Die Seine wird gleich mehrfach zum Zentrum der Olympischen Spiele in Paris. Zum einen sollen beim glamourösen Auftakt der Spiele die Athletinnen und Athleten nationenweise auf Booten den Fluss entlangschippern und den Zuschauern auf den Tribünen am Ufer zuwinken.
Große Diskussion dabei: Ist dieses Event im Zentrum der Stadt für die Sicherheitskräfte aureichend abzusichern? Sollte es Unsicherheiten oder sogar konkrete Anschlagspläne geben, würden die Organisatoren wohl auf Alternativprogramme entweder am Trocadero-Platz oder im Stadion „Stade de France“ umschwenken.
Ein paar Tage später soll die Seine aber auch zur Wettkampfstätte werden. Beim Triathlon und Freiwasserschwimmen sollen Sportlerinnen und Sportler im Fluss unterwegs sein.
Zwei Probleme für Schwimm-Wettkämpfe im Fluss
Dabei gibt es gleich zwei Probleme. Die Wasserqualität im Fluss ist seit vielen Jahren nicht die beste. Seit hundert Jahren ist das Baden verboten. Denn der Fluss galt lange auch als Toilette der Stadt und fing große Teile des Abwassers auf.
Eine Folge dessen: Im Wasser waren deutlich zu viele E-Coli-Darm-Bakterien, um dort schwimmen zu können. Noch im vergangenen Jahr musste ein Wettbewerb abgesagt werden, um Sportlerinnen und Sportler keiner zu großen Gefahr einer Infektion auszusetzen. E-Coli-Bakterien können heftige Magen-und Darm-Beschwerden hervorrufen.
Die Stadt hat in den Jahren vor den Spielen deshalb viel gebaut. Etwa 1,4 Milliarden Euro sollen die Maßnahmen gekostet haben. Ein riesiges Rückhaltebecken soll nun dafür sorgen, dass bei starkem Regen die Kanalisation nicht überläuft. Das Becken soll das verunreinigte Wasser zunächst aufhalten und später geklärt wieder abgeben.
Kläranlagen, Hausanschlüsse, renovierte Kanalisation
Auch Kläranlagen wurden neu gebaut oder modernisiert. Außerdem sollten alle Hausboote an das Abwassersystem angeschlossen werden. Die ließen ihr Abwasser bisher oft ungefiltert in den Fluss ablaufen. Insgesamt waren es sogar 20.000 Haushalte, die an die ebenfalls renovierte Kanalisation angeschlossen wurden.
Die französische Sportministerin Amelie Oudea-Castera, die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo und der Präsident des Organisationskomitees Tony Estanguet schwammen nun vor den Spielen im Fluss, um nachzuweisen, dass die Wasserqualität aufgrund dieser Maßnahmen gut sei. Auch bei Messungen sei die Wasserqualität gut genug gewesen, erklärte die Stadt Paris.
Sicher ist es damit aber trotzdem nicht, dass die Wettbewerbe in der Seine stattfinden können. Denn bei allzu starkem Regen reicht auch das neue Rückhaltebecken nicht aus, um die Wassermassen zu halten. Wieder würde kontaminiertes Wasser in den Fluss gelangen.
Zweites Problem: Strömung
Viel Wasser kann zu einem weiteren Problem führen: Sehr starke Strömung, wie es aktuell der Fall ist. Die Freiwasserschwimmer bestreiten etwa die Hälfte ihrer zehn Kilometer langen Strecke gegen die Fluss-Strömung. Ist die die so stark wie jetzt, kommen Athletinnen und Athleten flussaufwärts kaum noch vom Fleck und der Wettkampf kann ebenfalls nicht stattfinden.
Sollte die Seine nicht für Schwimmerinnen und Schwimmer geeignet sein, gibt es zwei Ausweichszenarien. Zunächst könnten die Rennen um einige Tage verschoben werden – ungewöhnlich für Olympische Spiele, aber in diesem Fall möglich.
Notfallplan Regattastrecke
Wenn auch das nicht reicht, würde auf der Strecke der Kanu- und Ruderwettbewerbe, etwa 20 Kilometer östlich von Paris geschwommen. Mit höheren Wassertemperaturen und ohne Strömung eine deutlich angenehmere Wettkampfumgebung, als der Fluss.
Egal, ob es die schwierigen Bedingungen in der Seine oder ein kurzfristiges Umschwenken gibt – der bekannteste deutsche Langstrecken-Schwimmer ist sich schon jetzt sicher: Es werde das härteste 10-Kilometer-Rennen, das es je gab, glaubt Florian Wellbrock.