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"Kieler Woche"-Chef Ramhorst
Hoffen auf den "Boris-Herrmann-Effekt"

Boris Herrmann und die beim Ocean Race ebenfalls erfolgreiche Susann Beucke hätten dem Segelsport ein Gesicht gegeben, sagt Dirk Ramhorst, Regatta-Chef der "Kieler Woche", im Dlf und hofft für die Zukunft auf weiteren Zulauf bei den Vereinen. Segeln sei eine nachhaltige Sportart und habe eine gesellschaftliche Vorbildfunktion.

Dirk Ramhorst im Gespräch mit Christian von Stülpnagel |
Dirk Ramhorst, Vizepräsident des Deutschen Segler-Verbands und Regatta-Chef der Kieler Woche
"Nachhaltigkeit und Teamgeist": Dirk Ramhorst, Chef der Kieler Woche betont die gesellschaftliche Vorbildfunktion des Segelsports (picture alliance / dpa)
Beim Ocean Race, einem der härtesten Segel-Rennen der Welt, startet am Sonntag (23.04.2023) die vierte Etappe, vom brasilianischen Itajai bis nach Newport an der US-Ostküste. Boris Herrmann, der mit seinem Boot "Malizia" die Königsetappe von Südafrika an Australien und Kap Hoorn vorbei nach Brasilien gewann, nimmt sich wie geplant eine Auszeit mit der Familie. Drei weitere deutsche Segler*innen sind in diesem Jahr beim Ocean Race am Start, unter ihnen Susann Beucke auf der derzeit führenden Holcim.
Die Erfolge von Herrmann und Beucke seien enorm wichtig, sagte Dirk Ramhorst, Vizepräsident des Deutschen Segler-Verbandes, im Deutschlandfunk. Sie hätten geholfen, dem Segeln in Deutschland ein Gesicht zu geben. Dadurch habe der Sport eine große mediale Aufmerksamkeit bekommen, sagte Ramhorst: "Gerade beim Vendée-Globe haben doch sehr, sehr viele mitgefiebert. Und praktisch jeden Morgen geschaut: Was ist der Status? Wie ist der Abstand, hat sich was bewegt? Das tut dem Sport natürlich sehr gut."
Auch an der Basis sei mehr Interesse am Segelsport zu erkennen, mit mehr Beitritten in Vereinen. Aber es sei noch zu früh, um von einem echten Effekt zu sprechen, so Ramhorst. Auch beim Nachwuchs sei der Zulauf gut. Es gebe einen großen Talentpool, über viele kleine Vereine verteilt.

Ramhorst: "Segeln auf eine größere Basis stellen"

Ziel müsse es jetzt sein, den Effekt durch die Erfolge von Boris Herrmann oder Susann Beucke zu nutzen und den Segelsport künftig auf einer größere Basis zu stellen. Vor allem im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2028 und 2032.
Grundsätzlich sei der deutsche Segelsport gut unterwegs, sagte Ramhorst, der auch Regatta-Chef der "Kieler Woche" ist, des größten Segelsportevents der Welt. Dabei sei es ein wichtiges Ansinnen, die "Kieler Woche" nachhaltig zu gestalten, sagte der Regatta-Chef, dazu soll es in diesem Jahr einen Footprint-Reporting geben. Auch bei anderen Nachhaltigkeits-Themen, zum Beispiel bei der Diskussion um einen Nationalpark Ostsee, bringe sich der Segelsport ein.

"Nachhaltigkeit und Teamgeist" - gesellschaftliche Vorbildfunktion des Segelns

Ramhorst betonte den Ausgleich mit den Interessen des Naturschutzes. "Segeln ist erst einmal eine nachhaltige und saubere Sportart." Der Sport stehe aber auch für weitere Ideale: "Teamgeist, der Crew-Gedanke. Ich glaube, dass wir hier auch gesellschaftlich eine Vorbildfunktion wahrnehmen können."
Zugleich hat sich Segeln aber weiter zu einer High-Tech-Sportart entwickelt, auch mit dem Vormarsch der "Foils" beim olympischen Segeln. Ramhorst sprach von einer "Formel 1 des Segelsports", davon könne der Sport auch in der Breite profitieren. Auf Leistungssportebene brauche es dafür aber auch mehr finanzielle Mittel - und eine stärkere Zusammenarbeit mit Partnern aus Industrie und Wirtschaft zusammenarbeiten, so Ramhorst.

Herrmann und Malizia-Kampagne als Vorbild

Auch hier könnte der Erfolg von Boris Herrmann Anschubhilfe leisten: "Man hat bei der Malizia-Kampagne gesehen, was möglich ist. Da ist ein großer Stab und ein großes Team dahinter, dies wird entsprechend über Partner und Sponsoren finanziert." Diesen Effekt, so Ramhorst, erhoffe man sich künftig auch für den Verband und bei großen Veranstaltungen.