Der italienische Fußball im Chaos, heißt es im Staatsfernsehen Rai. Die Zeitung La Repubblica sieht die Fortsetzung der Serie A in Gefahr. Die vom SSC Neapel provozierte Absage des Spiels bei Juventus Turin scheint den mühsam ausgehandelten Kompromiss in Frage zu stellen, den Regierung und Fußballverband vereinbart hatten für eine Fortsetzung der ersten italienischen Liga in Corona-Zeiten.
Anlass dafür, dass der SSC Neapel nicht zum Spiel in Turin erschienen ist, sind positive Corona-Tests bei zwei Spielern des süditalienischen Klubs und, wie der Klub argumentierte, die Anweisung der örtlichen Gesundheitsbehörde, nicht zu reisen.
Serie A am Anfang vom Ende?
Andere Vereine, zum Beispiel der AC Mailand, haben in ähnlichen Situationen gespielt. Neapel dagegen entschied sich, entgegen der mit der Regierung vereinbarten Regeln, zur Spitzenbegegnung in Turin nicht anzutreten. Eine Spielabsage ist nach diesen Regeln nur vorgesehen, wenn weniger als 13 Spieler zur Verfügung stehen - Neapel hat noch über 20 einsatzfähige Profis. Der Alleingang der Süditaliener könne der Anfang vom Ende der Serie-A-Saison sein, befürchtet der Corriere dello Sport.
Auch wenn Juventus-Präsident Andrea Angelli appelliert: "Ich glaube, im Moment muss man an nichts anderes denken, als die Meisterschaft zu Ende zu spielen. Und zwar alle gemeinsam, gemäß der Regeln, die uns gegeben wurden vom Fußballverband in Absprache mit dem Gesundheitsministerium."
Die Corona-Regeln wanken
Genau diese Regeln aber scheinen nun zu wanken. Verantwortliche Politiker rücken von dem mit ihnen vereinbarten Protokoll zur Fortsetzung des Spielbetriebs im italienischen Fußball ab.
Sportminister Spadafora von der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung meinte nach der Weigerung Neapels zu spielen, die Covid-Protokolle für den italienischen Fußball müssten geändert werden.
Medien: Neapels Präsident soll Absage gewollt haben
Hinter dem Nicht-Erscheinen Neapels zum Spitzenspiel steckt nach übereinstimmenden Medienberichten Vereinspräsident De Laurentis. Der schwerreiche Filmproduzent hat schon häufiger die Verbandsspitze mit Provokationen in Schwierigkeiten gebracht.
Gegen die bevorstehende Entscheidung des Fußballverbands, das Spiel für Neapel entsprechend der Regeln mit einer 0:3-Niederlage zu werten, will der extrovertierte Vereinschef laut Gazzetta dello Sport klagen, notfalls auch vor einem ordentlichen Gericht. In Italien steigt ist die Zahl der Coronainfektionen, sie liegt aber deutlich unter den Werten in vielen anderen europäischen Ländern.