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Serbischer Nationalist
Urteil gegen Vojislav Seselj

Nationalistische, rassistische und religiöse Verfolgung, Deportationen, Mord an Zivilisten: Das sind nur einige Verbrechen, die Vojislav Seselj vom UN-Tribunal für Kriegsverbrechen vorgeworfen werden. Er gilt als Chefideologe Großserbiens während des Jugoslawien-Krieges. Heute soll in Den Haag das Urteil gefällt werden, allerdings in Seseljs Abwesenheit.

Von Karla Engelhard |
    Vojislav Seselj
    Die Grausamkeiten, die Seselj und seine serbischen Freiwilligeneinheiten im Namen Großserbiens in den 1990er-Jahren begangen haben sollen, füllen die Seiten der Anklageschrift. (dpa / Toskich Osana)
    Für den serbischen Ministerpräsident Aleksandar Vucic ist sein einstiger politischer Ziehvater Seselj ein Problem. Auf die Forderung des UN-Tribunals, Seselj zum Urteilsspruch am 31. März, wenn nötig mit Gewalt, zu überweisen, reagierte Vucic ungehalten:
    "Die Art und Weise wie sich das Tribunal gegenüber Serbien verhält, stellt für uns vor ein großes Problem, auch für mich persönlich. Zufällig sind wir mitten im Wahlkampf. Dieses Vorgehen hilft den rechtsradikalen Kräften und destabilisiert Serbien. Diejenigen, die Serbien ein Problem bereiten wollten, haben es nun geschafft."
    Seselj bleibt in Belgrad unbehelligt und hat sich schon längst wieder an die Spitze seiner Ultranationalisten gestellt. Überraschend erklärte Seselj jüngst in einem Interview mit einer deutschen Zeitung, dass es niemanden auf serbischem Gebiet gäbe der gesünder wäre als er.
    Keinerlei Reue
    Kaum hatte ihn das UN-Tribunal im November 2014 wegen eines Krebsleidens vorübergehend aus "humanitären Gründen" entlassen, gewann er den Kampf gegen seinen Krebs und kümmerte er sich um seine Serbische Radikale Partei. Die schwere Krankheit und gut zwölf Jahre Untersuchungshaft haben ihn nicht verändert. Der 1,90-Meter-Mann zeigt keine Reue, dafür ungebremsten Machthunger. Mit ihm an der Spitze könnten die Ultranationalisten wieder in das serbische Parlament einziehen, prognostizieren Beobachter. Der 61-Jährige propagiert weiterhin Großserbien, hasst Kroaten und Muslime und lässt öffentlich NATO oder EU-Fahnen verbrennen, wie im vergangenen Sommer vor der kroatischen Botschaft in Belgrad. Dabei rief Seselj seinen Anhängern zu:
    "Wir wollen heute an diesem Ort schwören, dass wir die Republik Serbische Krajina und Kosovo befreien werden, sowie alle anderen serbischen Gebiete und sie in einem Staat vereinen werden, es lebe Großserbien!"
    Weiterhin Idol der Rechten
    Die Grausamkeiten, die Seselj und seine serbischen Freiwilligeneinheiten im Namen Großserbiens in den 1990er-Jahren begangen haben sollen, füllen die Seiten der Anklageschrift. Geleugnet hat Seselj sie nie – im Gegenteil. Er bleibt seiner großserbischen Idee treu und ist weiterhin Idol der Rechten. Sie wollen auch ein Großserbien, pfeifen auf die EU und biedern sich bei Putins Russland an. Im Nachbarland Kroatien sorgen das und das die serbische Regierung Seselj nicht wieder nach Den Haag geschickt hat, für Verstimmung. Der kroatische Vizepremier Tomislav Karamarko meinte dazu erbost:
    "Das mit Seselj ist schon absurd, es geht schließlich um einen ordinären Verbrecher, aber was er jetzt in Serbien abzieht ist schon pervers, denn es geht um einen Verbrecher, der uns allen ins Gesicht lacht, uns hier, dem Haager Tribunal und der ganzen Welt."
    Gelassenes Waten auf sein Urteil
    EU-Kandidat Serbien müsse sich auf dem Weg in die Europäische Union an die Kriterien halten, drohen andere. Seinem Urteil sieht der Angeklagte Seselj gelassen entgegen, er stecke im Wahlkampf und ihm fehle die Zeit sich um Den Haag zu kümmern, lässt er sich zitieren. Auf der Straße sorgt der Fall Seselj für Diskussionen:
    "Das wird ein Problem von Vucic und Nikolic werden. Stellen Sie sich vor: Seine besten früheren Freunde sollen ihn an Den Haag ausliefern. Realistisch wäre es, dass er freigesprochen wird."
    "Meiner Meinung nach wäre für Seselj die beste Lösung, dass er russisches Asyl beantragt und in Russland Unterschlupf findet."
    Seselj hat schon angekündigt, dass er sich auf keinen Fall freiwillig stellen werde, sollte das UN-Tribunal ihn schuldig sprechen.