musikmagazinen gehe es hingegen darum, sich auszutauschen, Meinungen abzuwägen und Hintergründe darzustellen: "Dafür ist heute irgendwie weniger Geduld da." Interessierte Plattensammler gebe es zwar auch noch, die würden sich aber speziellen Zeitschriften zuwenden.
Ticketplattformen machen eigene Magazine
Inzwischen würden auch Ticketplattformen eigene Musikmagazine anbieten. Das mache Sinn, denn "der Konsum von Musik und auch von Live-Darbietungen ist heute wichtiger denn je", so Eismann. Deswegen hätten sich auch die Rezeptionsgewohnheiten zu Texten über Musik verschoben.
Wie seriös diese Ticketverkäufer-Magazine berichteten, sei eine berechtigte Frage. Aber auch der "Musikexpress" sei in den Niederlanden in den 1950er-Jahren ursprünglich von einem Konzertveranstalter gegründet worden: "Popmusik ist natürlich auch immer mit Kommerzialität verbunden." Das heiße aber nicht, dass dadurch die Inhalte weniger wert seien, "weil da ja auch durchaus Leute untergekommen sind, die früher im klassischen Musikjournalismus unterwegs waren".