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Sea-Watch-Kapitänin
"Sie ist auf jeden Fall eine heldenhafte Person"

Durch ihr Handeln erinnere Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete an die Bedeutung der Menschenrechte, sagte der Philosoph Holger Zaborowski im Dlf. Sie sei durchaus eine Heldin. Oft werde dieser Begriff allerdings zu schnell gebraucht - und die eigene Verantwortung gerate aus dem Blick.

Holger Zaborowski im Gespräch mit Kathrin Hondl |
Die Kapitänin der Sea Watch 3, Carola Rackete, am Hafen von Lampedusa
Schon immer hätten Heldinnen und Helden in der Geschichte Widersacher gehabt, so Philosoph Zaborowski (picture alliance / dpa / Photoshot)
"Sie ist auf jeden Fall eine heldenhafte Person, denn was sie tut, ist in unserer jetzigen Situation schon enorm wichtig", sagte Philosoph Zaborowski. "Sie erinnert zum einen durch ihr Handeln daran, welche Bedeutung die Menschenrechte haben - sie hilft Menschen, die in Not geraten sind. Sie erfüllt eine Pflicht, das betont sie ja auch selbst." Sie erinnere auch daran, dass Europa vielfach versage angesichts des Elends, das sich im Mittelmeer und den Ländern Afrikas abspiele.
In der Geschichte hätten Heldinnen und Helden immer Widersacher gehabt, so der Philosoph. Oft habe sich erst nach einer Zeit ein positiver Blick auf sie durchgesetzt. "Es gehört zum Heldentum oder zum heldenhaften Verhalten, dass man damit auch aneckt, weil man eben das tut, was nicht normal ist oder das tut, was die anderen Menschen eben nicht tun. Von daher ist Kritik durchaus zu erwarten."
"Oft Heldinnen und Helden für eine Woche"
Der Begriff Heldin oder Held werde sehr schnell und häufig benutzt, sagte Zaborowski. Oft wäre es ratsam, sich etwas mehr Zeit zu nehmen, um die Geschehnisse genau zu betrachten und zu bewerten. "Wir haben in unserer heutigen Gesellschaft oft Heldinnen und Helden für eine Woche oder vielleicht einen Monat und dann geraten diese wieder in Vergessenheit. Da wäre es vielleicht auch wichtiger, langfristiger, nachhaltiger zu erinnern."
Viele so genannte Heldinnen und Helden täten das, was eigentlich viele andere Menschen auch tun sollten, so Zaborowski. Man solle aufpassen, dass "über die schnelle Vergabe dieses Prädikats Held oder Heldin nicht die eigene Verantwortung aus dem Blick gerät."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.