Atlantas nobler Vorort Buckhead: Hier wohnen die Reichen und Schönen Georgias. Sie haben von sündhaft teuren Apartments einen Blick hinunter auf den Frankie Allen Park und die Penley Art Gallery in der Buckhead Avenue.
Die Young Republicans von Buckhead feiern hier eine vorweihnachtliche Wahlkampfparty, bei Sekt und Cocktails und Reden von Parteigrößen. Amanda McGuy steht mitten im Gedränge des überfüllten Galerieraumes – gertenschlank, im dunkelroten Cocktailkleid, wie die meisten Gäste ohne Gesichtsmaske.
Natürlich war die Präsidentschaftswahl am 3. November ein einziger Schwindel, sagt Amanda McGuy. Wahlbetrug, wohin man auch blickte.
Amanda McGuy ist 38 Jahre alt, Afroamerikanerin und glühende Trump-Verehrerin. Trump habe Recht gehabt, als er den republikanischen Gouverneur von Georgia einen Trottel nannte und Brad Raffensperger, den Wahlleiter Georgias, einen Betrüger: Beide hatten den hauchdünnen Wahlsieg Joe Bidens anerkannt, weil die Wahlen völlig korrekt verlaufen seien, wie sie nach dreimaligem Nachzählen erklärten. Beide haben gelogen, behauptet Amanda McGuy, sie seien selbst Teil des demokratischen Wahlkomplotts gewesen.
Republikaner wollen Mehrheit im Senat erhalten
Trump und seine Anwälte tun bis heute alles, um das Wahlergebnis von Georgia zu kippen – bislang vergebens. Noch am vergangenen Wochenende setzte Trump Georgias Wahlkampfleiter in einem stundenlangen Telefongespräch unter Druck – er solle die knapp 12.000 Stimmen finden, die zu Unrecht an Joe Biden gingen, drängelte Trump laut Telefonmitschnitt, der der "Washington Post" zugespielt wurde. Die Stimmung ist aufgeheizt unter den Republikanern. Sie können den Wahlsieg Joe Bidens nicht wegstecken und wollen nun wenigstens die beiden Senatorensitze in Georgia erobern.
Auch Philip Spandorfer ist ein glühender Trump-Anhänger – wie er, weiß jeder Wähler in Georgia, um was es am 5. Januar geht: Um die Mehrheit im Senat. Deshalb kämpfen auch die "Doctors for Trump" um jede Stimme. Philip Spandorfer ist Arzt - und einer der ganz wenigen, die hier bei den Jungen Republikanern Gesichtsmaske tragen.
Philip Spandorfer - weißer Arztkittel, Stethoskop um den Hals - glaubt nicht, dass Donald Trump die Pandemie verharmlost hat. Stattdessen habe er dafür gesorgt, dass lästige Vorschriften wegfallen und alles für die Entwicklung des Impfstoffs getan wurde. Das sei das Vermächtnis der politischen Führung Donald Trumps, sagt Spandorfer: fast ein Wunder.
Die Demokraten hätten die Pandemie und den ganzen Maskenzauber lediglich als politische Waffe gegen Donald Trump eingesetzt, um die Wahl für sich zu entscheiden, sagt Spandorfer.
Georgia wurde zum politischen Kriegsschauplatz
Vor dem Hintergrund der Debatte um den angeblichen Wahlbetrug ist Georgia mit seinen Stichwahlen um die beiden Senatorensitze geradezu zum politischen Kriegsschauplatz geworden. Die demokratischen Kandidaten Jon Ossof und der schwarze Prediger Raphael Warnock wurden von den Republikanern und Amtsinhabern David Perdue und Kelly Loeffler zur sozialistischen Bedrohung für das ganze Land erklärt.
Die Republikaner haben nur ein Problem: Indem Donald Trump das Wahlergebnis anzweifelte, hat er unter republikanischen Wählern auch Zweifel am korrekten Ablauf dieser Senatorenwahl in Georgia gesät. Das könnte Einbußen bei der Wahlbeteiligung bringen und Stimmen kosten, befürchtet Christian Zimm. Er ist 26 Jahre alt, frisch graduierter Jurist und Präsident der Young Republicans von Buckhead. Man kann nicht gegen Wahlbetrug kämpfen und gleichzeitig Wahlkampf führen, sagt Christian Zimm.
Dass Donald Trump durch seine Attacken auf das Parteiestablishment einen Keil in die Republikaner von Georgia trieb, hält Zimm nicht für Trumps beste Idee. Dem Deutschlandfunk sagt Christian Zimm, was er bei der Republikaner-Party am Vorabend nicht sagte: Um Wahlen wirklich anzufechten, brauche man handfeste Beweise. Die gebe es aber nicht.
Trump - erneute Kandidatur 2024 erwartet
Christian Zimm, der Präsident der Young Republicans von Buckhead, Atlanta, klingt, als wolle er am liebsten über die Neuordnung der Republikaner nach der Ära Trump reden. Aber Zimm ist sich sicher: Trump bleibt den Republikanern erhalten. Schon am ersten Tag der Präsidentschaft Joe Bidens werde Donald Trump die Nominierung seiner Partei für 2024 für sich beanspruchen.
Und jeder Republikaner, der sich ihm in den Weg stellte, laufe Gefahr, politischen Selbstmord zu begehen.