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Seenotrettung im Mittelmeer
"Ärzte ohne Grenzen" schränkt Hilfsmission ein

"Ärzte ohne Grenzen" stellt den Großteil ihrer Rettungseinsätze für Flüchtlinge im Mittelmeer ein. Die Hilfsorganisation soll Warnungen der italienischen Seenotrettungsleitstelle erhalten habe. Hintergrund seien Drohungen der libyschen Küstenwache gegen Schiffe humanitärer Organisationen.

Von Lisa Weiß |
    Zwei Flüchtlinge lehnen über den Rand des Rettungsschiffs "Prudence" der Organisation Ärzte ohne Grenzen
    Das Rettungsschiff "Prudence" der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" geht vorerst nicht mehr auf See. (Deutschlandradio / Karl Hoffmann)
    Seit rund zwei Jahren durchqueren Schiffe der Nichtregierungsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" immer wieder das Mittelmeer - das Ziel der Besatzung: Migranten aus Seenot zu retten. Doch jetzt will die Organisation die Einsätze mit dem eigenen Schiff "Prudence" erst einmal aussetzen. Der Grund, so die NGO: Die Seenotrettungsleitstelle in Rom habe sie vor Sicherheitsrisiken gewarnt, Hintergrund seien Drohungen der libyschen Küstenwache gegen Schiffe humanitärer Organisationen.
    Kritik an der italienischen Regierung
    Libyen plant Berichten zufolge, eine Zone in internationalen Gewässern vor der Küste Libyens einzurichten, in die NGOs nur noch mit Sondererlaubnis dürfen. Sollte das geschehen, befürchtet "Ärzte ohne Grenzen", dass in Zukunft noch mehr Menschen im Meer sterben oder nach Libyen in menschenunwürdige Bedingungen zurückgebracht werden würden. "Ärzte ohne Grenzen" kritisiert in diesem Zusammenhang auch die italienische Regierung, die die libysche Küstenwache unter anderem mit Schiffen unterstützt.
    Ganz aus der Seenotrettung zurückziehen will sich die Organisation aber nicht: Ein Team von "Ärzte ohne Grenzen" soll weiterhin an Bord eines Schiffes einer anderen NGO bleiben, um dort Gerettete zu versorgen.