Hermann Ott, von Haus aus Klimaforscher, sagte, dass er irgendwann den Eindruck hatte, dass man im Grunde alles Wesentliche in Bezug auf Klimapolitik wisse, dass es aber an der Umsetzung hapere. "Daran wollte ich gerne mitarbeiten. Daher mein Entschluss, von jemandem, der Politik berät, zu wechseln in die Rolle desjenigen, der dann auch entscheiden muss."
"Als Quer- oder Seiteneinsteiger ist es insgesamt schwierig", so Ott. "Das wird bei der CDU/CSU und bei der FDP so ein bisschen aufgewogen durch das Geld, das mitgebracht wird." Hier könnten Kandidaten 10.000, 20.000 Euro oder sogar 70.000 Euro als eine Art "Mitgift" mitbringen und so einen Platz im Bundestag ergattern, sagte Ott mit Blick auf Medienberichte. "Damit kann man sich den Einstieg in die politische Karriere sozusagen auch erkaufen."
Ott: Im Bundestag braucht man auch "Querköppe"
Quereinsteiger in die Politik seien ein extrem wichtiges Element, so Ott. "Man braucht eben auch, Quertreiber, Leute, die Erfahrungen außerhalb des Parlaments haben, die frische Ideen reinbringen - und die manchmal auch 'Querköppe' sind." Die seien dann für die anderen Parlamentarier nicht immer unbedingt angenehm, aber sie würden ein Element in die Politik mit einbringen, dass "unverzichtbar" sei.
Die Grünen würden das beispielsweise unterstützen, indem sie dafür sorgten, dass ein bestimmter Anteil der Kandidaten auf den Listenplätzen nicht schon vorher im Parlament gewesen seien. "Das halte ich für durchaus empfehlenswert."
Rückhalt im Heimatverband nicht vernachlässigen
Eine Sache, die er auf jeden Fall anders machen würde, wäre es, sich auf jeden Fall auf seinen Landes-, Bezirks- oder Kreisverband zu konzentrieren - denn das biete die Voraussetzung dafür, dass man wiedergewählt werde. "Die erste Priorität für den Quereinsteiger muss also sein, sich in der heimischen Basis zu verankern."
"Es gab damals eine Enquete-Kommission zum Thema 'Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität', wo für mich das Kernthema des 21. Jahrhunderts verhandelt wurde, nämlich unser Verhältnis zur Erde, zu unserem Planeten. Und da habe ich 60, 70 Prozent meiner Arbeit reingesteckt." Er sei froh darüber, sich dort engagiert zu haben. Dadurch habe er allerdings nicht den Rückhalt im Heimatverband aufbauen können.
Als die Grünen 2013 zwei Prozent Stimmen verloren hatten, musste er sein Mandat niederlegen. Seit 2016 ist er Vorstandsmitglied im Deutschen Naturschutzring.