Allein die großartige Old-Shatterhand-Melodie verkaufte sich in Deutschland über 100.000 mal – sehr ungewöhnlich für eine rein instrumentale Filmmelodie. Die ziemlich freie Filmadaption des Romans "Der Schatz im Silbersee" – die erste eines Karl-May-Westerns – wurde am 12. Dezember 1962 im Stuttgarter Kino "Universum" uraufgeführt. Der Streifen war ein ganz besonderer Erfolg, weiß Bernd Desinger, Direktor des Düsseldorfer Filmmuseums, das eine Ausstellung zum Film arrangiert hat, die jetzt auf Reisen geht, bis nach Los Angeles.
"Es war im Jahr seiner Entstehung, 1962, der teuerste deutsche Film bis dato. Er hat als erster einen Preis für die höchste Besucherzahl, die Goldene Leinwand, bekommen und er hat einen unglaublichen Erfolg auch im Ausland gehabt. Er ist in über 60 Länder verkauft worden."
Auch in die USA, das vermeintliche Mutterland des Western-Films. Der Aufwand war aber auch gewaltig. 3000 Komparsen agierten mit 2500 Pferden in beeindruckenden jugoslawischen Felslandschaften. Die Unfallstatistik wies zahlreiche Pferdebisse, Hufschläge, ungewollte Stürze und Knochenbrüche aus. Der "Schatz im Silbersee" setzte tatsächlich Standards, mit weitreichenden cineastischen Folgen:
"Dieser Erfolg löste dann aber eine Reaktion im Osten unseres deutschen Vaterlandes aus. Das heißt, die DEFA entwickelte selber Western, "Indianer-Filme" genannt. Mit Gojko Mitic in der Hauptrolle, die ihrerseits aber auch sehr erfolgreich waren, in der kommunistischen Hemisphäre. Last, but not least, hat der ungeheure Erfolg der westdeutschen Karl-May-Verfilmungen auch den Grundstein gelegt für den Italo-Western. Denn zu der Zeit, als "Schatz im Silbersee" seinen Siegeszug antrat, standen die Studios in Cinecitta leer, zuletzt hatte man Colossus-Filme gemacht, Hunderte davon, und die Leute konnten es einfach nicht mehr sehen."
Der Hang des Deutschen zum Wilden Westen, sagt Bernd Desinger, kam nicht von ungefähr:
"Was viele Deutsche nicht wissen, viele Amerikaner auch nicht: Die Deutschen stellen mit Abstand die größte Einwanderergruppe in den USA, weit vor Engländern, Iren, Italienern, was immer man da vermuten mag."
Die nordamerikanischen Indianer wurden von den Deutschen – den Daheimgebliebenen zumal – häufig als "Edle Wilde" angesehen, so auch von Karl May. Deutsche Maler weckten Sehnsüchte nach dem weiten Himmel des Wilden Westens – Old Shatterhand und Winnetou ritten in Deutschland auf einer Modewelle aus dem 19. Jahrhundert.
Den Held aller Helden, Old Shatterhand, verkörperte Lex Barker, der zuvor in den USA den Tarzan gegeben hatte. Den Darsteller Winnetous, des Häuptlings der Apachen, Pierre Brice, störte zu Beginn, dass er sich nur äußerst sparsam artikulieren durfte:
"Hugh!"
Opulenz wie diese ist selten:
"Fünf Pferde. Eins trug keinen Reiter. Sie kamen aus dieser Richtung. Hier sind sie abgestiegen. Ihre Spuren führen zur Straße. Warum haben sie die Pferde hiergelassen?"
Die Zuschauer freilich deuteten die sprachliche Kargheit als Zeichen von Kompetenz. Der tapfere rote Mann alias Pierre Brice – im Zivilleben Pierre Louis Baron de Bris und später ordentlich verheiratet – brach mit seiner Einsilbigkeit Herzen. Er war aber auch schön in seiner mit Perlen bestickten Hirschlederkleidung. Eine Bewunderin schrieb in der ZEIT:
"Wenn wir Tarzan spielten, bekam der Junge von gegenüber die Hauptrolle. Bei Winnetou erledigten wir den Job selbst. Winnetou war geschlechtsneutral. Er war der erste Mann, mit dem wir uns identifizieren und den wir gleichzeitig begehren konnten."
