Der Termin ist kein Zufall. Am Tag, an dem die Bischofssynode in Rom zu Ende geht, spricht Papst Franziskus seinen Vorgänger Paul VI. selig. Den Papst, der das Zweite Vatikanische Konzil zu Ende geführt hatte und die Reform in der Kirche umsetzte. Paul VI. war ein Papst des Dialogs, der Moderne. Er suchte das Gespräch mit dem Judentum und anderen christlichen Kirchen. Er verschlankte den päpstlichen Hofstaat und verzichtete auf die Tiara, die Papstkrone. Paul VI. unternahm als erster Papst der Neuzeit Reisen in alle Welt.
Weltfremder Papst?
Und dennoch gilt er heute als weltfremder Papst. Das liegt vor allem an seiner Enzyklika „Humanae Vitae", in der er die künstliche Empfängnis-Verhütung verurteilte. Und das im Jahr 1968! Eine einsame Entscheidung, die von den meisten Menschen in- und außerhalb der Kirche bis heute nicht akzeptiert wird. Mit der Seligsprechung von Paul VI. würdigt Franziskus einen oft unterschätzten, missverstandenen Papst: "Während sich eine säkularisierte und feindliche Gesellschaft abzeichnete, hat er es verstanden, weitblickend und weise – und manchmal einsam – das Schiff Petri, die Kirche zu steuern, ohne jemals die Freude am Herrn und das Vertrauen auf ihn zu verlieren."
Die Kirche und die säkulare Welt
Zwei Wochen lang haben in Rom Kardinäle, Bischöfe und Experten über die katholische Lehre und Praxis der Familie diskutiert. Das Thema Empfängnisverhütung und die Pillen-Enzyklika von Paul VI. spielten dabei nur am Rande eine Rolle. Zentrale Frage war die Zulassung von wiederverheirateten Katholiken zur Eucharistie. Hier konnten sich die Bischöfe auf keine gemeinsame Position einigen. Eine Grundsatzfrage, an der sich die Geister scheiden.
Konservative Kirchenvertreter reagierten mit scharfer Polemik auf den Vorschlag des deutschen Kardinals Walter Kasper, sich für wiederverheiratete Katholiken zu öffnen. In der Abschlussabstimmung verfehlte dieser Vorschlag, der auch von dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz unterstützt wurde, die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit. Kardinal Reinhard Marx ist dennoch nicht unzufrieden mit dem Ergebnis der Beratungen: "Wir müssen ja immer wieder überlegen, wie die Situation vor ein, zwei Jahren war in den Fragen, die auch durchaus strittig sind. Wir haben zum ersten Mal jetzt bei einer Synode eine offene und breite Diskussion erlebt über Themen, die ja schwierig sind, weil sie in den unterschiedlichen Kulturen und Ländern unterschiedlich gesehen werden."
In seiner Predigt heute lobte auch Papst Franziskus den „konstruktiven Geist" der Kirchenversammlung. Man habe „großherzig in wahrer Freiheit und demütiger Kreativität" gearbeitet, sagte Franziskus zu den kontroversen Diskussion in der Synode. Und bereits gestern zum Abschluss der Beratungen hat er festgestellt: „Ich persönlich wäre sehr besorgt und betrübt, hätte es diese emotionalen Diskussionen nicht gegeben."