Böse Beats, harte Drops und Lines: ein abgefuckter Style - das ist Frankfurter Gangsterrap anno 2019.
Die Serie "Skylines" taucht ein in diese von Testosteron geprägte Parallelwelt: Das fiktive Erfolgs-Label "Skyline Records" ist dabei aber nicht nur die Hochburg für Azzlack-Rap und millionenschwere Deals. Unter dem Dach des Chef-Rappers Kalifa wird gekifft und geschlägert, werden Drogen vertickt und Machtkämpfe ausgefochten.
"Wenn ihr jetzt die Fresse nicht haltet, schmeiß' ich euch alle vom Dach."
"Hey Fettsack, was hast gerade gesagt?"
"Mach' nicht auf Gangster, du Schwuchtel."
"Hey Fettsack, was hast gerade gesagt?"
"Mach' nicht auf Gangster, du Schwuchtel."
Produzent und Newcomer Johannes, Künstlername Jinn, kommt als Idealist in dieses korrumpierte Umfeld. "Pass auf, Jinn. Du hast Skills, die sind mies, Bruder. Die kann kein Schwanz bumsen." Er hat die Wahl, kollaborieren und das große Geld machen, oder ablehnen und weiter mit seinem Freund in kleinen Klubs auftreten. "Verschwende nicht deine Zeit und dein Talent!" Natürlich unterschreibt er. "The skyline is the limit."
Frankfurt als perfekter Schauplatz
Es muss eben nicht immer Berlin sein: Frankfurt als gefährlichste Stadt Deutschlands - höchste Kriminalitätsrate, florierender Drogenhandel, lebendige Hip-Hop-Szene - ist der perfekte Schauplatz für ein Drehbuch über Drogen, Geld und Gewalt.
Die Musik dient dabei als große Metapher fürs Leben mit all seinen Problemen, "fürs Klarkommen", wie die Figuren der Serie sagen würden. Sie ist das, was alle Gruppen - Banker, Dealer, Kriminelle, Rapper und Produzenten sowieso - vereint. Sie ist der eigentliche Protagonist in "Skylines" - und das macht die Serie so besonders und unterscheidet sie von ähnlichen Formaten wie "4 Blocks", "Beat" oder "Dogs of Berlin".
"Was machst du da?" "Bullen anrufen." "Nein, das machst du nicht. Leg auf!"
Verknüpft mit realer Hip-Hop-Szene
"Skylines" ist die bislang beste deutsche Serie im Milieu der Gangster und Straßengangs. Das liegt vor allem daran, weil sie so authentisch und kenntnisreich daherkommt wie eine Insider-Doku. Das hat Gründe: Autor und Showrunner Dennis Schanz hört Gangsterrap seit er denken kann, arbeitete für die Serie mit Benjamin Bazzazian, einem der führenden Hip-Hop-Produzenten Deutschlands zusammen und recherchierte beim Frankfurter Label 385idéal.
"Was ist jetzt mit dem Antrag, warum kommt die Bank nicht aus dem Arsch?"
"Du hast zu viele Kredite über die Firma laufen. Da sind die erstmal vorsichtig." "Ja, weil ich Kanake bin."
"Du hast zu viele Kredite über die Firma laufen. Da sind die erstmal vorsichtig." "Ja, weil ich Kanake bin."
Hauptdarsteller Murathan Muslu, der den fiktiven Star-Rapper Kalifa spielt, war früher in Wirklichkeit Rapper. Viele der eher unbekannten Schauspieler kennen die Szene seit ihrer Jugend, sind Migranten oder Flüchtlingskinder, so wie der einmal mehr herausragende Edin Hasanovic, der den hin- und hergerissenen Newcomer Jinn spielt. Dazu haben echte Rapper wie Olexesh, Azad oder Nura Gastauftritte und Nebenrollen. Und dann sind da diese Analogien und Anspielungen, die "Skylines" auf das Banken-Business macht: "Wollen sie mich erpressen?" "Ich will Geschäfte mit Ihnen machen, Herr Dietz."
Boss oder Babo - zwei Seiten derselben Medaille
Man merkt: Die Männer in Krawatte und Anzug, hoch oben in den Wolkenkratzern, sind - auch wenn sie in die Oper statt in Clubs gehen - eigentlich so wie die Brüder unten in den U-Bahn-Schächten mit Jogginghose und Goldkette. Beide verfolgen ihr Business, beide sind gnadenlos, egozentrisch, geldgeil. Boss oder Babo - zwei Seiten derselben Medaille.
"Was arbeitest du?" "Für eine Bank." "Welche Filiale. Vielleicht bin ich Kunde.""Nicht in einer Filiale." "Entspann dich, war nur Spaß." So ist "Skylines" eine stark gemachte, musikalisch herausragende und erzählerisch gelungene, spannende, sozialkritische Drama-Serie mit hohem Authentizitätsfaktor. In der Sprache ihrer Protagonisten: "Echt mies, Bruder!"
"Skylines" ist ab 27.9. auf Netflix abrufbar.