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Sehnsucht nach Banovići
Ein Leben zwischen Deutschland und Bosnien

Der Krieg in Bosnien ist seit fünf Jahren vorbei, als Senija Lübke ihrer Heimat den Rücken kehrt. In Banovići sieht sie keine Zukunft mehr. In Deutschland baut sie sich ein neues Leben auf - und kehrt doch jeden Sommer zurück nach Bosnien. Als eine, die es geschafft hat - und Verantwortung übernimmt.

Von Elin Hinrichsen |
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    Ein See bei Banovici in Bosnien, wo Senija Lübke jeden Sommer ihre Familie besucht (Elin Rosteck)
    Die "Gesichter Europas" begleiten die 49-jährige Senija Lübke in diesem Sommer in ihren Heimatort Banovići und erzählen ihre Geschichte. Und die anderer Bosnier und Bosnierinnen, von denen viele am liebsten für immer gehen würden, während andere wiedergekommen sind, obwohl das Leben in Bosnien auch zwei Jahrzehnte nach Kriegsende kein leichtes ist.
    Denn der Krieg hat nicht nur zehntausenden Menschen das Leben gekostet, er hat auch die Wirtschaft des Landes zum Erliegen gebracht. Bis heute hat sich Bosnien ökonomisch nicht davon erholt. Viele Menschen sind auf die Hilfe ihrer Verwandten in Deutschland oder anderen Ländern angewiesen.
    Zudem sind die Spannungen auf dem Balkan auch viele Jahre nach Ende der Kriege noch – oder wieder - zu spüren. In Bosnien sind vor den Wahlen in wenigen Wochen vermehrt nationalistische Töne zu hören. Dass sich wirklich etwas ändert, an Vetternwirtschaft und Korruption, an der miesen wirtschaftlichen Lage, glauben viele nicht.
    Senija Lübke und ihre Mutter vor dem Haus der Mutter in Banovici
    Ein Sommer voller Sorgen
    Fünf Jahre nach dem Ende des Kriegs in Bosnien hat Senija Lübke ihre Heimat verlassen. Sie sah dort keine Zukunft mehr. Die Sehnsucht aber ist geblieben. Die 49-Jährige kehrt jeden Sommer zurück, um ihre Familie zu besuchen. Dieses Jahr ist die Wiedersehensfreude getrübt.
    Im Revier von Taxifahrer Edin in Tuzla
    Jede Mark zählt
    Von den Folgen des Krieges hat sich die bosnische Wirtschaft auch mehr als 20 Jahre später noch nicht erholt. Viele Bosnierinnen und Bosnier sind auf die Hilfe ihrer Verwandten aus dem Ausland angewiesen – oder selbst längst auf dem Absprung.
    Bosnische Kämpfer in Sarajevo zu Beginn des Bosnienkrieges 1992
    "Mit einem Händeklatschen kam der Krieg"
    Ohne den Krieg hätte sie heute weniger Sorgen, glaubt Senija Lübke. Dann wäre sie nicht nach Deutschland gegangen und könnte ganz für ihre Mutter und den kranken Bruder in Bosnien da sein. Bis heute versteht sie den Krieg nicht.
    Die pannonischen Seen in Tuzla locken Touristen aus dem Ausland nach Bosnien
    Mit Gastfreundschaft der Krise trotzen
    Mehr als 320.000 Menschen sind während des Bosnienkrieges nach Deutschland geflüchtet. Ein Großteil von ihnen ist schon bald wieder zurückgekehrt. In ein zerstörtes Land, das noch heute wenig Perspektiven bietet. Kein Grund aufzugeben, findet Rentnerin Deniza.
    Am Wochenende füllen sich die Plätze und Gassen in Tuzla im Nordosten von Bosnien mit Menschen und Musik
    Festhalten an der Heimat
    Bald wird in Bosnien gewählt. Dass sich etwas ändert an Vetternwirtschaft und Korruption, glauben viele nicht. Resignation macht sich breit, auch in Tuzla. Am Wochenende aber gönnen sich die Menschen dort eine kurze Pause von der Krise - und feiern.