Lang und kurz, gerade und gebogen, mit Gewinde und ohne - das Heiztechnikunternehmen Vaillant stellt in einer der Fertigungshallen im nordrhein-westfälischen Remscheid Kupferrohre für Heizanlagen her.
"Wenn wir die Entwicklung der letzten Jahre angucken, gehören wir sicher zu den Unternehmen, die von der Energiewende profitieren" sagt Dr. Jens Wichtermann. Er ist bei Vaillant für das Nachhaltigkeitsmanagement zuständig. "Wir bieten Technologien auf Basis regenerativer Energien an. Auf der anderen Seite auch Technologien, die fossile Energieträger wie Gas oder Öl sehr effizient einsetzen. Und wir entwickeln Systeme, die das Beste aus beiden Welten vereinigen."
Vor sieben Jahren, als der Ölpreis zum ersten Mal seit Jahrzehnten neue Rekordhöhen erklomm, stiegen viele Hausbesitzer auf Wärmepumpen oder Solarthermie um. Doch dann ging die Nachfrage nach solchen Anlagen um die Hälfte zurück, vermutlich aus zwei Gründen.
"Auf der einen Seite sicherlich eine Verunsicherung der Verbraucher. Die Hausbesitzer wissen nicht, in welche Technologie sie investieren sollen. Auf der anderen Seite haben wir die Politik, die unterschiedliche Signale setzt. Einmal wird Photovoltaik gefördert, dann wird die nächste Technologie gefördert, dann wird die Förderung wieder zurückgeschraubt", und nicht nur deshalb wird die Heizung meistens erst ausgetauscht, wenn sie nicht mehr funktioniert. Im Durchschnitt sind die Anlagen in Deutschland knapp 20 Jahre alt.
Dämmplattenhersteller im Aufwind
Von der Diskussion um den Klimaschutz und den Energiesparvorschriften der Bundesregierung profitieren neben Heiztechnikunternehmen weitere Bereiche der Bauwirtschaft. Dämmplattenhersteller zum Beispiel, aber auch Produzenten von Lüftungs- und Solaranlagen. Förderprogramme, die Baumaßnahmen zur Energieeinsparung bezuschussen, wie die der Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW, haben die Strukturen in der Baubranche verändert, urteilt Dietmar Walberg. Er ist Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen in Kiel, einer Forschungseinrichtung, die sich unter anderem mit Bauarten und Baustoffen auseinandersetzt.
"Zum Beispiel sind Modernisierungen im Bestand durch KfW-Förderung deutlich wirtschaftlicher zu realisieren, als es beispielsweise der Neubau von Wohnungen gewesen wäre. Das bedeutet, dass Teile der Bauwirtschaft, insbesondere die Hersteller von Steinen, Stahlbeton, eher abgehängt sind von der wirtschaftlichen Entwicklung."
Bauen lohnt sich oft nicht
Das Bauen neuer Wohngebäude ist teurer geworden. Der ersten Energieeinsparverordnung aus dem Jahr 2002 folgten mehrere Neufassungen. Die Baukosten stiegen mit jeder Novelle um 6 bis 7 Prozent.
"Auch die künftigen neuen Anforderungen der Energieeinsparverordnung, die ab dem 1. Januar 2016 gelten, werden wieder zu einer Kostensteigerung von circa 7 Prozent führen. Das bedeutet, dass teilweise das Bauen so teuer ist, dass es sich nicht immer lohnt. Und das ist etwas, wovon Bauwirtschaft direkt einen Nachteil hat. Das heißt, es wird weniger oder anders gebaut, als es unter anderen Voraussetzungen passiert wäre."
Für Eigenheimbesitzer und Mieter stellt sich die Frage, wie lange es dauert, bis sich höhere Baukosten und Mieten für sie lohnen, weil das Heizen dank neuer Technik und Wärmedämmung billiger geworden ist. Diese Überlegung sollte auch für den Austausch von Fenstern und Türen gelten, sagt Dietmar Walberg:
"Bei Bauteilen wie Fenster und Türen ist die Bewertung hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Umwelt und ihrer Klima schützenden Eigenschaften zu treffen. Beides soll ausgetauscht werden, wenn es nicht mehr funktioniert, aber aus Energiespargründen ist es unwirtschaftlich."
Schließlich kostet es Rohstoffe und Energie, wenn neue Bauteile produziert werden. Das Gleiche gilt für die Fassadendämmung. Ob sie zum Gewinn für Umwelt und Klimaschutz wird, hängt nicht zuletzt davon ab, wie viel Dämmung verarbeitet wird und ob sie auf Erdöl basiert oder auf nachwachsenden Rohstoffen.