Das Boston der 80er- und 90er-Jahre war brutal, gewalttätig, rassistisch, männlich und weiß.
Jackie Rohr: "What use to make this city great was that it was run by bad man, who understood that they were bad."
FBI-Agent Jackie Rohr kommt aus dieser Zeit. Er ist hinterhältig, korrupt, hart.
"Fucking city!"
Ein Mann alter Schule, der die Stadt und ihre Verwaltung zu dem gemacht hat, was sie ist - ein kriminelles Moloch.
"And now you can even call a guy a faggot anymore, when he deserves it!"
Gesetzeshüter sind selbst Kriminelle
Aber die Zeiten ändern sich. Mit neuen Gesichtern, wie dem afro-amerikanischen Staatsanwalt Decourcy Ward:
"I pushed jail-time for cops."
Ein Idealist. Wenn er von rassistischen Polizisten beim Lunch angerempelt wird, gibt er ihnen einen Kaffee aus.
"The coffee is on me. Thank you for the service."
Er will Schluss machen mit den verkrusteten bürokratischen Strukturen, in denen die Gesetzeshüter selbst Kriminelle sind:
"I wanna rip out the fucked up machinery in this bullshit city. I wanna tear it all down for good."
Auf dem Weg zur Zweckgemeinschaft
Das alte und das neue Boston - die Serie "City on a Hill" lässt sie in Person von Jackie und Decourcy direkt aufeinandertreffen.
"Oh, is that a threat?"
"A threat? No. It’s a: fuck you!"
"A threat? No. It’s a: fuck you!"
Was feindselig beginnt, entwickelt sich zu einer Zweckgemeinschaft ...
"Guys like me we need guys like you"
... gegen das Verbrechen und für einen Neuanfang. Zusammen ermitteln der FBI-Veteran und der Justiz-Neuling gegen eine Familienbande aus Charlestown, die Geldtransporter überfällt. Und nach und nach beginnen sie, das ganze Boston Police Department auf den Kopf zu stellen.
"You see that? I am not always full of shit!"
Gegensätzliches perfekt gespieltes Ermittlerduo
Das ist schon deshalb sehenswert, weil die Schauspieler Kevin Bacon und Aldis Hodge ein so gegensätzliches wie perfekt gespieltes Ermittlerduo abgeben. Konfliktgeladene Dialoge und raue Körpersprache prägen den Charakter und die Charaktere der Serie.
"Do you know why I do what I do?"
"I was a kid, right?"
"I was a kid, right?"
Man fühlt sich an die Filme von Quentin Tarantino erinnert.
"Givín´shit to adults."
"Than I want to be that."
"Than I want to be that."
Von Serien-Erfinder Chuck MacLean dürfte man in Zukunft noch mehr hören. Dass die Hollywood-Stars Ben Affleck und Matt Damon als Produzenten mitgewirkt haben, war sicher hilfreich.
Wenn Männer in die Zukunft starren
Dazu herrlich überzeichnete Bilder, wenn Bacon in Boxershort mit Kippe und Whiskey allein zu Hause auf der Couch vor dem Fernseher sitzt und sein Kollege anruft ...
"I wake you?"
"No, I’m sitting here staring at the face of our future."
"No, I’m sitting here staring at the face of our future."
… ist das ein Stillleben männlicher Einsamkeit. Und zeigt: Beide Protagonisten sind in ihrer "Community" Außenseiter - genau das schweißt sie zusammen.
"The bad understand."
Rauchig-nostalgischer Crime-Noir-City-Western
Der Blick aufs große Ganze gelingt "City on a Hill" aber nur teilweise, und auch an die realen historischen Ereignisse knüpft die Serie nur sehr lose an. Während das Behördenleben und dessen schleichende Reform anschaulich und nachvollziehbar dargestellt werden, fällt der Blick auf die Straße, ins kriminelle Milieu, zu oberflächlich aus. So ist die Serie - trotz naheliegender Vergleiche - kein neues "The Wire".
Stattdessen ein rauchig-nostalgischer Crime-Noir-City-Western. Oft an der Grenze zum guten Geschmack, manchmal auch darüber hinaus. Und dass Frauen so gut wie gar keine Rolle spielen, abgesehen von Familie oder Sex, soll wohl Thematik und Tenor unterstreichen. Insgesamt funktioniert das aber - dank der überragenden Schauspieler, einer kultigen Machart und einer spannenden Story.