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Seltene Erden als Geldanlage

Klassische Bankeinlagen können kaum die Inflation ausgleichen. In Mode kommen deshalb immer mehr alternative Investments, etwa in Industrierohstoffe wie Seltene Erden. Experten warnen allerdings vor falschen Einschätzung der Rohstoffpreise.

Von Barbara Schäder | 30.10.2012
    Grau und abweisend steht er da: der Hochbunker im Frankfurter Stadtteil Fechenheim. Ein Relikt aus Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Jahrzehntelang verkam das Ungetüm, niemand brauchte es. Doch jetzt wird umgebaut. Denn statt Menschen soll der Bau künftig Industriemetallen Schutz bieten. Die Idee dazu hatte sein neuer Besitzer, der Rohstoffhändler Matthias Rüth:

    "Die Sicherheit, die ist natürlich hier unschlagbar, weil selbst an der dünnsten Stelle immerhin zwei Meter Stahlbeton verbaut wurde, das ist halt einfach, ... schläft man noch besser."

    Besser schlafen sollen vor allem die Anleger, die Geld in die von Rüth verkauften Rohstoffe investieren. Seine Firma Tradium bietet Seltene Erden und andere Industriemetalle als Geldanlage an und übernimmt zugleich deren Lagerung. Auch eine Reihe anderer Unternehmen sind in diesem Geschäft aktiv. Zwar haben die Hightech-Rohstoffe nach einem kräftigen Preisanstieg bis Mitte 2011 wieder deutlich an Wert verloren. Tradium-Mitarbeiter Thomas Grob rechnet aber damit, dass sich das schon bald wieder ändern wird:

    "Bewegungen nach unten finden nicht mehr in dem Maße statt, man spricht inzwischen mehr von einer Seitwärtsbewegung. Aus diesem Grund halten wir es durchaus für sinnvoll, auf dem aktuellen Niveau zu investieren."'"

    Neun Kilometer vom Bunker entfernt, sitzt hoch oben in einem der Zwillingstürme der Deutschen Bank, der Analyst Josef Auer. Er sieht den Markt für Seltene Erden skeptischer:

    ""Was die Preise betrifft, warne ich zur Vorsicht, weil die Zeichen im Moment nicht so aussehen, als wäre der Boden schon erreicht. Hauptgrund ist die Weltkonjunktur, die momentan eher Anlass zur Sorge gibt, hinzu kommt natürlich, dass mittlerweile auch zwei große Vorkommen, die stillgelegt wurden, wieder aktiviert werden – eins in Kanada und eins in den Vereinigten Staaten. Sie könnten 50 Prozent des Weltverbrauchs abdecken. Das deutet auch darauf hin, dass der Preisspielraum nach oben doch sehr beschränkt ist."

    Noch werden Seltene Erden fast ausschließlich in China abgebaut. Doch andere rohstoffreiche Länder haben inzwischen reagiert: Neben den erwähnten Aktivitäten in den USA und Kanada, wird ein Abbau auch in Malaysia, Südafrika und Australien ins Auge gefasst. Sogar im sächsischen Storkwitz finden Probebohrungen statt. Tradium-Händler Grob rechnet trotzdem nicht mit einem Produktionsüberschuss. Schließlich seien einige Seltene Erden wirklich selten:

    "Ganz kritisch sieht man auf Jahre die Elemente Dysprosium, Europium, Terbium, aber auch Yttrium. Hier sieht man am ehesten auch langfristig einen Engpass."

    Tradium rechnet deshalb damit, dass auch das Interesse von Privatinvestoren an den Metallen steigen wird. Bislang haben nur einige hundert ein Depot bei der Firma. Im Fechenheimer Bunker wäre theoretisch für tausende von Tonnen Platz.