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Serie "Homecoming"
Interview mit Heidi

In der Serie "Homecoming" besticht Julia Roberts als berechnende Sozialarbeiterin Heidi Bergmann, die US-Soldaten bei der Rückkehr ins zivile Leben begleiten soll. Das schauspielerische und filmische Ergebnis ist schlichtweg brillant und geht bei den Golden Globes als heimlicher Favorit ins Rennen.

Von Julian Ignatowitsch |
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    Julia Roberts in "Homecoming" (Jessica Brooks)
    Heimkommen, um zu vergessen.

    Heidi Bergman: "Walter Cruz, 26 years old, three tours. You got here on Friday?"
    Walter Cruz: "Yes!"

    Den Krieg, die toten Kameraden und die scheinbar endlose Leere zwischen Wüstensand und MG-Munition.

    Walter Cruz: "Some guys came home and they got really empty and they had problems!"
    Psychothriller und Verschwörung
    Ist natürlich nicht so leicht und guter Stoff für eine Psychothriller-Serie. Die Serie "Homecoming" zeigt eine Firma, die US-Soldaten bei der Rückkehr ins zivile Leben unterstützen soll. Sozialarbeiterin Heidi Bergman, gespielt von Julia Roberts, leitet die Einrichtung und die wöchentlichen Therapie-Sitzungen. Sie entwickelt ein freundschaftliches Verhältnis zum Veteran Walter Cruz, gespielt von Stephan James. Aber nach und nach stellt sich heraus, dass die Absichten der Firma – mit dem passenden Namen "Geist" – zwielichtig und furchterregend sind.

    Veteran Shrier: "Where is everybody? It is you and me, we got picked for this programm. Why?"

    Eine Geschichte als Gesprächsprotokoll mit paranoiden Patienten, diabolischen Unternehmensbossen und hilflosen Behördenmitarbeitern.
    Ermittler Thomas Carrasco: "What about the name Walter Cruz. You remember him?"
    Heidi Bergman: "No!"
    Verschwörungstheorien im Serienformat sind ja quasi die Spezialität des Regisseurs Sam Esmail, der bereits mit der Serie "Mr. Robot" 2016 einen Golden Globe gewann.

    Rätselhaft und brillant

    Diesmal ist das Ergebnis sogar noch besser, weil ganz aufs Wesentliche reduziert, ohne Längen, erzählerisch konsistent, trotzdem rätselhaft und formal schlichtweg brillant. Anspielungen an Alfred Hitchcock, die großen Politthriller der 70er Jahre und kafkaesken Bürokratiewahnsinn inklusive.
    Wenn der Speisesaal der Einrichtung streng symmetrisch aus der Vogelperspektive gezeigt wird oder die Kamera von Bergmans Büro zum Pelikan vor der Tür schwenkt, dann hat das immer auch eine Bedeutung für die Handlung, oft sogar für spätere Ereignisse.
    Colin Belfast: "Think very carefully!"
    Die Serie bewegt sich zwischen 2018 und 2022: Im Jetzt ist Bergman eine kalkulierende Karrieristin, getrieben von ihrem opportunistischen Boss Colin Belfast; in der Zukunft ist sie eine verhuschte Restaurant-Bedienung ohne große Ambitionen.
    Hochkant statt Breitwand
    Die Zeitsprünge werden auch im Bildformat sichtbar. Das Jahr 2022 erlebt der Zuschauer nämlich im hochkant Handy-Format - und dass auch das einen tieferen Sinn besitzt, wie man später erfährt, ist nicht nur klug, sondern hochinnovativ.
    Die Idee für "Homecoming" stammt übrigens von einem gleichnamigen Podcast der beiden Autoren Eli Horowitz und Micah Bloomberg. Im TV-Business bislang unbeschriebene Blätter, die den Stoff aber ganz hervorragend auf den Bildschirm übertragen haben. Es wirkt ganz so, als würde ihnen ihre fernsehfremde Vergangenheit sogar nützlich sein.
    Denn Dramaserien mit einer Länge von 30 Minuten pro Episode gibt es ja fast gar nicht mehr. Serien werden derzeit gerne überstrapaziert und künstlich in die Länge gezogen. Da liefert "Homecoming" jetzt den besten Beweis, dass in der Kürze, der Aussparung ein großer Gewinn liegen kann - so wie in der Literatur.
    Heidi Bergman: "Wanna talk about it?"
    Walter Cruz: "Maybe."
    Und mit Darstellern wie Julia Roberts und Stephan James, beide für einen Golden Globe nominiert (beide hätten ihn verdient), muss auch nicht jeder Handlungsstrang, jede Gefühlsregung, jeder Gedanke ausbuchstabiert werden. Mimik und Gestik der Protagonisten erzählen schon die Hälfte.
    So geht "Homecoming" als der heimliche Favorit ins Rennen um die Fernseh-Golden Globes. Es wäre ein hochverdienter Sieger, der spätestens im Februar, wenn die deutsche Synchronfassung erscheint, auch hierzulande endlich die verdiente Aufmerksamkeit erhalten dürfte.