Besuch in Istanbul
Selenskyj fordert "faire" Gespräche - USA und Russland wollen Weg für Frieden in der Ukraine ebnen

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat das Treffen zwischen den USA und Russland in Saudi-Arabien kritisiert, bei dem es auch um die Zukunft seines Landes ging. Es sei wieder einmal ohne die Ukraine über die Ukraine gesprochen worden, sagte Selenskyj bei einem Besuch in der türkischen Hauptstadt Ankara.

    Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan empfängt den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an seinem Amtssitz in Ankara.
    Erdogan und Selenskyj bei ihrem Treffen in Ankara (dpa / abaca / DIA Images)
    Seinen eigenen für morgen geplanten Besuch in Riad verschob er um gut drei Wochen. Zugleich mahnte er "faire" Verhandlungen über eine Friedenslösung an. In diese sollten die Ukraine selbst, die EU, die Türkei und Großbritannien einbezogen werden. Der türkische Präsident Erdogan bot an, dass mögliche Friedensgespräche unter Beteiligung Kiews in seinem Land stattfinden könnten.
    In der saudiarabischen Hauptstadt Riad hatten zuvor Delegationen der USA und Russlands Verhandlungen zur Beilegung ihrer Differenzen und zur schnellen Beendigung des Ukraine-Kriegs vereinbart. US-Außenminister Rubio kündigte zu diesem Zweck die Einrichtung einer hochrangigen Arbeitsgruppe an. Für die russische Seite nahm unter anderem Außenminister Lawrow an den Beratungen teil. Es war das erste Treffen auf dieser Ebene seit Beginn des Ukraine-Krieges vor knapp drei Jahren.
    Rubio stellt klar, es seien von allen Seiten Zugeständnisse nötig. Auch die EU müsse ab einem gewissen Punkt am Verhandlungstisch sitzen, sagte Rubio unter Verweis auf die gegen Moskau verhängten Sanktionen. Der russische Außenminister Lawrow erklärte mit Blick auf eine Friedenslösung, die Stationierung von NATO-Truppen in der Ukraine, auch unter einem anderen Mandat, wäre für sein Land nicht akzeptabel.
    Bei dem Treffen in Riad ging es auch um eine Normalsierung der diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Russland. Laut Rubio wurde vereinbart, die Botschaften im jeweils anderen Land wieder regulär zu besetzen. In den vergangenen Jahren habe die "diplomatische Eiszeit" zwischen Washington und Moskau die Handlungsfähigkeit der Botschaften eingeschränkt, so der Minister.

    Europäische Staaten uneinig über gemeinsamen Kurs

    Im Elysée Palast hatten sich gestern neben den Spitzen von EU und NATO unter anderem die Regierungschefs von Deutschland, Großbritannien, Polen, Dänemark und Italien zu informellen Gesprächen über die Ukraine getroffen. Hier wurde vor allem die Frage nach einer möglichen Friedenstruppe für die Ukraine kontrovers diskutiert. Der britische Premier Starmer bekräftigte die Bereitschaft seines Landes, im Falle eines dauerhaften Friedensabkommens britische Soldaten in die Ukraine zu entsenden. Auch Frankreich zeigte sich offen für solche Überlegungen; Polen bot zumindest logistische Unterstützung an.
    Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Verhandlungskreisen erfuhr, wird derzeit über eine fünfstellige Zahl europäischer Soldaten gesprochen. Der ukrainische Präsident Selenskyj hatte eine Truppenstärke von 200.000 ins Spiel gebracht.

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    Diese Nachricht wurde am 18.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.