Von außen sieht das Haus von Martina und Norbert Feldevert wie viele im Münsterland aus: mit roten Klinkern verkleidet. Doch in dem Neubau verbirgt sich eine traditionelle Bauweise nach dem Prinzip des Fachwerkhauses.
"Die Außenhaut ist ein Holzständerhaus, mit einer Zellulose gedämmt. Außen haben wir Klinker genommen, dann kommt eine Hartfaserplatte, dann kommt die Zellulose. Von innen kommt noch eine Installationsebene sechs Zentimeter, wo die Leitungen drin liegen und dann kommt eine Rigipsplatte als Abschluss bis zur Tapete."
Klinker oder Putz, Holzfaserplatte aus Hartholz, Dämmung, Holzfaserplatte aus verleimten Spänen, danach Platz für Leitungen und noch einmal Dämmung. Schließlich Rigipsplatten statt Innenputz. So sind moderne Holzständerhäuser im Wesentlichen aufgebaut.
Natürliche Dämmstoffe sparen besonders viel Energie
Zellulose als Dämmstoff zu verwenden, war eine bewusst ökologische Entscheidung des Imkers und seiner Frau. Natürliche Dämmstoffe sind besonders geeignet, Energie zu sparen. Außerdem helfen Zellulose oder Holzfasern beim Einsparen von C02. Sie machen ein Haus sogar zur CO2-Senke, sagt Danny Püschel, Energieexperte des NABU.
"Und der ist über die ganze Lebensdauer des gesamten Gebäudes darin gebunden und dauerhaft der Atmosphäre entzogen. Das ist auch ein nicht zu unterschätzender Wert."
Was die Dämmung gegen Kälte angeht, so ist mit dem Zellulosedämmstoff die Rechnung aufgegangen. Norbert Feldevert.
"Im Altbau hatten wir wirklich 2.000 Kubikmeter Gasverbrauch, und jetzt beim Neubau mit dem gleichen Heizsystem 400 Kubikmeter. Das ist also drastisch nach unten hingegangen."
Wie verhalten sich Dämmstoffe im Sommer?
Aber nur weil ein Dämmstoff gut gegen Kälte schützt, tut er dies nicht automatisch auch gegen Wärme. Hier kommt die Wärmeleitfähigkeit ins Spiel. Dieser Wert drückt aus, wie viel Hitze ein Material speichern kann, ohne diese Wärme von außen direkt in den Innenraum abzugeben. Da schneidet Dämmmaterial aus Zellulose oder Holzfasern grundsätzlich besser ab als "zum Beispiel Polysterol-Hartschaum als Kunststoff, der liegt eher so im mittleren Bereich, oder Mineralfaser, die eher eine geringe Speicherfähigkeit hat", erläutert der Bauphysiker Jürgen Veit vom Ökozentrum Hamm. Eigentlich hätten die Ochtruper Bauherren also alles richtig gemacht.
Trotzdem beobachtet Hauseigentümer Norbert Feldevert: "Sommertags, wenn es richtig warm ist, dass wir 30 Grad Außentemperatur haben, dann haben wir in Wohnzimmer oder Küche schnell 25, 26 Grad. Was ich dann doch recht warm finde. Und das war im Altbau angenehmer."
In den Angaben zum jeweiligen Dämmstoff ist verzeichnet, wie dick er ist und welchen Dämmwert er jeweils gegenüber Kälte und Hitze entwickelt. Aber das allein reicht noch nicht für die Auswahl des richtigen Materials, um auch im Sommer die Hitze abzuhalten. Jürgen Veit:
"Beim sommerlichen Mindestwärmeschutz ist es eine Frage zum Beispiel, wie viel Wärme durch den Sonneneintrag kommt in das Gebäude rein, was kann dort über den Tag zum Beispiel gespeichert werden, und ist es möglich über eine Nachtlüftung, diese gespeicherte Wärme wieder abzuführen?"
Dämmstoff alleine schützen nicht vor sommerlicher Hitze
Denn je nachdem, wie viel Sonne auf das Haus trifft, kann man die Hitze auch mit dem besten Dämmstoff nicht abhalten. Auch das Mauerwerk im Innern eines Hauses spielt dabei eine Rolle.
"Dann haben Sie vielleicht Mauerwerkstrennwände, Sie haben die Betondecken. Also auch im Innenbereich ist dann hier eine gute Speicherfähigkeit vorhanden. Dann spielt der Dämmstoff keine so große Rolle, wie speicherfähig er ist."
Ohne das Holzständerhaus aus Ochtrup gesehen zu haben, urteilt der Bauphysiker.
"Das ist jetzt ein Aufbau, der nicht so stark speicherfähig ist. Es kann sein, dass er relativ große Glasflächen hat, und sich der Raum dadurch auch aufheizt, er den Sonnenschutz vielleicht nicht konsequent bedient und herunterfährt. Und es kann aber auch sein, dass das Gebäude auch vielleicht nicht ausgiebig runtergekühlt wird in der Nacht, sodass es runtergeht."
Ausrichtungh des Hauses beachten
Tatsächlich sind die Fenster des modernen Fachwerkhauses nicht beschattet. Außerdem sind sie im Verhältnis fast größer als die Wandflächen. Die Bauweise im Innern ist offen. Die im Vergleich zu Styropor und Mineralwolle gute Wärmespeicherfähigkeit des Zellulosedämmstoffs entfaltet dann im Sommer nur eine geringe Wirkung. Sich also nur auf die Dämmstoffangaben zu verlassen, reicht demnach nicht. Die Art des Gebäudes, seine Ausrichtung nach Süden oder Norden: Das alles spielt für Jürgen Veit vom Ökozentrum Hamm eine Rolle, um die für winters und sommers geeignete Dämmung auszuwählen.
"So kann es natürlich sein, dass durch den hohen Gebäudeschutz, den wir heute haben, ein Gebäude sozusagen auch zur Wärmefalle werden kann. Das, was im Winter gut ist, dass man eine Zustrahlung hat, das hat man natürlich im Sommer auch. Und dann muss ich ganz zielgerichtet überlegen, wie gehe ich damit jetzt im Sommer um."