Im Chat mit den Freunden über die gerade laufende Lieblingsserie diskutieren oder mal schnell die Schauspieler googlen - viele Kinder und Jugendliche legen ihre Smartphones und Tablets beim Fernsehen nicht mehr aus der Hand. Die mobilen Geräte werden dabei zum sogenannten Second Screen, also zum zweiten Bildschirm neben der Mattscheibe. Winfred Kaminski, Professor am Institut für Medienforschung und Medienpädagogik an der Fachhochschule Köln, sieht dieses Phänomen kritisch:
"Was ich denke ist, dass die Kinder dadurch einerseits lernen, parallel aufmerksam zu sein, aber andererseits verlernen, sich auf eine Sache zu konzentrieren und auch einmal dabei zu bleiben, wenn es nicht so ganz hoch hergeht, wenn die Spannung nicht so dramatisch ist."
Und es gibt noch weitere Risiken. Immer mehr Sender versuchen, Zuschauer durch interaktive Angebote an ihr Programm zu binden. "Werde Juror und damit Teil der Show" - so wirbt etwa RTL für seine neue Musik-Castingshow Rising Star. Mitmachen ist dabei ganz einfach: Die Zuschauer müssen nur die App zur Sendung auf ihr Smartphone runterladen. Und mit der können sie dann abstimmen, welcher Kandidat in die nächste Runde kommen soll. Wer will, kann auch ein Foto von sich freischalten. Das erscheint dann neben vielen anderen auf einer großen Leinwand im Studio. Genau dabei sollten Eltern aufpassen, rät Kristin Langer. Sie ist Mediencoach der Initiative "Schau hin, was dein Kind mit Medien macht".
"Wenn ich ein Foto oder eine Nachricht freigebe oder poste, mache ich mir als Kind oder Jugendlicher wenig Gedanken darum: Wie viele Millionen Menschen sehen das? Das kann was Gutes haben, aber je nachdem wie vorteilhaft das Foto ist, kann das auch eine negative Konsequenz haben. Diese Zusammenhänge müssen wir als Erwachsene den Kindern vor Augen führen."
Mit gutem Beispiel vorangehen
Eltern können außerdem Schutz-Apps auf den Smartphones ihrer Kinder installieren. Damit lassen sich bestimmte Funktionen einschränken. So können zum Beispiel der Bluetooth-Zugang, die Kamera oder einzelne Apps gesperrt werden. Auch ein Zeitlimit ist sinnvoll. Die Initiative "Schau hin" empfiehlt zum Beispiel, dass 11- bis 13-Jährige ihr Handy höchstens eine Stunde am Tag nutzen sollten. Und natürlich, dass die Erwachsenen mit gutem Beispiel vorangehen.
"Eltern vergessen oft, dass sie Vorbild sind. Und wenn sie selber das Smartphone nicht so häufig nutzen, dann wird das Kind möglicherweise auch gar nicht von selber darauf kommen, diesen Weg zu gehen."
Grundsätzlich wegnehmen muss man den Kindern das Smartphone beim Fernsehen aber nicht. Denn bei vielen Sendungen können die Zuschauer per Smartphone auch ihre Meinung zum Programm äußern, vielleicht greifen die Sender Verbesserungsvorschläge sogar auf. Professor Kaminski von der FH Köln hält es für wichtig, dass Kinder auf diesem Weg lernen, dass sie ernst genommen werden.
"Diese Art von positivem Feedback ist natürlich auch etwas, was wir nicht unterschätzen sollten und was - glaube ich - auch für das Wichtignehmen gerade von jüngeren Nutzern sehr bedeutsam ist, dass sie sich als kompetente Mediennutzer verstehen lernen."