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Selbstversuch veganer Einkauf
Auf der Jagd nach Sojaschnitzel

Wer sich vegan ernähren möchte, stellt fest, dass sich Restaurants und Cafés in Städten mehr und mehr auf die vegane Nachfrage einstellen. Dagegen ist das Angebot in Supermärkten und Bäckereien unterschiedlich stark ausgeprägt und oft unübersichtlich – wie ein Selbstversuch unserer Autorin zeigt.

Von Maike Strietholt |
Verschiedene Vegane- und vegetarische Wurstersatzprodukte liegen nebeneinander
Vegane und vegetarische Wurstersatzprodukte (imago stock&people / epd / Heike Lyding)
"Mandeln, Reissirup, Oblaten... Honig – ach ja. Vollmilchpulver..."
Das hier mache ich im Augenblick häufiger: Zutatenlisten auf der Rückseite durchlesen. Die Fruchtriegel aus dem Drogeriemarkt, die ich so gern mag, sind also nicht vegan. Schade. Seit ich versuche, vegan einzukaufen, wird es mir erst bewusst: Ein Großteil der verarbeiteten Produkte meines Alltags enthält tierische Bestandteile.
Und es ist leider nicht mit allen Lebensmitteln so einfach wie mit Kuhmilchalternativen oder Fleischersatzprodukten, die inzwischen in jedem Supermarkt schnell und gut gekennzeichnet zu finden sind – wenn auch in teils geringer Auswahl.
Der Wink mit dem Fähnchen

Die wenigsten Supermärkte haben eine übersichtliche 'Vegan-Ecke' eingerichtet. Stattdessen stehen die veganen Produkte verteilt zwischen den anderen Waren. Und das bedeutet: Suchen.
"So, hier habe ich ja noch nie etwas gefunden. Ach, hier gibt es jetzt so Fähnchen am Regal - das ist natürlich nicht schlecht!"
Obwohl diese Supermarktfiliale die gute Idee hatte, den Standort der veganen Produkte mit kleinen, aus den Regalen herausragenden Fähnchen zu markieren, finde ich eine vegane Schokolade letztlich ohne diese Kennzeichnung inmitten anderer Schokoladen. Und apropos Schokolade: Das Auffinden von Süßwaren bereitet mir generell besondere Schwierigkeiten. Ich habe mir angewöhnt, danach zu fragen – so wie im nächsten Supermarkt:
"Entschuldigung – habt ihr hier eigentlich auch so eine Ecke für vegane Süßigkeiten?" - "Du hast jetzt ein bisschen Glück, wir haben gerade auch Kekse und alles Mögliche – genau vor den Eiern ist so ein Holzregal."
Es gibt sogar Muffins!
Pünktlich zu meinem Selbstversuch gibt es hier also jetzt einen neuen Stand mit veganen Lebensmitteln.
"Von veganer Sandwichcreme über Schoko- und Proteinriegel, Sojaschnitzel, Sojagranulat und sogar Muffins! Und auch gar nicht mal so teuer – 1,80 Euro für zwei Stück."
Die Schokolade hingegen ist, wie so oft, deutlich teurer: 2,59 Euro für eine extra kleine 80-Gramm-Tafel. Ich frage Filialleiter Tim Tofall, ob dieser Stand nur eine Eintagsfliege ist:
"Im veganen Bereich ist es so, dass die Nachfrage immer noch weiter steigt. Das ist ein Stand, der bleibt. Aber dadurch, dass der Kunde auch wirklich nur vegan kaufen möchte, hat man gesagt: Wir stellen das einfach auf einen Meter Regalfläche, dass der Kunde direkt alles, was wir anbieten, da hat."
Ausgerechnet neben den Eiern hätte ich dieses Extraregal nicht vermutet, aber: Die Muffins sind wirklich eine spektakuläre Entdeckung – denn auch in Bäckereien sieht die vegane Auswahl oft mau aus:
"Habt ihr von den süßen Sachen irgendetwas, was vegan ist?" - "Franzbrötchen!" - "Das ist das Einzige?" - "Auch die mit Schoko!" - "Ah, ok..."
In vielen Bäckereien fehlt die Kennzeichnung
Immerhin sind die Franzbrötchen hier sogar gekennzeichnet – wenn auch so unauffällig, dass ich es übersehen hatte. In den meisten anderen Bäckereien vermisse ich jegliche Kennzeichnung, stoße teils gar auf komplette Ahnungslosigkeit, wenn ich nach veganen Produkten frage. Und immer nur Franzbrötchen. Aber auch bei den herzhaften Snacks ist die Auswahl gering. Hier finde ich zwar häufiger Kennzeichnungen am Preisschild, bei den mit Gemüsebratlingen oder Tofu belegten Brötchen liegt der Preis aber oft deutlich über dem vom Frikadellen-Brötchen daneben.
Ein Brötchen mit einer veganen Käsealternative habe ich leider noch bei keiner einzigen Bäckerei entdecken können. Und die meisten Supermärkte bieten nur eine einzige, immer gleiche Sorte an. In einem sehr großen Markt erlebe ich diesbezüglich jedoch eine positive Überraschung:
"Hier sind jetzt Marken, die kenne ich noch gar nicht, noch eine... und noch eine. Und dann auch noch einmal in würzig und kräftig. Ach, hier gibt es ja sogar eine vegane Fleischwurst!"

Nach der hatte ich nämlich auch immer noch gesucht.
Das Ergebnis des Selbstversuchs
Mein Fazit: Vegan ist oft teurer. Je größer der Supermarkt, desto vielfältiger in der Regel das vegane Sortiment. Mit etwas Glück ist dieses zentral platziert oder markiert, dann bleibt einem aufwändiges Scannen der Regalreihen erspart. Bezüglich Backwaren ist es zurzeit wohl noch sinnvoller, Cafés mit entsprechendem Angebot zu recherchieren. Und einige Dinge habe ich bislang noch nirgendwo vegan finden können – so zum Beispiel Schokomüsliriegel oder Streuselkuchen.