Frankfurt am Main
"Sensationsfund": Amulett schreibt laut Archäologen christliche Geschichte neu

Die Stadt Frankfurt am Main hat den Grabfund eines Silberamuletts mit einer christlichen Glaubensinschrift aus der Mitte des 3. Jahrhunderts vorgestellt. Es handele sich um den ältesten authentischen christlichen Text nördlich der Alpen, hieß es. Oberbürgermeister Josef (SPD) sprach von einem "Sensationsfund".

    Die als archäologisch bedeutsam eingestufte "Frankfurter Silberinschrift" wird in einer Vitrine präsentiert. Die nur rund 3,5 Zentimeter große Silberfolie war in ein Amulett (oben) eingerollt bei Grabungen gefunden worden.
    Die nur rund 3,5 Zentimeter große Silberfolie war in ein Amulett (oben) eingerollt bei Grabungen gefunden worden. (picture alliance / dpa / Boris Roessler)
    Gefunden wurde das Silberamulett bereits 2018 bei Ausgrabungen im Frankfurter Stadtteil Praunheim. Dort lag einst die römische Stadt Nida. Entdeckt wurde ein Skelett, das das Amulett um den Hals trug. Der Mann wurde zwischen 230 und 270 nach Christus dort bestattet. Die lateinische Inschrift auf der gefalteten und geknickten Silberfolie konnte erst in diesem Jahr nach einer computertomografischen Untersuchung auf einem 3-D-Modell entziffert werden.
    Solche Amulette - sogenannte Phylakterien - sollten den Träger beschützen, wie Markus Scholz, Professor für Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen an der Frankfurter Goethe-Universität, erläuterte. In vergleichbaren Funden seien meist verschiedene Götter angerufen und verschiedene Schriften verwendet worden. Die Frankfurter Silberinschrift ist demnach allein in Latein verfasst und bezieht sich nur auf Christus. Im 3. Jahrhundert, als Christen noch verfolgt wurden, sei es ein Risiko gewesen, sich zu dieser Religion zu bekennen.
    Diese Nachricht wurde am 11.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.