Sommer 2014, Bewohner von Obrenovac in Serbien fegen das Wasser aus ihrem überschwemmten Haus. In Serbien, in Kroatien und Bosnien steht vielen in diesem Sommer das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Man hilft sich gegenseitig, internationale Helfer kommen, die Russen aber sind schon da. Seit 2012 gibt es im serbischen Nis ein serbisch-russisches Katastrophenschutz-Zentrum, zum fünften Geburtstag gab es Lob vom serbischen Sozialminister Aleksandar Vulin: "Das Russisch-serbische humanitäre Zentrum war immer für uns da. Es war da, um den Bürgern Serbiens zu helfen. Wir werden das nicht vergessen und sind auf unsere Zusammenarbeit sehr stolz."
Katastrophenschützer als Agenten
Rettungsausrüstung wird hier gelagert, Schlauchboote, Notliegen, ein Betongebäude dient als Trainingszentrum. Der Komplex liegt nahe einem Flugplatz im südserbischen Nis. Der russische Partner ist das Moskauer Ministerium für Notsituationen. Es hilft bei Katastropheneinsätzen, führt aber auch Aufträge für russische Sicherheitsdienste aus. In Serbien half es auch bei der Minenräumung. Aber US-Chefdiplomat Brian Hoyt Yee hat Zweifel, ob das Zentrum in Nis das ist, was es scheint: "Ich bin besorgt angesichts dieses sogenannten humanitären Zentrums. Nicht wegen dem, was es jetzt ist, sondern dem, was es sein könnte, wenn es das bekommt, was Russland von Serbien will - nämlich eine Art Diplomatenstatus für die Mitarbeiter. Wir glauben nicht, dass Russland gute Absichten hat. Wir glauben, dass Russland verhindern will, dass die Länder des Westbalkans näher an Europa heran rücken."
Im Klartext: Die Amerikaner befürchten, dass Russland einen Spionage-Brückenkopf auf dem Balkan errichtet, um US-Einrichtungen auszuspähen. Der US-Spitzendiplomat warnte: "Der Aufbau eines solchen Zentrums in Nis, ganz in der Nähe der Grenze zum Kosovo, wo wir noch immer 600 US-Soldaten stationiert haben und etwa 4000 andere Friedenstruppen, wäre keine positive Entwicklung. Erst recht, wenn einzelne Mitarbeiter, oder das ganze Zentrum eine Art von Immunität genießt. Wenn Serbien den Aufbau eines Spionagezentrums ermöglicht, würde es Kontrolle über sein Territorium aus der Hand geben."
US-amerikanische Propaganda?
Als "reine Erfindung" hatte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu schon bei der Eröffnung des Zentrums 2012 die Befürchtungen zurückgewiesen. Die serbische Regierung versuchte damit zu beruhigen, dass von einem voll-gültigen Diplomatenpass für die Mitarbeiter nie die Rede gewesen sei. Präsident Aleksandar Vučić wies die amerikanische Einmischung zurück: "Wir werden souveräne Entscheidungen in dieser Frage treffen. Die sind sichtbar - bisherige, wie künftige. Wir werden diese Entscheidungen aber alleine treffen. Stellen Sie sich vor, der serbische Botschafter in den USA würde sagen: Es gefällt uns überhaupt nicht, dass jemand in Santa Fe ein Zentrum baut. Das hat wenig Sinn, stimmt es?"
Allerdings hat Moskau massiv gegen die Nato-Mitgliedschaft Montenegros Stimmung gemacht. Russische Geheimdienstleute sollen an einem Putschversuch in Podgorica beteiligt gewesen sein. In Ungarn haben sie eine rechtsextreme bewaffnete Gruppierung unterstützt. Auch in Mazedonien mischen die Großmächte mit. Der Westbalkan ist strategisch wichtig. Die NATO dehnt sich gen Osten und Südosten aus, die Russen hätten gerne einen "neutralen" Korridor.