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Sechs Jahre Erfahrung mit Fundraising

An einigen Hochschulen funktioniert das Einwerben von Geldern für Stipendien bereits seit Jahren. Die RWTH Aachen hat ein zweiköpfiges Fundraisingteam aufgebaut - und das arbeitet sehr erfolgreich.

Von Claudia Zimmermann | 22.07.2010
    Das Team wirbt etwa anderthalb Millionen Euro im Jahr an Spenden ein. Industrie, Privatpersonen oder wirtschaftsnahe Stiftungen unterstützen zahlreiche Hochschulprojekte, so Fundraiserin Angela Poth:

    "Zum Beispiel haben wir von einem Ehemaligen aus Korea eine Million Euro bekommen, um ein Lern- und Arbeitszentrum für Studierende zu bauen, wo sich Studierende auch zurückziehen können zum konzentrierten Arbeiten. Wir haben für unseren Hochschulsport eine neue Sportstätte gebaut, eine gelenkschonende Laufbahn, die wir mit Hilfe von Sponsoren finanzieren konnten, die auch geöffnet ist für die Bürger der Stadt. Wir haben eine Förderung eines Nachwuchswissenschaftlers in der Stammzellforschung, die uns ein Aachener Bürger gestiftet hat, er hat 300.000 Euro zur Verfügung gestellt."

    Die RWTH hat seit sechs Jahren Erfahrung mit Fundraising. Die Kontakte werden jetzt genutzt für das nationale Stipendienprogramm. Ein großer Vorteil, so Angela Poth:

    "Wir glauben hier an der RWTH, dass wir das nationale Stipendienprogramm gut umsetzen können, wir haben ja bereits im letzten Jahr Erfahrungen gemacht mit dem NRW-Stipendienprogramm. Wir haben im letzten Jahr in kurzer Zeit 200 Stipendien eingeworben, hauptsächlich von Unternehmen und haben uns das Ziel gesetzt für dieses Jahr 400 Stipendien einzuwerben und da sind wir ganz nah dran, es ist uns gelungen auch dieses Ziel zu erreichen."

    Und dabei gelingt es auch Stipendien zum Beispiel für die Geisteswissenschaften an Land zu holen, so Angela Poth:

    "Wir haben sehr viele Unternehmen, die Maschinenbauer an der RWTH unterstützen, aber es ist uns gelungen, für jede Fakultät Stipendien einzuwerben. Wir haben auch für den Bereich Architektur oder auch für die Geisteswissenschaften Förderer gefunden, die ganz gezielt Studenten in dem Bereich unterstützen möchten."

    Aber bevor Firmen sich entscheiden ein Stipendium zu finanzieren, müssen sie überzeugt werden. Dafür braucht man Fingerspitzengefühl, so Angela Poth:

    "Man muss ein gutes Gespür für Menschen haben, weil, wenn man auf die Förderer zugeht, dann muss man wissen, ist es ein Gespräch, wo ich die Frage nach Unterstützung stellen kann, oder passt es jetzt gerade nicht, ist es ein Mensch, der die Hochschule fördern würde? Das muss man raus finden, man braucht auch Geduld."

    Mi Klinkenputzen hat das nichts zu tun. Es ist harte Arbeit. Hochschulen müssen ein professionelles Team aufbauen. Nur dann funktioniert es, so Angela Poth:

    "Es ist wichtig, dass man zuerst einmal investiert in das Personal, das man braucht, in die Infrastruktur, in eine vernünftige Datenbank, mit der man die Kontakte verwalten kann, denn es ist sehr wichtig, dass man strukturiert vorgeht. Ich glaube, da muss noch ein Umdenken an den Hochschulen stattfinden, dass man zuerst investieren muss, bis man die Früchte auch ernten kann."

    An der RWTH geht das Geld der Förderer zu 100 Prozent in die Stipendien. Die RWTH zahlt die Stelle von Angela Poth:

    "Die Gelder, die wir einwerben, das sind diese 1800 Euro, die wir benötigen für die Kofinanzierung, die gehen auch eins zu eins an die Studierenden. Die Hochschule holt auch keinen Overhead ein für die Verwaltungskosten."