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Sensation für drei Wochen
Ein zweiter Mond für die Erde

Am 15. Februar dieses Jahres entdeckte das Team des Catalina Sky Survey in Arizona ein nur ein bis zwei Meter großes Objekt, das um die Erde kreist – eine Art Mini-Mond. Das Objekt 2020 CD3 war auf einer lang gestreckten Bahn unterwegs, die es bis auf 40.000 Kilometer an die Erde heranbrachte.

Von Dirk Lorenzen |
Der Mond mit voll beleuchteter Rückseite vor der Erde
Kosmisches Paar seit über 4 Milliarden Jahren: Erde und Mond (NASA)
Der größte Abstand betrug rund anderthalb Millionen Kilometer. Analysen zeigen, dass das Objekt mindestens seit Juni letzten Jahres drei große Schleifen um die Erde gedreht hat. Für den Zeitraum davor lässt sich die Bahn nicht präzise zurückrechnen. Die Phase mit zwei Monden währte nur kurz: Denn 2020 hat CD3 die Umlaufbahn um die Erde nur drei Wochen nach seiner Entdeckung schon wieder verlassen und kreist jetzt um die Sonne.
Ein so kleiner Brocken ist Spielball der Anziehungskräfte von Sonne, Erde und Mond. Eine über viele Jahre stabile Bahn um unseren Planeten ist für so ein Objekt unmöglich. Vermutlich handelt es sich bei dem Mini-Mond um einen winzigen Asteroiden. Aber es ist nicht ganz auszuschließen, dass es doch ein alter Satellit oder ein Teil einer Raketenstufe ist. Schon im Jahr 2006 hatte ein Minibrocken einige Runden um die Erde gedreht, bevor er wieder im All entschwunden ist.
Die kuriose Bahn des Objekt 2020 CD3
Die kuriose Bahn des Objekt 2020 CD3 (NASA/Javier Roa Vicens)
Was kosmische Treue bedeutet, ist heute Nacht tief am Firmament zu bewundern. Der prachtvoll strahlende Vollmond macht klar, wer Herr am Himmel ist: kein kleiner Brocken, sondern der gute alte Mond, der die Erde seit mehr als vier Milliarden Jahren begleitet.