Nach Äußerungen über Atomwaffen
Selenskyj stellt klar: "Streben keine nukleare Bewaffnung an"

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat seine jüngsten Äußerungen über Atomwaffen konkretisiert. In einem im Fernsehen übertragenen Interview mit mehreren Journalisten sagte er, sein Land wolle weder eine Gefahr für die Welt schaffen, noch irgendwelche Kernwaffen besitzen. Vielmehr sei die Ukraine ein friedlicher Staat, der keinen nuklearen Schirm anstrebe.

    Wolodymyr Selenskyj kommt in seiner typischen olivfarbenen Kleidung zum Gipfel des Europäischen Rates in Brüssel an. Dessen Logo prangt hinter ihm auf einer großen blauen Wand.
    Hatte in Brüssel für Aufsehen gesorgt: Der ukrainische Präsident Selenskyj (Benoit Doppagne / Belga / dpa / Benoit Doppagne)
    Man wolle aber Mitglied der NATO werden, erklärte Selenskyj. Das Bündnis sei besser als jede Art von Waffen. Selenskyj hatte am Donnerstag beim EU-Gipfel für Aufsehen gesorgt, als er erklärte: Entweder verfüge die Ukraine über Nuklearwaffen, die ihr als Schutz dienten, oder sie müsse Mitglied in einer Allianz wie der NATO werden. Kurz darauf betonte er, dies sei nicht als Überlegung für eine mögliche nukleare Aufrüstung zu verstehen gewesen.

    Selenskyj: "Westen will Türen zu Russland nicht endgültig zuschlagen"

    In Brüssel erneuerte Selenskyj abermals seine Forderung, vom Westen gelieferte weitreichende Waffen gegen Ziele tief im russischen Staatsgebiet einzusetzen. Die Gespräche dazu gestalteten sich allerdings besonders mit Deutschland schwieriger als mit anderen Partnern der Ukraine. Zu seiner Forderung gebe es keine einheitliche Meinung unter den Verbündeten. Vor allem mit Deutschland ist laut Selenskyj der Diskussionspunkt noch nicht geklärt. Dass sich die westlichen Partner mit der seit Monaten von ihm erbetenen Erlaubnis zum Einsatz der bereits gelieferten Waffen so schwertäten, liege offenbar daran, dass sie in den Beziehungen zu Russland die Türen nicht endgültig zuschlagen wollten, sagte der urkainische Präsident.
    Die Ukraine setzt gegen Ziele in Russland bisher weitreichende Kampfdrohnen oder sogenannte Kamikaze-Drohnen ein, die mit einer Sprengladung ins Ziel gelenkt werden. Diese haben allerdings im Vergleich zu Marschflugkörpern und weitreichenden Raketen nur geringe Zerstörungskraft.

    Bundeskanzler Scholz: "NATO darf nicht in den Krieg hineingezogen werden"

    Russlands Angriffskrieg war gestern auch eines der Hauptthemen beim Gipfeltreffen von Bundeskanzler Scholz mit den Präsidenten der USA und Frankreichs sowie dem britischen Premier im Berliner Kanzleramt. Scholz und US-Präsident Biden versicherten der Ukraine ihre Solidarität, stehen den zentralen Forderungen in Selenskyjs Plänen aber ablehnend gegenüber. Scholz betonte, die NATO dürfe nicht in den Krieg hineingezogen werden, damit dieser nicht in eine noch viel größere Katastrophe münde.
    Diese Nachricht wurde am 19.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.