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Serie: Krisenkeim?
US-Immobilienmarkt zeigt gemischtes Bild

Zehn Jahre nach Beginn der Großen Rezession haben sich die US-Immobilienmärkte wieder weitgehend erholt. Doch eine Rücknahme der Bankenregulierung wie Donald Trump sie anstrebt, könnte zur Bildung neuer Blasen führen, warnen Experten.

Von Katja Ridderbusch |
    Haus mit Zaun in einer Kristallkugel.
    Eine neue Immobilienblase in den USA fürchtet Thomas Smith, Wirtschaftsprofessor an der Emory Universität in Atlanta, nicht. Noch nicht. (imago stock&people)
    "It is a historic day with Wall Street shaken to its very foundation ..."
    Ein historischer Tag, der die Wall Street in ihren Grundfesten erschütterte - die Moderatorin des Wirtschaftskanals CNBC sollte nicht übertreiben: Am 15. September 2008 meldete die Investmentbank Lehman Brothers Konkurs an und stürzte die Wall Street in eine Chaos-Spirale. Der schwarze Montag markierte den Höhepunkt der globalen Finanzkrise, die im Sommer 2007 begonnen hatte.
    Keim der Krise war der überhitzte Immobilienmarkt der USA: Immer mehr Häuser wurden zu immer höheren Preisen verkauft. Ein Boom, der von faulen Hypothekenkrediten finanziert war: Fahrlässige Finanzberater schwatzten Kreditnehmern mit geringer Bonität sogenannte "Subprime Loans" auf. Als die Kreditzinsen stiegen, gerieten die Kunden in Zahlungsverzug. Die Banken machten Verluste, die Preise fielen, und die Blase platzte.
    Heute, 10 Jahre später, zeigt der amerikanische Immobilienmarkt ein gemischtes Bild, sagt Thomas Smith, Wirtschaftsprofessor an der Emory Universität in Atlanta. Der Markt habe sich deutlich stabilisiert, aber noch nicht vollständig erholt.
    Keine neue Immobilienblase
    Tatsächlich sind die Häuserpreise mittlerweile wieder gestiegen, haben beinahe das Niveau von 2006 erreicht. Smith fürchtet jedoch keine neue Immobilienblase. Denn: Anders als vor zehn Jahren werden die Preise nicht von minderwertigen Krediten getrieben, sondern in erster Linie von einem geringen Angebot an Eigenheimen, vor allem im mittleren Preissegment, kombiniert mit niedrigen Zinsen.
    Hinzu kommt: Auf dem Höhepunkt der Immobilienblase lag die Eigenheimquote in den USA bei knapp 70 Prozent. Mittlerweile ist sie auf einen Tiefstand von knapp 63 Prozent gerutscht - so niedrig wie seit 50 Jahren nicht mehr. Der Hauptgrund, so Smith:
    "Für viele potentielle Käufer ist es schwerer geworden, Hypotheken zu bekommen, weil die Banken strengere Kriterien für die Vergabe anlegen - eine der Lehren aus der Immobilienkrise."
    Trump will die Banken von der Leine lassen
    Die Donald Trump jedoch gewillt ist, in den Wind zu schreiben. Der US-Präsident ist fest entschlossen, den Finanzmarkt zu deregulieren, die Banken wieder von der Leine zu lassen. Er klagte jüngst über den Dodd-Frank-Act, ein Gesetz zur Bankenregulierung, das 2010 in Kraft trat. Es verpflichtet Finanzinstitute, mehr Eigenkapital vorzuhalten, um ihre Überschuldung zu verhindern. Es erweitert die Stresstests, stärkt die Bankenaufsicht und den Verbraucherschutz.
    Trump will das Gesetz kippen, weil es angeblich dem Markt unnötige Fesseln anlege. Das Repräsentantenhaus verabschiedete denn auch im Juni einen Entwurf zur Revision des Regelwerks. Wirtschaftsprofessor Smith warnt jedoch vor einem blinden Vertrauen in die Selbstregulierungskräfte des freien Marktes:
    "Märkte können nicht zaubern. Wenn die einzelnen Teilnehmer von Gier und Eigennutz getrieben sind, bewegt sich eben auch der Markt in diese Richtung, bildet neue Blasen, vielleicht auch auf dem Immobilienmarkt - und führt im schlimmsten Fall zum Kollaps."
    Deshalb hält er es für enorm gefährlich, die Regulierungen zurückzufahren. Noch allerdings hat der Senat der Abschaffung des Dodd-Frank-Act nicht zugestimmt. Und Smith hofft, dass die Gesetzgeber genug Vernunft aufbringen und auf die Bremse treten.