Nizza an der schönen Côte d’Azur ist ein beliebtes Reiseziel von Privatfliegern. Und es passt dieses Reiseziel auch zum Bild, das man sich von der Jet-Set-Society und ihren Privatjetreisen macht: Die Reichen und Schönen lassen sich in ihren privaten Luxusfliegern zum Shoppen in Nizza, zum Café nach Wien oder zum Flanieren nach Rom fliegen. Allerdings versucht die Branche schon seit Längerem, dieses Bild zu korrigieren. "Die Realität sieht anders aus", sagt Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt.
"Die Business Jets, die innerhalb Europas fliegen, sind nicht sehr groß. Der Komfort, den ich habe, besteht darin, dass ich nicht am Flughafen Schlange stehen muss. Aber das sind nun keine luxuriösen fliegenden Großraumlimousinen, sondern es geht beengt zu, da geht es sachlich zu – und der Vorteil ist wirklich die ersparte Reisezeit".
Geschäftsreisen per Flugzeug nehmen zu
Reine Privatreisen machen nur einen Teil des Flugverkehrs mit Privatjets aus. Experten schätzen den Anteil auf rund ein Drittel. Ansonsten geht es also geschäftsmäßig zu. Wobei es keine exakten Erhebungen gibt, wann jemand sich rein privat oder rein geschäftlich in die Lüfte schwingt. So viel aber lässt sich sagen: Die Geschäftsreise-Luftfahrt hat sich mittlerweile wieder erholt. Sie war nämlich durch die große Finanz- und Wirtschaftskrise vor zehn Jahren zuletzt arg gebeutelt worden. Seit dem vergangenen Jahr wächst die Branche wieder.
Der Vorteil für die Geschäftsreise im Privatjet, neben der Zeitersparnis, liegt auf der Hand: Während in Europa Linienfluggesellschaften nur rund 200 Ziele anfliegen, haben Privatjets die Möglichkeit, auf rund 2.000 Flughäfen zu landen. Branchenanalyst Eric Heymann von der Deutschen Bank sagt:
"Die großen Flughäfen wären einfach zu teuer für die allgemeine Luftfahrt und sie sind auch zu ausgelastet, als dass dort kleine Flugzeuge regelmäßig starten und landen könnten. Da gibt es natürlich ein paar Ausnahmen für Businessflieger, wo auch die Zahlungsbereitschaft da ist; aber wenn man an die private allgemeine Luftfahrt denkt, konzentriert sich das insbesondere auf die kleineren Flughäfen, bei denen wenig sonstiger Geschäftsreiseverkehr, Linienverkehr und so weiter stattfindet."
Anteil der Privatjetreisen insgesamt gering
Trotz der zunehmenden Zahl der Flüge verschärft der private Flugverkehr also nicht die Kapazitätsprobleme an den großen Drehkreuzen. Lange Wartezeiten aber treiben die Geschäftsreisenden an die kleinen Flughäfen – wo Linienflüge rar sind und daher häufig auf private Jets zurückgegriffen wird. "Das Angebot außerhalb der großen Drehkreuze entspricht letztlich immer weniger den Bedürfnissen von Geschäftsreisen, wo es letztendlich darum geht eine Geschäftsreise an einem Tag zu machen. Morgens hin und an einem Tag zurück und nicht so etwas über zwei Tage ziehen zu müssen", sagt Heinrich Großbongardt.
Insgesamt ist der Anteil der Privatjetreisen an der gesamten Luftfahrt gering: Rund 10 Millionen Starts gibt es pro Jahr in Europa insgesamt. Die 20 am häufigsten von Privatjets frequentierten Flughäfen zusammen brachten es nach Zahlen von 2013 auf gerade einmal rund 140.000 Starts im Jahr – ein Anteil im unteren einstelligen Prozentbereich. Und die am meisten von Privatjets frequentierten Flughäfen sind: Paris Le Bourget, Genf in der Schweiz und natürlich Nizza an der Côte d’Azur.