Allerdings könne man sich im Rückblick auf die Ära Winnetou auch fragen,
"wie eine Perücke Spliss bekommt und ob das berühmte Titelthema von Martin Böttcher der, sagen wir mal, 15. Wiederholung pro DVD standhält."
Doch, doch, es hält stand. Knapp, aber es hält stand.
"Es war im Jahr seiner Entstehung, 1962, der teuerste deutsche Film bis dato. Er hat als erster einen Preis für die höchste Besucherzahl, die Goldene Leinwand, bekommen und er hat einen unglaublichen Erfolg auch im Ausland gehabt. Er ist in über 60 Länder verkauft worden."
Auch in die USA, das vermeintliche Mutterland des Western-Films. Der Aufwand war aber auch gewaltig. 3000 Komparsen agierten mit 2500 Pferden in beeindruckenden jugoslawischen Felslandschaften. Die Unfallstatistik wies zahlreiche Pferdebisse, Hufschläge, ungewollte Stürze und Knochenbrüche aus. Der "Schatz im Silbersee" setzte tatsächlich Standards, mit weitreichenden cineastischen Folgen:
"Dieser Erfolg löste dann aber eine Reaktion im Osten unseres deutschen Vaterlandes aus. Das heißt, die DEFA entwickelte selber Western, "Indianer-Filme" genannt. Mit Gojko Mitic in der Hauptrolle, die ihrerseits aber auch sehr erfolgreich waren, in der kommunistischen Hemisphäre. Last, but not least, hat der ungeheure Erfolg der westdeutschen Karl-May-Verfilmungen auch den Grundstein gelegt für den Italo-Western. Denn zu der Zeit, als "Schatz im Silbersee" seinen Siegeszug antrat, standen die Studios in Cinecitta leer, zuletzt hatte man Colossus-Filme gemacht, Hunderte davon, und die Leute konnten es einfach nicht mehr sehen."
Der Hang des Deutschen zum Wilden Westen, sagt Bernd Desinger, kam nicht von ungefähr:
"Was viele Deutsche nicht wissen, viele Amerikaner auch nicht: Die Deutschen stellen mit Abstand die größte Einwanderergruppe in den USA, weit vor Engländern, Iren, Italienern, was immer man da vermuten mag."
Die nordamerikanischen Indianer wurden von den Deutschen – den Daheimgebliebenen zumal – häufig als "Edle Wilde" angesehen, so auch von Karl May. Deutsche Maler weckten Sehnsüchte nach dem weiten Himmel des Wilden Westens – Old Shatterhand und Winnetou ritten in Deutschland auf einer Modewelle aus dem 19. Jahrhundert.
Den Held aller Helden, Old Shatterhand, verkörperte Lex Barker, der zuvor in den USA den Tarzan gegeben hatte. Den Darsteller Winnetous, des Häuptlings der Apachen, Pierre Brice, störte zu Beginn, dass er sich nur äußerst sparsam artikulieren durfte:
"Hugh!"
Opulenz wie diese ist selten:
"Fünf Pferde. Eins trug keinen Reiter. Sie kamen aus dieser Richtung. Hier sind sie abgestiegen. Ihre Spuren führen zur Straße. Warum haben sie die Pferde hiergelassen?"
Die Zuschauer freilich deuteten die sprachliche Kargheit als Zeichen von Kompetenz. Der tapfere rote Mann alias Pierre Brice – im Zivilleben Pierre Louis Baron de Bris und später ordentlich verheiratet – brach mit seiner Einsilbigkeit Herzen. Er war aber auch schön in seiner mit Perlen bestickten Hirschlederkleidung. Eine Bewunderin schrieb in der ZEIT:
"Wenn wir Tarzan spielten, bekam der Junge von gegenüber die Hauptrolle. Bei Winnetou erledigten wir den Job selbst. Winnetou war geschlechtsneutral. Er war der erste Mann, mit dem wir uns identifizieren und den wir gleichzeitig begehren konnten."
Allerdings könne man sich im Rückblick auf die Ära Winnetou auch fragen,
"wie eine Perücke Spliss bekommt und ob das berühmte Titelthema von Martin Böttcher der, sagen wir mal, 15. Wiederholung pro DVD standhält."
Doch, doch, es hält stand. Knapp, aber es hält stand.